Automatisierungstechnik sichert den Produktionsstandort Deutschland
Ein Beitrag von Prof. Dr. Matthias Seitz, Hochschule Mannheim, Fakultät für Elektrotechnik
Die Automatisierung technischer Prozesse ist für die produzierende Wirtschaft im Zeitalter der Globalisierung ein entscheidender Wettbewerbsvorteil. Viele Menschen fürchten Automatisierung vernichte Arbeitsplätze. Das Gegenteil ist jedoch der Fall. Gerade die Branchen mit hohem Automatisierungsanteil wie die Chemie oder die Automobilindustrie bieten heutzutage die meisten Jobs. Warum?
Warum ist Automatisierungstechnik für unsere Gesellschaft wichtig?
Die Erfindung neuer Geräte wird durch die Automatisierungstechnik erst möglich gemacht. Das Antiblockiersystem ABS oder das Antikollisionssystem im Auto basiert auf intelligenten automatisierungstechnischen Komponenten. Auch in Gebäuden ist die Automatisierung von Heizungsanlagen, Aufzügen oder Überwachungskameras allgegenwärtig.
› aus [1] (quelle: ABB Automation GmbH)
In der industriellen Produktion nimmt die Automatisierung dem Menschen vor allem körperlich anstrengende, monotone und gesundheitsgefährdende Arbeiten ab. Dabei entstehen viele neue Tätigkeitsfelder, z.B. im Bereich der Interaktion von Mensch und Maschine.
Derzeit wird unter dem Schlagwort Industrie 4.0 an der vierten industriellen Revolution gearbeitet mit dem Ziel, die Fabrikeinheiten durch die Möglichkeiten des Internets noch stärker zu vernetzen und zu automatisieren. Vor diesem Hintergrund nimmt der Ingenieur in der Automatisierungstechnik eine Schlüsselstellung ein: Einerseits entwickelt er Automatisierungskonzepte für innovative Produkte oder für eine effiziente, sichere und qualitativ hochwertige Produktion. Andererseits kann er durch die Gestaltung der Mensch-Maschine-Schnittstelle und Konzeption der Automatisierungslösung interessante neue Arbeitsplätze schaffen.
Was ist Automatisierungstechnik?
Automatisierungstechnik ist eine
interdisziplinäre Wissenschaft. Sie basiert auf Grundlagen der Elektrotechnik und der Informatik. Automatisierungstechnik tritt in vielen Geräten und Anlagen in Erscheinung, wo sie dafür sorgt, dass Prozesse selbsttätig ablaufen. Eine Welt ohne Automatisierung ist heute gar nicht mehr denkbar. In unserer hochtechnisierten Welt ginge so gut wie überhaupt nichts mehr! Man stelle sich zum Beispiel vor, es gäbe:
› keine automatisierten Lüftungs- und Heizungsanlagen in Gebäuden
› keine Wasch- und Spülmaschinen mit Automatikprogramm
› keine automatisierten Müllsortierungsanlagen
› keine Produktionsanlagen mit Robotern
› keine Geldautomaten.
Den Studierenden der Automatisierungstechnik eröffnet sich also ein vielfältiges Arbeitsgebiet.
Studiengang mit hohem Praxisbezug
Praxisorientierte Ausbildung, enge Kontakte zur regionalen Industrie und zahlreiche anwendungsorientierte Projektarbeiten prägen das Studium der Automatisierungstechnik an Fachhochschulen. In den Laboratorien machen sich die Studierenden anhand moderner Geräte frühzeitig mit den Anforderungen der beruflichen Praxis vertraut.
Doch das ingenieurmäßige Arbeiten erfordert auch ein hohes Maß an Systematik, logischem Denken und Abstraktion. Deshalb werden im Studium neben der praxisorientierten Ausbildung soweit wie nötig auch theoretische und mathematisch-physikalische Grundlagen vermittelt.
