Bewerben in Spanien
Allgemeines über Land und Leute
In Spanien leben und arbeiten mehr als 50.000
Deutsche, das sind mehr, als in Frankreich
und Großbritannien zusammen. Das vermutet
man zuerst einmal nicht, denn im Gegensatz
zu Englisch und Französisch steht Spanisch
bei den wenigsten Schulen hierzulande auf
dem Lehrplan. Ohne gute bis sehr gute Sprachkenntnisse
wird man jedoch auch in Spanien beruflich
nicht Fuß fassen können.
Obwohl die Arbeitslosenquote zu den höchsten
in Europa zählt, haben deutsche Naturwissenschaftler
und Ingenieure (speziell in der IT-Branche)
gute Chancen. Auch kaufmännisches Fachpersonal
und technologisch hochqualifizierte Arbeitnehmer
werden gesucht. Besonders gute Jobmöglichkeiten
hat man im Sommer im Hotel- und Gaststättengewerbe,
im Tourismus und in der Baubranche.
Die Wirtschaftsregionen sind in Spanien sehr
unterschiedlich entwickelt. Ganz vorne liegen
Barcelona und sein Umland, Madrid gilt als
Verwaltungszentrum. Aufstrebende Städte sind
Zaragoza und Pamplona mit ihrer expandierenden
Automobilindustrie.
Negativ: Die spanische Firmenlandschaft ist von kleinen
und mittleren Unternehmen mit weniger als
250 Arbeitnehmern geprägt. Die meisten Stellen
werden aufgrund von persönlichen Beziehungen
oder Mundpropaganda vergeben. Eine schwierige
Hürde also für deutsche Jobsucher, die noch
keine persönlichen Kontakte im Land haben.
Positiv: Die Karrierechancen für Frauen sehen
in Spanien sehr gut aus. Es ist hier üblich,
dass auch Mütter mit kleinen Kindern berufstätig
sind, das Teilzeitarbeitsangebot ist daher
breit. Internationale Firmen in Spanien haben
oft Schwierigkeiten, ihren Bedarf an Personal
mit Fremdsprachenkenntnissen zu decken, so
dass Ausländer mit Spanischkenntnissen hier
gute Aussichten haben.
Bewerben in Spanien - Job finden
Generell ist der einfachste Weg, einen Arbeitsplatz
in Spanien zu finden, der persönliche Kontakt,
der für Spanier sehr wichtig ist. Häufig
erfährt man nur auf diese Weise, ob eine
Stelle frei ist und ob sich eine Bewerbung
überhaupt lohnt. Wenn man noch keine persönlich
aufgebauten Kontakte besitzt, fährt man besten
ins Land, sammelt vor Ort die notwendigen
Informationen und wendet sich direkt an die
staatlichen Stellen zur Vermittlung von Arbeitsplätzen.
Das Arbeitsvermittlungsmonopol liegt in Spanien
beim nationalen staatlichen Arbeitsamt INEM
»Instituto Nacional de Empleo, Area
de Gestión de Empleo, c/Condesa de Venadito,
9, 28027 Madrid«. INEM und seine Büros
sind auch zuständig für EU-Bürger/innen,
die in Spanien arbeiten wollen. Neben der
Vermittlung von Arbeitsstellen bietet INEM
auch Berufsberatungen und Weiterbildungskurse
an. Für Hochschulabsolventen gibt es an vielen
spanischen Universitäten spezielle Arbeitsvermittlungsbüros
in Kooperation mit dem staatlichen Arbeitsamt:
COIE, »Centros de Orientación e Información
de Empleo«. Daneben gibt es auch in
Spanien rein universitäre Job- und Recruitment-Messen
»Bolsas de Trabajo«.
Bei den Industrie- und Handelskammern kann
der interessierte Jobsucher Listen mit Unternehmen
bekommen, die mit spanischen Firmen zusammenarbeiten
und dadurch Kontakte knüpfen. Informationen
geben auch die Spanische Handelskammer in
Frankfurt/Main (
www.spanische-handelskammer.de)oder das
Spanische Handelsbüro im Generalkonsulat in Düsseldorf.
Private Stellenvermittlungsagenturen existieren
auch in Spanien - ihre Tätigkeit beschränkt
sich jedoch auf das höhere Management. Und
obwohl die private Vermittlung von Zeitarbeit
in Spanien verboten ist, sind dort Zeitarbeitsfirmen
wie Manpower und ECCO aktiv. Sie vermitteln
vor allem Teilzeitarbeitsplätze sowie Stellen
im mittleren Management. Namen und Adressen
findet man in den gelben Seiten.
