Bewerben in Dänemark
Buko, Bier und Bio-Tech
Allgemeines über Dänemark
Das kleine Land Dänemark ist Deutschlands
nördlichster Nachbar. Das Meer ist überall
in Dänemark in erreichbarer Nähe, deshalb
verbringen die Deutschen hier besonders gern
ihren Urlaub.
In Dänemark leben 5,59 Mio. Menschen auf 43.000
km², ein großer Teil davon, nämlich 1,8 Mio.,
im Großraum Kopenhagen. Weitere Großstädte
sind Aarhus (264.100 Einw.), Odense (177.600
Einw.), Alborg (155.600 Einw.) und Esbjerg
(81.600 Einw.). Zu Dänemark gehören auch
noch die Färöer Inseln und Grönland. Man
spricht Dänisch, im Handels- und Geschäftsleben
aber auch sehr gut Englisch, wie überall
in Skandinavien.
Dänemark gehört zwar zur EU, nicht aber zur
europäischen Währungsunion, deshalb bezahlt
man in Dänemark noch immer mit der dänischen
Krone. Bis heute halten die Dänen an ihrer Währung
fest. Grund dafür waren die anfängliche Angst vor der
Instabilität des Euros und, zur Zeit der erneuten
Volksabstimmung 2007, die Wirtschaftskrise.
Dänemark ist ein moderner Industriestaat
mit hohem Lebensstandard und einem stark
ausgeprägten Dienstleistungssektor. Seit
den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts hat
sich die dänische Wirtschaft, die geprägt
ist von mittelständischen und kleineren Unternehmen,
sehr gut entwickelt. Mit 4,5% ist die Arbeitslosenrate
im europäischen Vergleich äußerst gering.
78% der Dänen im berufstätigen Alter stehen
auch tatsächlich im Erwerbsleben - damit
hat das Land eine der höchsten Beschäftigungsquoten
der Welt. Einen sehr hohen Anteil daran haben
die Frauen. In Dänemark findet man das typisch
nordische Phänomen, dass auch Frauen, die
Kinder haben, weiterhin fast lückenlos berufstätig
sind. Moderne und flexible Arbeitszeitmodelle
und eine gut organisierte staatliche Kinderbetreuung
machen dies möglich.
Der dänische Arbeitsmarkt basiert nicht auf
einer staatlichen Reglementierung durch Gesetze,
sondern auf Abkommen zwischen Arbeitgeber-
und Arbeitnehmerorganisationen. Sie umfassen
grundlegende Bereiche wie Mindestlöhne, Streikrecht
und Arbeitszeiten. 80% der Beschäftigten
sind daher auch gewerkschaftlich organisiert.
Bewerben in Dänemark - Chancen auf dem Arbeitsmarkt
Die wichtigsten Wirtschaftszweige in Dänemark
sind Schiffsbau, Maschinenbau und Anlagenbau,
gefolgt von der Elektronikindustrie, Chemie
und Biotechnologie, der pharmazeutischen
Industrie, Druck und Papier, Textilien, Möbel,
Zement, der Lebensmittelindustrie und Dienstleistungen.
Obwohl die dänische Wirtschaft eher mittelständisch
geprägt ist, gibt es traditionelle Großunternehmen
in der Schifffahrt, im Handel und in der
Brauereibranche mit so bekannten Marken wie
Tuborg oder Carlsberg. Durch Fusionen sind
in den letzten Jahren auch Großbanken entstanden
sowie große Betriebe im Anlagenbau, in der
pharmazeutischen Industrie, im Landmaschinenbau
und in der Lebensmittelbranche. Jedes Kind
in Deutschland kennt den Buko-Käse, ganz
zu schweigen von den berühmten Legosteinen,
die man überall auf der Welt findet. Der
Tourismus spielt in Dänemark eine große Rolle
und Erdöl- und Erdgasfunde vor der dänischen
Küste haben einen ebenfalls florierenden
Wirtschaftszweig entstehen lassen.
Der wichtigste
Handelspartner Dänemarks ist
Deutschland, gefolgt von Schweden, den Benelux-Staaten
und Großbritannien. Außerhalb Europas treibt
Dänemark vor allem mit den USA und Japan
Handel.
