Bewerben in Schweden
Hej och välkomna!
Allgemeines
In Schweden leben 8,8 Mio. Menschen auf einer
Fläche von knapp 450.000 km² - damit gehört
das Land zu den dünn besiedelsten in Europa.
Ein Drittel der Bevölkerung lebt in den großen
Städten: in der Hauptstadt Stockholm mit
727.000 Einwohnern (mit umliegender Region
1,6 Mio. Einw.), in Göteborg mit 456.500 Einwohnern
(760.000) und in Malmö mit 251.000 Einwohnern
(498.000). In Schweden sind 530.000 Ausländer
ansässig, deren Anteil an der Erwerbsbevölkerung
ungefähr 5% beträgt. Auf dem Arbeitsmarkt
haben sie die gleichen Rechte wie schwedische
Staatsbürger.
Obwohl Schweden in den 90er Jahren mit einer
schweren Wirtschaftskrise zu kämpfen hatte,
liegt die Arbeitslosenquote heute bei »nur«
7% - das ist nicht hoch im europäischen Gesamtvergleich.
49% der Bevölkerung sind berufstätig - das
sind 80% aller Einwohner im Alter von 16
bis 64 Jahren. Schon seit den 60er Jahren
war Schweden europäischer Vorreiter in Sachen
Gleichberechtigung und Berufstätigkeit von
Frauen. Entsprechend hoch ist der Anteil
der berufstätigen Frauen bei 48%. Es ist
allgemein üblich, dass junge Mütter mit kleinen
Kindern weiter berufstätig sind - moderne
Kinderbetreuungs-Konzepte und ein sehr hohes
Teilzeitarbeitsangebot machen dies möglich.
Der schwedische Reichstag ist übrigens das
Parlament mit der weltweit höchsten Frauenquote
mit einem Sitzanteil von 40%.
Die schwedische Wirtschaft - zu 85% in Privatbesitz
- ist gut entwickelt. Schweden gehört zu
den weltweit führenden Nationen im Bereich
der Informationstechnologie (IT): Telekommunikation,
e-Commerce, Internet und Neue Medien. Nicht
zu vergessen die Holzindustrie, die Automobilindustrie
mit so bekannten Marken wie Volvo und Saab
und elektronische Geräte von Elektrolux.
In den letzten Jahren gab es zunehmend interessante
Jobangebote für Angehörige der Baubranche.
Kreative skandinavische Architektur, Design
und Innenraumgestaltung haben sich zu einer
weltweit beachteten Größe entwickelt. Auch
deutsche Bauingenieure und Architekten, die
der Flaute auf dem heimischen Arbeitsmarkt
entgehen wollten, haben hier spannende Aufgaben
gefunden.
Seit 1995 ist Schweden Mitglied der EU und
bereitet sich wie die anderen Länder der
Europäischen Wirtschaftsunion auf die Einführung
des Euro im Jahr 2002 vor.
Größter Handelspartner Schwedens ist die
Bundesrepublik Deutschland. Zahlreiche Institutionen
fördern und erleichtern die wirtschaftlichen
Verknüpfungen beider Länder. So sind Praktika
und Jobs in Schweden gar nicht so schwierig
zu finden, wie vielleicht erwartet.
Die größte Hürde stellt - wie immer bei einer
Tätigkeit im Ausland - die Sprache dar. Obwohl
nahezu jeder Schwede Englisch spricht und
in vielen international arbeitenden Firmen
sogar Englisch die tägliche Umgangssprache
ist, haben es Arbeitssuchende schwer, ohne
schwedische Sprachkenntnisse überhaupt eine
Stelle zu finden.
Deutsche Hochschulabsolventen, die in Schweden
arbeiten möchten, treffen auf ungefähr gleichaltrige
schwedische Mitbewerber. Die Schweden beenden
mit ca. 19 Jahren die Schule und studieren
dann vier bis fünf Jahre, so dass sie bei
Berufseintritt im Schnitt Mitte Zwanzig sind.
Das ist im europäischen Vergleich eher alt,
entspricht aber dem Durchschnittsalter der
deutschen Berufseinsteiger.