Die häufigste Form der Stellensuche wird
jedoch über Zeitungsannoncen und spontane
Bewerbungen direkt bei den Unternehmen erfolgen.
Zeitungen mit Stellenanzeigen sind:
El País (Stellenanzeigen für alle Berufsgruppen,
gehäuft aus der Region Madrid),
El Mundo,
La Vanguardia (viele Stellen aus dem Raum Barcelona),
Actualidad Económica (wöchentlich erscheinende Wirtschaftszeitung
mit Managementpositionen und Stellen im kaufmännischen
Bereich).
Bewerben in Spanien - Besonderheiten bei
der schriftlichen Bewerbung
Bei der Erstellung der Bewerbungsunterlagen
gibt es nur wenige festgelegte Regeln:
› das Anschreiben wird maschinengeschrieben
und kann Referenzadressen enthalten
› der Lebenslauf (max. 2 Seiten lang) wird
in der traditionell üblichen Art verfasst,
allerdings werden sehr ausführliche Angaben
zur Person erwartet: Name, Adresse und Telefonnummer,
Nummer des Personalausweises (!), Geburtsdatum
und -ort, Nationalität, Ehestand und Kinderzahl,
gelegentlich sogar Angaben zu Größe und Gewicht
› der Lebenslauf wird datiert und unterschrieben
und mit einem qualitativ guten Foto versehen
› Ausbildungs- und Arbeitszeugnisse werden
in Kopie beigefügt, am besten mit einer spanischen
Übersetzung.
Bewerben in Spanien - Vorstellungsgespräch
Vorstellungsgespräche sind das übliche Auswahlverfahren,
häufig werden sogar bis zu sechs Gespräche
geführt. Die Persönlichkeit des Bewerbers
und seine Teamfähigkeit sind die wichtigsten
Kriterien bei der Besetzung einer Stelle.
Persönlichkeitstests sind in Spanien noch
nicht weit verbreitet.
Gehalt und Sozialleistungen sind deutlich niedriger als in Deutschland.
Beim Gehalt müssen 30 bis 50% Abstriche
gemacht werden, die Lebenshaltungskosten
sind jedoch ähnlich hoch wie in Deutschland.
Die Gehälter basieren auf einem jährlich
aktualisierten Mindestniveau, üblicherweise
erhalten Arbeitnehmer 14 Monatsgehälter.
Die Sozialversicherungsbeiträge betragen
7%, die Leistungen der spanischen Sozialversicherung
sind jedoch nicht mit denen der deutschen
vergleichbar.
Arbeitsvertrag/Arbeitszeit/Probezeit
Arbeitsverträge können, müssen aber nicht,
schriftlich abgefasst werden. Gesetzlich
vorgeschrieben sind sie bei den zahlreichen,
in Spanien üblichen, befristeten Verträgen.
Im Arbeitsvertrag sollte unbedingt die Stellenkategorie
festgeschrieben werden, denn nach ihr richten
sich Gehalt, Arbeitszeit, Urlaubsanspruch,
Sozialbeiträge etc. Im Vertrag festlegen
sollte man auch die Kündigungsfristen, die
zwischen zwei Wochen und sechs Monaten liegen
können.
Flexible Arbeitszeiten haben sich in Spanien
noch nicht durchgesetzt, die wöchentliche
Arbeitszeit beträgt 40 Stunden, es gibt mindestens
25 Urlaubstage plus 13 gesetzliche Feiertage.
Probezeiten dauern zwischen 15 Tagen und
6 Monaten.
Weitere Informationen
Zur Einreise nach Spanien reicht für jeden
EU-Bürger der Personalausweis. Die geduldete
Anwesenheit ohne Aufenthaltsgenehmigung beträgt
3 Monate. Will man jedoch länger bleiben
und im Land arbeiten, muss man eine Aufenthaltsgenehmigung
bei der Polizei beantragen. Dazu legt man
neben dem Ausweis eine Einstellungsbescheinigung
des Arbeitgebers oder eine Arbeitsbescheinigung
vor. Die Dauer der Aufenthaltsgenehmigung
beträgt 5 Jahre.
Auch Spanien ist dem »Doppelbesteuerungsabkommen«
beigetreten, so dass deutsche Arbeitnehmer,
die in Spanien arbeiten auch nur in Spanien
ihre Steuern bezahlen müssen.