Angesichts der Globalisierungstendenzen betreiben
die großen dänischen Firmen eine aktive grenzüberschreitende
Akquisitionspolitik und investieren z.B.
in Deutschland. Umgekehrt gibt es zahlreiche
Tochterunternehmen deutscher Firmen in Dänemark.
Wer bei einem solchen Unternehmen arbeiten
möchte, sollte sich die entsprechende Liste
bei der Deutsch-Dänischen Handelskammer ansehen,
im Internet unter der Adresse www.ahk-daenemark.dk
(auch auf Deutsch). Die Investoren-Initiative
»Invest in Denmark« sieht vor allem
in den Bereichen IT/Telekommunikation/Elektronik,
Nahrungsmittel, Distribution, Servicezentren
wie Call Center sowie Medizintechnik/Biotechnologie/Pharmazie
ein großes Entwicklungspotenzial, besonders
im Großraum Kopenhagen, das auch auf den
benötigten Fachkräftebedarf durchschlagen
wird.
Bei der geringen Arbeitslosigkeit in Dänemark
und praktischer Vollbeschäftigung, sind die
Chancen nicht schlecht, über kurz oder lang
einen Arbeitsplatz zu finden. Auf längere
Sicht wird in Dänemark in den oben genannten
Branchen sogar ein Mangel an Fachkräften
erwartet.
Für Bundesbürger ist es besonders einfach,
in Dänemark einen Job anzutreten, bürokratische
Hürden gibt es kaum. Dennoch ist ein Arbeitsplatz
in Dänemark nicht unbedingt begehrt - in
erster Linie wegen des dänischen Steuersystems,
das zwar einfacher ist als das in Deutschland,
aber einen wesentlich höheren Steuersatz
festlegt. Hinzu kommt, dass das Lohnniveau
niedriger ist als im Heimatland, so dass
ein Job in Dänemark finanziell wenig attraktiv
erscheint. So kommen denn auch mehr Dänen
zum Arbeiten nach Deutschland als umgekehrt.
Sprache lernen
Wer sich dennoch in Dänemark
bewerben möchte oder
zum Beispiel in ein Tochterunternehmen einer
deutschen Firma in Dänemark versetzt wird,
muss als erstes die dänische Sprache erlernen.
Selbst wenn im Geschäftsleben sehr häufig
Englisch gesprochen wird, ist der Alltag
ohne dänische Sprachkenntnisse sehr mühsam
und letztlich auch einsam. Aber keine Sorge:
Dänisch zu lernen ist für Deutsche nicht
sehr schwer, da die Sprachen viele Ähnlichkeiten
haben.
Dänisch-Kurse werden in Deutschland bei privaten
Sprachenschulen, z.B. Berlitz, und an vielen
Volkshochschulen angeboten. Wer noch Kontakte
zur Universität hat, kann sich in einem skandinavistischen
Institut nach entsprechenden Sprachkursen
erkundigen.
In Dänemark werden Sprachkurse für Ausländer
angeboten bei:
› Sprachhochschule Kalø,
www.kalo.dk
› Den Internationale Højskole i Helsingør,
www.ipc.dk
› Hochschule Askov,
www.askov-hojskole.dk
› Højskolen Østersøen,
www.hojoster.dk
Hinsichtlich der Preise, Anmeldungen, Unterbringung
etc. setzt man sich am besten direkt mit
den Institutionen in Verbindung.
Bewerben in Dänemark - Job finden
Selbstverständlich kann sich ein Jobsucher
bei allen Unternehmen und Einrichtungen,
die ihn interessieren, direkt
bewerben. Besonders
aussichtsreich ist die Suche über Stellenangebote
in der Presse. Hier erfährt man schnell,
in welchen Branchen und Bereichen überhaupt
Arbeitskräfte gesucht und eingestellt werden.
Den größten Stellenmarkt hat die Zeitung
»Berlingske Tidende«, www.berlingske.dk.
Die Sonntagsausgaben von »Morgenavisen
Jyllands Posten« (www.jp.dk) und »Stiftstidende«
haben einen umfangreichen Stellenteil. Für
einen Job in Dänemark kann man sich auch
über schwedische Meiden bewerben.
Neben Zeitarbeitsfirmen, privaten Stellenvermittlern
(im dänischen Telefonbuch unter »Vikarbureauer«
sowie im Internet unter
www.job-guide.dk ) und Berufsberatungsstellen können jedoch
vor allem die staatlichen Arbeitsämter weiterhelfen.