Bewerben in Schweden - Studieren in Schweden
Viele schwedische Universitäten und Hochschulen
bieten für ausländische Studenten Studienreihen
in englischer Sprache an. Welche dies im
Einzelnen sind, kann man in der Broschüre
»Courses in English - Sweden - Universities
& University Colleges« nachlesen,
die über die schwedische Botschaft in Berlin
- www.schweden.org oder über das Schwedische Institut in Stockholm
(
www.si.se) zu beziehen sind. Die beiden Institutionen
halten auch weitere kostenlose Broschüren
zum Thema »Studieren in Schweden«
in englischer Sprache bereit.
Ausländische Studenten, die regulär in Schweden
studieren möchten, müssen nicht nur die jeweiligen
Zugangsvoraussetzungen für das gewünschte
Fach erfüllen, sondern auch sehr gute schwedische
Sprachkenntnisse in einem Test nachweisen.
Der sogenannte TISUS-Test (Test i svenska
för universitetsstudier) wird an allen großen
schwedischen Universitäten jeweils im August
durchgeführt. Für Studenten, die keine Kenntnisse
in der schwedischen Sprache mitbringen, wird
eine begrenzte Anzahl von Studiengängen angeboten,
in denen Sprachkurse mit Kursen zu Schwedens
Politik, Wirtschaft, Sozialpolitik und Kultur
kombiniert werden.
Doktoranden und Forscher, die an einer schwedischen
Universität tätig werden möchten, benötigen
gute Kontakte zu der jeweiligen Hochschule
und/oder müssen eine Einladung der Einrichtung
nachweisen.
Alle schwedischen Hochschulen und Universitäten
haben eine eigene Homepage mit umfangreichen
und detaillierten Informationen. Eine vollständige
Übersicht über die schwedischen Hochschulen
hält das schwedische Zentralamt für höhere
Bildung bereit.
Bewerben in Schweden - Job finden
Für Praktikanten oder Berufsanfänger, die
für eine begrenzte Zeit nach Schweden gehen
möchten, steht eine ganze Reihe von Möglichkeiten
zur Kontaktaufnahme zur Verfügung.
Praktika sind in Schweden nicht in dem Maße
üblich, wie dies in Deutschland der Fall
ist. Dennoch bieten große Firmen Praktikumsplätze
an, insbesondere für Ingenieure.
Der klassische Weg zu einem dauerhaften Arbeitsplatz
führt über die staatlichen Arbeitsämter,
die noch immer 60% der freien Stellen vergeben.
Es gibt in Schweden 16 internationale Arbeitsämter,
die ausländische Jobsucher vermitteln (Arbetsförmedling
Utland); hier sind auch die EURES-Berater
tätig. Bei diesen Spezialarbeitsämtern kann
man eine Broschüre mit dem Titel »Auf
Arbeitssuche in Schweden« beziehen.
Eine Liste der entsprechenden schwedischen
Arbeitsämter gibt es im Internet in englischer
Sprache unter der Webadresse:
www.ams.se (Swedish National Labour Market Administration
- AMS) oder über EURES, das Netzwerk der
Arbeitsämter in Europa.
Auch von Deutschland aus kann man in Schweden
nach Praktikums- oder Arbeitsplätzen suchen:
Europäisches Berufsberatungszentrum, Arbeitsagentur
Kiel, Adolf-Westphal-Str. 2, 24143 Kiel,
Tel.: 0431 / 709 12 24, Fax: 0431 / 709 15
61.
In Schweden, einem der führenden IT-Länder
der Welt, ist die Jobsuche über das Internet
weit verbreitet. Es lohnt sich in jedem Fall,
einen Blick in die verschiedenen online-Jobbörsen
zu werfen.
Natürlich gibt es auch in Schweden Zeitungen
und Fachzeitschriften mit klassischen Stellenannoncen;
die größte mit den meisten Stellenanzeigen
ist »Dagens Nyheter«, die sonntags
erscheint. Die Bedeutung der gedruckten Suchanzeigen
tritt aber zurück angesichts der Möglichkeiten,
die das Internet bietet. Alle großen Firmen
in Schweden haben eigene Homepages, auf denen
auch immer die aktuellen Stellenanzeigen
angeklickt werden können.
