Die Unternehmensrisiken im Griff: Berufseinstieg in die Bereiche Compliance, Interne Revision und Risikomanagement
Ein Beitrag von Prof. Dr. Niels Olaf Angermüller, Professur für Finanzmanagement, Hochschule Harz
Die Bereiche Compliance, Interne Revision und Risikomanagement haben sich in den letzten Jahren zu interessanten Einstiegsgebieten für Absolventen wirtschaftswissenschaftlicher Studiengänge entwickelt. Diese Arbeitsgebiete sollen daher kurz vorgestellt werden, bevor auf konkrete Anforderungen und Weiterentwicklungsmöglichkeiten eingegangen wird.
Compliance umfasst den angemessenen Umgang mit internen und externen Regelungen in Unternehmen und Organisationen. Somit hat Compliance einen sehr umfassenden Charakter, da alle Teile der Organisation zu betrachten sind. Dies macht den Bereich herausfordernd und abwechslungsreich zugleich. Insbesondere bei Finanzdienstleistern ergeben sich hier aktuell neue Betätigungsfelder, da sowohl Banken als auch Versicherer mittlerweile eine Compliance- Funktion einrichten müssen. Wer in diesem Gebiet arbeiten möchte, sollte auch eine Affinität zu juristischen Fragestellungen mitbringen. Die Interne Revision fungiert als unabhängige interne Kontrollinstanz in Unternehmen und Organisationen. Sie ist für Prüfungen in allen Bereichen zuständig und hat damit ein sehr umfassendes Aufgabengebiet, das durch ständig neue Herausforderungen gekennzeichnet ist. Anders als im Bereich Compliance spielen hier auch Wirtschaftlichkeitsüberlegungen eine große Rolle. Gemäß dem neueren Verständnis der Internen Revision fungiert diese auch als interne Beratung in Unternehmen. Bei größeren oder international tätigen Unternehmen bringt eine Tätigkeit in der Internen Revision auch oft eine Reisetätigkeit mit sich. Deren Ausprägung hängt vom Unternehmen ab und sollte vorab mit den persönlichen Vorstellungen des Bewerbers abgestimmt werden. Die inhaltlichen Anforderungen hängen hier stark von der Größe der Organisation ab: In kleineren und mittleren Unternehmen werden meist Generalisten benötigt, die sich schnell in alle Facetten einarbeiten können. Größere Unternehmen bauen dagegen meist Spezialisten-Teams auf, die sich mit Schwerpunkten befassen, z.B. mit Bereichen wie Finanzen oder Personal. Die Bedeutung des Risikomanagements ist in den letzten zehn Jahren in deutschen Unternehmen erheblich gewachsen. Im Jahr 1998 wurde mit dem Gesetz zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich (KonTraG) eine rechtliche Anforderung für Aktiengesellschaften und größere GmbHs erlassen, gemäß der existenzbedrohende Risiken früh erkannt werden müssen. Vorausgegangen waren einige spektakuläre Unternehmenskrisen und -zusammenbrüche.
Heutige Ansätze des Risikomanagements gehen nicht nur auf existenzbedrohende Risiken ein, sondern verstehen Risikomanagement als Management von Chancen und Risiken. Definiert wird Risiko oft als (negative) Abweichung von einer Planung. Diese erfolgt normalerweise im Controlling, so dass die Bereiche Risikomanagement und Controlling idealerweise eng verknüpft sein sollten. Wie in den zuvor beschriebenen Bereichen Compliance und Interne Revision ist auch das Risikomanagement recht umfassend, denn potenziell können in jedem Bereich eines Unternehmens Risiken auftreten. Dies gilt intern, aber z.B. auch beim Outsourcing. Abhängig von der Unternehmensgröße finden sich eher Generalisten als Risikomanager oder Spezialisten, die dann meist bestimmte Risikoarten betrachten. Eine häufige Gliederung ist die in Kontrahentenrisiken (Risiko, dass Vertragspartner z.B. durch eine Insolvenz nicht ihren Verpflichtungen nachkommen), Marktrisiken (z.B. Verteuerung der Einkaufspreise), politischen und länderspezifische Risiken (z.B. politische Unruhen oder Finanzkrisen) und operationelle Risiken (Risiken, die sich ergeben durch den Faktor Mensch, z.B. Betrug oder Fehler, Systeme, Prozesse oder externe Ereignisse). Die bisherigen Ausführungen haben verdeutlicht, dass die beschriebenen Bereiche alle eine recht umfassende Perspektive des Unternehmens haben. Für Absolventen bringt dies nicht nur die Herausforderung mit, sich in unterschiedliche Themen schnell einarbeiten zu müssen, sondern auch die Chance, durch die dabei gewonnenen Erkenntnisse auf dem weiteren beruflichen Weg vielseitig einsetzbar zu sein. Darüber hinaus hat man in allen der dargestellten Bereiche Berührungspunkte zu anderen Stellen im Unternehmen, so dass man schnell Kontakte knüpfen kann. Oft erfolgt auf Basis des gewonnenen Überblicks über das Unternehmen und die aufgebauten Kontakte eine Weiterentwicklung in Management- Funktionen.
Die beruflichen Einstiegsperspektiven sind als sehr gut zu bezeichnen.
Alle Bereiche wurden in den letzten Jahren deutlich ausgebaut, und diese Entwicklung hält an. Zudem gibt es im Finanzdienstleistungsbereich spezialgesetzliche Anforderungen, die eine Beschäftigung mit den beschriebenen Gebieten vorgeben. In jedem Fall können Absolventen in den Bereichen Compliance, Interne Revision oder Risikomanagement relevante generalistisch geprägte Berufserfahrungen sammeln, aus denen sich für den weiteren Werdegang vielfältige Perspektiven ergeben.
Kurzvita
Dr. Niels Olaf Angermüller ist Professor für Finanzmanagement / Finanzdienstleistungen an der Hochschule Harz.
Im Anschluss an sein Studium der Betriebsund Volkswirtschaft an den Universitäten Göttingen und Nottingham war er zunächst als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Koordinator am Zentrum für Globalisierung und Europäisierung der Wirtschaft an der Universität Göttingen tätig. Nach dem Abschluss seiner Dissertation zum Themengebiet internationaler Finanzmärkte, Finanzmarktkrisen und die Rolle der Bankenaufsicht, wechselte er in die Revision eines international tätigen
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