In Deutschland erteilt die Bundesagentur
für Arbeit (
www.arbeitsagentur.de)Auskunft über freie Stellen in Dänemark.
Freie Stellen in Dänemark haben auch die
EURES-Berater der europäischen Arbeitsvermittlungsdienste
in ihrem Computer:
www.eures.dk. Die EURES-Berater helfen bei Fragen zu
Bewerbungsformalitäten, Sozialversicherung
und Steuern.
Als Bundesbürger hat man auch freien Zugang
zu allen Angeboten der staatlichen dänischen
Arbeitsverwaltung und zu den dänischen Jobzentren
(eine Liste ist bei der dänischen Botschaft
erhältlich). Alle Arbeitssuchenden, auch
deutsche Staatsbürger, können die Arbeitsvermittlung
kostenlos nutzen, ohne dass eine Registrierung
bei der Arbeitsverwaltung erfolgen muss.
Die öffentlichen Arbeitsvermittlungsstellen
sind auch für kurzfristige Arbeit zuständig,
z.B. Studentenjobs, Au-pair-Beschäftigung,
Praktika etc. Die Chancen sind per Zeitung
jedoch höher als über die staatlichen Arbeitsämter.
Anerkennung von Diplomen
Vor der eigentlichen Bewerbung sollten sich
Jobsucher rechtzeitig erkundigen, ob und
wie weit ihre akademischen Diplome in Dänemark
anerkannt werden. Für entsprechende Informationen
wendet man sich am besten an die dänische
Niederlassung des National Academic Recognition
Information Centre (NARIC), Rektorkollegiet,
H.C. Andersens Boulvard 45, DK-1553 Kobenhavn
V, Tel.: 0045 33 92-54 05, Fax: ...-5075,
e-mail: jk-rks@inet.uni-c.dk
Bewerben in Dänemark - Besonderheiten bei
der schriftlichen Bewerbung
Die schriftliche Bewerbung besteht aus einem
Bewerbungsschreiben in einwandfreiem Dänisch
(!), das maximal zwei DIN-A-4 Seiten lang
sein darf. In der Regel bezieht sich eine
Bewerbung auf eine konkrete Stellenannonce
in der Zeitung oder im Internet, Blindbewerbungen
sind unüblich. Zeugnisse werden in Kopie
beigefügt. Wichtig ist die Angabe von Referenzen,
die auch geprüft werden. Ein Foto wird nicht
erwartet und ist auch nicht üblich. Ein bisschen
tückisch: Der Arbeitgeber verlangt Gehaltsangaben
über die letzte Arbeitsstelle (auch das wird
geprüft), denn die Firmen orientieren sich
bei einem Arbeitsplatzwechsel am letzten
Gehalt. Tariflöhne und feste Gehaltsstrukturen
gibt es in Dänemark nämlich nicht.
Bewerben in Dänemark - Vorstellungsgespräch
Wenn es zu einem Vorstellungsgespräch kommt,
muss man sich auch auf Fragen nach den persönlichen
Verhältnissen einstellen und Auskunft über
Ehe, Kinder, Schwangerschaft, finanzielle
Stellung etc. geben. Das findet in Dänemark
jeder normal ! Fast immer wird vor einer
Einstellung ein Persönlichkeitstest durchgeführt.
Auch von Ausländern erwartet man den sicheren
Umgang mit der Landessprache in Wort und
Schrift. Hilfreich können persönliche Kontakte
in Dänemark sein, darauf legt man Wert.
Noch ein Tipp: Im dänischen Geschäftsleben
wird Pünktlichkeit sehr geschätzt.
Arbeitsvertrag/Arbeitszeit/Probezeit
Die Beschäftigung von Arbeitern unterliegt
in Dänemark keinen gesetzlichen Bestimmungen,
Angestellte erhalten jedoch einen schriftlichen
Arbeitsvertrag, der sich nach dem Angestelltengesetz
bzw. Feriengesetz richtet. Häufig wird im
Vertrag aber nur auf die Gültigkeit dieser
Gesetze verwiesen. Tariflöhne und feste Gehaltsstrukturen
gibt es nicht, das Gehalt richtet sich nach
dem zuletzt erhaltenen Entgelt, 13. Monatsgehälter
sind unüblich. Bei Gehaltsverhandlungen sollte
man jedoch die relativ hohe Besteuerung der
Gehälter berücksichtigen.