Um gezielt nach schwedischen Unternehmen
zu suchen, die Wirtschaftsbeziehungen mit
Deutschland unterhalten, kann man bei der
Schwedischen Handelskammer nachfragen unter
www.schwedenkammer.de, Postadresse: Schwedische
Handelskammer in der Bundesrepublik Deutschland,
Berliner Allee 32, 40212 Düsseldorf, Tel.:
0211/8620200, Fax: 0211/324488. Bei der Deutsch-Schwedischen
Handelskammer in Stockholm gibt es Informationen
und Anschriften zu deutschen Tochtergesellschaften
und Vertretungen in Schweden: www.handelskammer.cci.se,
Postanschrift: Deutsch-Schwedische Handelskammer,
Narvavägen 12, S-11522 Stockholm, Tel.: 0046/8/6651800,
Fax: 0046/8/6651804. Die schwedische Botschaft
in Berlin erteilt Auskünfte über das Leben
und Arbeiten in Schweden und beantwortet
Fragen zu Renten und Sozialversicherungen
(
www.schweden.org).
An den schwedischen Universitäten gibt es
nach englischem Vorbild »Careers Services«
(z.B. »Arbetsforum« an der Universität
Stockholm), die auch teilweise auswärtigen
Hochschulabsolventen zugänglich sind.
Gute Möglichkeiten bieten auch Firmenkontaktmessen,
die im Oktober und von März bis Mai an den
großen Universitäten durchgeführt werden.
Armada, die größte Firmenkontaktmesse in
Schweden, wird im Oktober von der Studentenvertretung
des »Royal Institute of Technology«
in Stockholm organisiert.
Mit etwas Glück können Interessierte auch
abseits der offiziellen Wege einen Praktikums-
oder Arbeitsplatz finden. Eine Möglichkeit
ist die Kontaktaufnahme mit einem schwedischen
Arbeitgeber über das weitverzweigte Netz
deutsch-schwedischer Partnerstädte. Die schwedische
Botschaft in Berlin (
www.schweden.org) hält im Internet eine Liste der deutsch-schwedischen
Partnergemeinden bereit. Wer über diesen
Weg einen Job in Schweden bekommt, kann sicher
mit einer sehr persönlichen Hilfe bei Umzug
und Arbeitsaufnahme und allen damit verbundenen
Formalitäten rechnen.
Frauen, die an einem Praktikums- oder Arbeitsplatz
in Schweden interessiert sind, sollten sich
an die Vereinigung SWEA wenden. Dies ist
eine weltumspannende ideelle Organisation
schwedisch sprechender Frauen, die im Ausland
leben oder gelebt haben und sich um die Förderung
und Verbreitung der schwedischen Sprache,
Kultur und Tradition bemühen. Die SWEA-Mitglieder
helfen beim Umzug ins Ausland und bei der
Heimkehr und fördern persönliche und professionelle
Kontakte. SWEA in Deutschland unter der Website
www.swea.org.
Als wichtigste Strategie bei der Arbeitssuche
wird von Experten die Stellensuche vor Ort
empfohlen. Es sollte vor dem Einsenden von
Bewerbungsunterlagen oder einige Tage danach
telefonisch Kontakt zu dem Unternehmen aufgenommen
werden. Initiativbewerbungen werden gerne
gesehen.
Bewerben in Schweden - Besonderheiten bei
der schriftlichen Bewerbung
Der wichtigste Punkt vorab: in Schweden wird
die Beherrschung der englischen Sprache grundsätzlich
gefordert. 60% aller Bewerbungen - vor allem
bei großen und international tätigen Unternehmen
- werden in Englisch abgefasst.