An der Hochschule Mannheim beispielsweise werden ca. 40 Studierende in kleinen Semestern von engagierten Professoren und Mitarbeitern individuell betreut. Insbesondere die Studierenden im ersten Semester werden durch Mentoren und Tutoren ganz besonders intensiv beraten. Durch einen hohen Anteil von Laborübungen in den Lehrveranstaltungen des Grund- und Hauptstudiums, durch ein in das Studium integriertes Praxissemester, durch eine Projektarbeit und das Anfertigen einer Bachelorarbeit, oft direkt in einem Unternehmen der Region, ist ein hoher Praxisbezug des Bachelorstudiums gewährleistet.
Der Studiengang »Bachelor of Science in Automation Technology/Automatisierungstechnik « an der Hochschule Mannheim enthält sechs Theorie- und ein Praxissemester. Die Lehrveranstaltungen in den beiden ersten Semestern (Grundstudium) werden wahlweise in deutscher oder englischer Sprache angeboten. Danach wird das Hauptstudium in deutscher Sprache fortgesetzt. Das Bachelorstudium bereitet intensiv auf die Berufstätigkeit vor.
Nach dem Bachelorabschluss können Studierende in einem Masterstudiengang ihre theoretischen und analytischen Fähigkeiten schärfen. In zwei Theoriesemestern und einem Semester für die Masterthesis wird die wissenschaftliche Befähigung der Studierenden weiterentwickelt.
Internationalität
Die globale Arbeitswelt erfordert heutzutage gute Englischkenntnisse. Das Studium sollte deshalb dazu genutzt werden, die Sprachkenntnisse weiterzuentwickeln und anzuwenden. Die Hochschule Mannheim verfügt wie die meisten Hochschulen über ein weltweites Netzwerk von Partnerhochschulen, das einem hohen Anteil von Studierenden eine Studien- oder Praxisphase im Ausland ermöglicht. Üblich sind Auslandsaufenthalte im Rahmen eines Praxissemesters oder zur Anfertigung von Bachelorarbeiten.
Außerdem bietet die Hochschule Mannheim den Studiengang »Bachelor of Science in Automation Technology/Automatisierungstechnik« zweisprachig an. Die Lehrveranstaltungen in den beiden ersten Semestern (Grundstudium) werden wahlweise in deutscher oder englischer Sprache angeboten. Danach wird das Hauptstudium in deutscher Sprache fortgesetzt[2].
Exzellente Berufsaussichten
Ein Ingenieur bzw. eine Ingenieurin der Automatisierungstechnik findet daher nicht nur ein hochinteressantes und vielfältiges, sondern auch ein zukunftssicheres Arbeitsgebiet vor.
Namhafte Firmen und die Industrieverbände VDE, ZvEI u.a. bestätigen immer wieder aufs Neue, dass es auf Jahre hinaus eine ständige Nachfrage nach Ingenieuren der Automatisierungstechnik mit Bachelorabschluss genauso wie mit Masterabschluss geben wird[3]. Bei der Planung, dem Bau und der Inbetriebnahme von modernen Anlagen sind Wissen und Erfahrung auf dem Gebiet der Automatisierungstechnik unverzichtbar. Daher werden für Ingenieurinnen und Ingenieure auch künftig Stellen in Entwicklung, Projektierung, Produktion und Vertrieb angeboten werden, die hoch interessant und bestens dotiert sind.
Quellen und weiterführende Links
› [1] M. Seitz: Speicherprogrammierbare Steuerungen für die Fabrik- und Prozessautomation, Hanser Verlag, 2012
› [2] Hochschule Mannheim, Fakultät für Elektrotechnik,
www.et.hs-mannheim.de
› [3] GMA-Internet-Studienführer Messund Automatisierungstechnik, www.vdi. de/40252.0.html
Kurzvita
Prof. Dr. Matthias Seitz studierte Elektrotechnik in der Studienrichtung Regelungstechnik an der TU Darmstadt. Danach arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Automatisierungstechnik der TU Darmstadt auf dem Gebiet der Robotik und Bildverarbeitung. Nach der Promotion war er in der zentralen Ingenieurtechnik der Hoechst AG (heute Siemens Solutions Process Industries) in Frankfurt als Projektleiter für die Automatisierung von Chemie- und Pharmaanlagen tätig. Seit dem Jahr 2000 ist er Professor für Automatisierungstechnik an der Hochschule Mannheim.