Die wöchentliche Arbeitszeit beträgt 37 Stunden.
Jeder Arbeitnehmer hat Anspruch auf 5 Wochen
bezahlten Urlaub, wenn er das gesamte vorherige
Jahr durchgehend beschäftigt war. Ist dies
nicht der Fall, werden die Urlaubstage anteilig
an der Dauer der Jahresarbeitszeit berechnet.
Das Feriengesetz sieht vor, dass alle Arbeitnehmer
in Dänemark drei Wochen ihres Urlaubes in
der Hauptferienzeit zwischen dem 2. Mai und
dem 30. September nehmen sollen. Sie erhalten
zuzüglich zu ihrem Gehalt dann auch noch
eine Ferienzulage von 1% des Vorjahresgehaltes.
Die Probezeit beträgt in Dänemark üblicherweise
3 Monate.
Steuern und soziale Leistungen
Auf den ersten Blick zahlen die dänischen
Arbeitnehmer außerordentlich hohe Einkommensteuern
von 32% (in Holland 6%, in Deutschland
17%), abzüglich persönlicher Freibeträge.
Hinzu kommen eventuell 12% an sozialen Beiträgen
für die freiwillige Zusatzversicherung und
Arbeitslosenversicherung. Da das dänische
Sozialsystem jedoch ganz anders strukturiert
ist als das deutsche, halten sich die Lohnabgaben
letztlich ungefähr die Waage. Das System
der sozialen Sicherheit und die Krankenfürsorge
werden in Dänemark weitgehend aus Steuermitteln
finanziert. Die medizinische Versorgung durch
Ärzte/Ärztinnen und die Behandlung in Krankenhäusern
sind grundsätzlich kostenlos. Bei Zahnarztbehandlungen
müssen die Patienten einen Teil der Rechnung
selbst tragen. Krankheitsfürsorgeausweise
bzw. Krankenversicherungsausweise für neue
Bürger gibt es bei der Aufnahme ins Einwohnerregister.
Die Mitgliedschaft in einer der 38 staatlich
anerkannten Arbeitslosenversicherungen ist
freiwillig. Alle Einwohner über 67 Jahre
haben Anspruch auf eine staatliche Einheitsrente,
für die keine Beiträge geleistet werden müssen.
Für Arbeitnehmer gibt es eine Zusatzrente,
für die sie umgerechnet 10 Euro im Monat
zahlen.
Die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall oder
während der Urlaubszeit beträgt 100% des
Nettoeinkommens. In den ersten zwei Wochen
einer Krankheit zahlt der Arbeitgeber das
Gehalt weiter, danach erhält der Arbeitnehmer
Krankengeld aus der Sozialversicherung.
Rentenversicherung, Invalidenrente und Familienleistungen,
z.B. Kindergeld oder Mutterschaftsgeld, stehen
allen in Dänemark lebenden Menschen zur Verfügung.
Weitere Informationen
EU-Bürger dürfen bis zu 3 Monaten in Dänemark
ohne Visum, Aufenthaltsgenehmigung oder Arbeitserlaubnis
wohnen und arbeiten. Wer länger als drei
Monate bleiben will, braucht jedoch eine
Aufenthaltsgenehmigung. Sie ist beim zuständigen
Bezirksamt des dänischen Wohnortes, dem statsamt,
zu beantragen. Ein Antrag auf Aufenthaltsgenehmigung
kann auch schon in Deutschland bei einer
dänischen diplomatischen oder konsularischen
Vertretung gestellt werden. Die Aufenthaltsgenehmigung
ist für Ausländer das wichtigste Dokument.
Sie muss ständig bei sich getragen werden
und auf Verlangen vorgezeigt werden können.
Eine Arbeitserlaubnis ist für EU-Bürger -
und damit auch für Deutsche - nicht erforderlich.
Hilfreiche Internet-Adressen:
›
www.workindenmark.dk (englisch)
› Dänische Botschaft:
tyskland.um.dk
› Deutsch-Dänische Handelskammer:
www.handelskammer.dk