Der Aufbau der Unterlagen entspricht weitgehend
den deutschen Gepflogenheiten:
› kurzes maschinengeschriebenes Anschreiben
› zweiseitiger Lebenslauf, ohne Datum und
Unterschrift, ein Foto ist nicht unbedingt
erforderlich
› Kopien von Ausbildungs- und Diplomzeugnissen
› Zeugnisse früherer Arbeitgeber
› Referenzen dürfen angegeben werden
Bewerben in Schweden - Vorstellungsgespräch
Der übliche Weg des Auswahlverfahrens ist
das klassische Vorstellungsgespräch, bei
dem man sich auf Fragen einstellen muss,
die in Deutschland eher unüblich sind. Der
Alkohol- und Tabakkonsum eines Arbeitnehmers
ist für Skandinavier ein wichtiger Punkt.
Frauen werden recht unverblümt nach ihrer
Familienplanung befragt. Bei der Einstellung
für gehobene Positionen werden psychologische
Tests durchgeführt.
Arbeitsvertrag/Arbeitszeit/Probezeit
Arbeitsverträge sind von dem sehr starken
Einfluss der Gewerkschaften in Schweden geprägt.
Tarifabkommen regeln genau die Inhalte und
einzelnen Punkte der Arbeitsverträge. In
der Regel sind Arbeitsverträge schriftlich
abgefasst, doch haben auch mündliche Vereinbarungen
Gültigkeit. Befristete Arbeitsverträge sind
in Schweden kaum üblich, da von Gesetzes
wegen ein Arbeitsverhältnis nach sechs Monaten
automatisch unbefristet wird.
Die wöchentliche Arbeitszeit beträgt 40 Stunden.
Typisch für Schweden mit seiner familienfreundlichen
Politik: Arbeitnehmer mit kleinen Kindern
dürfen täglich sechs statt acht Stunden arbeiten.
Je nach Position haben Arbeitnehmer Anspruch
auf 26-30 Urlaubstage im Jahr, zuzüglich
der 12 gesetzlichen Feiertage. In Schweden
gehen Männer und Frauen mit 65 Jahren in
Rente.
Die Probezeit dauert in Schweden zwölf Monate.
Dafür sind Kündigungen aber schwieriger durchzuführen
als in Deutschland, da die Arbeitsgesetze
sehr arbeitnehmerfreundlich sind.
Steuern und soziale Leistungen
Die Lebenshaltungskosten in Schweden sind
etwas höher als in Deutschland, die Gehälter
leicht niedriger. Schweden ist berühmt-berüchtigt
für seine hohen Steuersätze. Weniger bekannt
ist jedoch, dass in den Steuern die Sozialbeiträge
bereits enthalten sind. Alle in Schweden
gemeldeten Personen sind automatisch krankenversichert
und haben Anspruch auf Krankengeld. Eine
Arbeitslosenversicherung ist freiwillig,
lohnt sich aber wegen der hohen Versicherungsleistungen
von 75% des letzten Gehaltes. Wer hier nicht
eingeschrieben ist, hat Anspruch auf Leistungen
aus der staatlichen Arbeitslosenhilfe. In
Schweden gibt es eine staatliche Grundrente
und - nach der jüngsten Rentenreform, die
in Europa vielbeachtet ist - ein gut funktionierendes,
z.T. privates Zusatzrenten-System.
Weitere Informationen
In Schweden wird ohne Aufenthaltsgenehmigung
eine Anwesenheit von 3 Monaten geduldet.
Will man länger bleiben, muss innerhalb der
ersten 3 Monate eine Aufenthaltsgenehmigung
beantragt werden, die 5 Jahre gültig ist.
Dazu muss neben dem Ausweis eine Arbeitsbescheinigung
oder eine Einstellungserklärung des Arbeitgebers
vorgelegt werden.
Ausländische Arbeitnehmer, die nicht nur
eine kurzfristige Beschäftigung in Schweden
aufnehmen, fallen unter das »Doppelbesteuerungsabkommen«
und müssen ihre Steuern nur in Schweden und
nicht auch im Heimatland zahlen. Dadurch
haben sie aber Anspruch auf das gesamte,
auch nach den letzten Kürzungen im sozialen
Bereich noch immer sehr ausgeprägte soziale
Netz in Schweden.