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Erwartungen der Arbeitgeber an zukünftige Wirtschaftswissenschaftler

Ein Beitrag von Prof. Dr. Beate M. Gleitsmann, Rheinische Fachhochschule Köln

Die Märkte verändern sich schnell. Dynamik, Individualisierung, Digitalisierung, technische Innovationen und steigende Konvergenz wirken sich nicht nur auf Produkte und Dienstleistungen, sondern auch auf die Anforderungen an die zukünftigen Arbeitnehmer aus.

Im Rahmen einer empirischen Studienreihe an der Rheinischen Fachhochschule Köln wurde untersucht, worauf potenzielle Arbeitgeber angehender Wirtschaftswissenschaftler besonderen Wert legen und welche Zusatzaktivitäten während des Studiums erwartet werden. Studierende sollten dieses Wissen nutzen, um ihr Studium schon frühzeitig in die richtige Richtung zu lenken und die eigene Attraktivität für Unternehmen zu steigern.

Erhebungsmethode und Datengrundlage

Betriebswirtschaft - Rheinische Fachhochschule Köln Die empirische Studienreihe startete nach einer ausführlichen Sekundärforschung mit zweistündigen Interviews von 30 Geschäftsführern und Personalleitern. Aufbauend auf diesen Gesprächen wurde ein Fragebogen entwickelt. Als Grundlage der Datenerhebung diente die aktuelle Hoppenstedt-Datenbank, die über 300.000 in Deutschland ansässige Unternehmen enthält. Es wurde eine Zufallsstichprobe von 2.500 gezogen und die Ansprechpartner in diesen Unternehmen wurden ausfindig gemacht. Hauptziel war es, Ansprechpartner für eine Onlinebefragung zu gewinnen, die eine hohe hierarchische Position haben und Personalverantwortung tragen. Aus der Datenerhebung resultierte eine effektive Stichprobe von 144 Unternehmen. Dies entspricht einer Rücklaufquote von 6%. Das durchschnittliche Alter der Befragten liegt bei 52 Jahren. Wie den Abbildungen zu entnehmen ist, sind 75% der Befragten im Top- und Middle- Management tätig. 88% der Befragten tragen Personalverantwortung. Männer sind mit 86,7% wesentlich stärker vertreten als Frauen (13,3%). Im ersten Teil der Befragung sollten die Personalverantwortlichen auf einer Skala von 1 bis 4 einstufen, wie zufrieden sie aktuell mit den Kompetenzen von Wirtschaftswissenschaftlern bei der Einstellung sind und wie wichtig sie diese Kompetenzen für eine erfolgreiche Einstellung in der Zukunft einschätzen (1= sehr unzufrieden bzw. sehr unwichtig; 4= sehr zufrieden bzw. sehr wichtig). Dabei wurde zwischen Fach-, Methoden- und Sozialkompetenz unterschieden.

Fachkompetenz

In der folgenden Abbildung werden die Mittelwerte der aktuellen Zufriedenheit und der Einschätzung der zukünftigen Bedeutung von Fachkompetenzen bei Wirtschaftswissenschaftlern dargestellt. Es wird deutlich, dass die Befragten eher unzufrieden mit den Kompetenzen im Bereich der Wirtschaftsethik und des internationalen Managements sind. Während des Studiums sind insbesondere das Projektmanagement, finanzwirtschaftliche und mathematisch-statistische Grundlagen von hoher Bedeutung für das Management vieler Unternehmen. Gerade bei diesen Fachbereichen ist auffällig, dass die Wichtigkeit, die die Befragten den Bereichen zuordnen, stark davon abweicht, wie zufrieden sie mit den Kompetenzen der Absolventen sind. Dem Fachwissen in internationalem Management, Projektmanagement, Statistik und Wirtschaftsmathematik wird für die Zukunft eine besonders hohe Bedeutung beigemessen. Für Studierende der Wirtschaftswissenschaften liegt die Chance demnach in der Herausstellung gerade dieser Kompetenzen gegenüber dem Arbeitgeber.

Methodenkompetenz

Bei den Methodenkompetenzen ist für Absolventen der Wirtschaftswissenschaften das Problemlösungsvermögen am bedeutsamsten. Knapp 73% der Befragten legen besonderen Wert darauf, dass Berufseinsteiger fähig sind, problematische Situationen und Prozesse zu identifizieren und effektive Lösungen herbeizuführen. Auch analytische Denkfähigkeit und konzeptionelles Planungsvermögen sollten beim Einstieg in eine betriebswirtschaftliche Anstellung mitgebracht werden. Transfervermögen nimmt im Vergleich mit den vorgenannten Kompetenzen zwar den letzten Platz ein, ist aber immerhin für etwa ein Drittel der Befragten wichtig für zukünftige Einstellungen.

Sozialkomptenzen

Von den Sozialkompetenzen ist den Managementvertretern vor allem die Kommunikations- und Teamfähigkeit besonders wichtig. Über 80% der Befragten stufen die Kommunikationsfähigkeit als »sehr wichtig« ein, doch nur 25% sind mit dieser bei den Absolventen auch »sehr zufrieden«. Neben Kommunikations- und Teamfähigkeit sollten Absolventen auch eine hohe Lernbereitschaft und Eigeninitiative sowie Belastbarkeit und Flexibilität mitbringen, um realistische Chancen auf eine Anstellung in ihrem Wunschunternehmen zu haben. Gerade bei Kompetenzen mit hoch eingestufter Wichtigkeit weicht die Zufriedenheit stark nach unten ab. Eine untergeordnete Wichtigkeit sehen Managementvertreter in den Sozialkompetenzen Kreativität, Leidenschaft und Aufgeschlossenheit. Die Zufriedenheit mit diesen Kompetenzen bei bisher eingestellten Absolventen deckt sich größtenteils mit den Anforderungen an zukünftige Bewerber.

Spezialisierungen und Zusatzengagement während des Studiums

Je nachdem in welchen Beruf der angehende Betriebswirt nach dem Studium einsteigen möchte, kann er sich in seinem Studium unterschiedlich auf den jeweiligen Bereich spezialisieren. Die Fächer im Studium können Studierende der Wirtschaftswissenschaften meist so kombinieren, dass sie optimal auf die gewünschte Berufsrichtung vorbereitet werden. Dies setzt allerdings voraus, dass die Studierenden bereits während der Studienzeit genaue Vorstellungen davon haben, was ihre Ziele nach dem Studium sind. Gerade im Bereich der Betriebswirtschaft sind sich viele Studierende jedoch noch nicht darüber bewusst, in welche berufliche Richtung es nach dem Studium genau gehen soll. Es liegt daher an den Studierenden selbst, sich frühzeitig zu informieren und sich eigene Ziele zu setzen. Trotz der beruflichen Orientierung im Studium sollten Einsteiger in den Wirtschaftsbereich im Allgemeinen eine möglichst generalistische Ausbildung absolvieren - denn je höher die Managementebene, desto eher werden in dieser Branche Generalisten verlangt. Vor allem in Führungs- und Planungspositionen werden Generalisten gebraucht, während Spezialisten beispielsweise in technischen Abteilungen benötigt werden.

Mit der Wahl eines Studienganges mit wirtschaftswissenschaftlicher Ausrichtung sind Absolventen optimal auf die aktuellen technischen Entwicklungen vorbereitet. Dieser Meinung ist über ein Drittel der Befragten. Auch die Kenntnis der deutschen und der englischen Sprache ist für die Mehrheit der Befragten in Zukunft ausreichend für eine Tätigkeit in einem deutschen Unternehmen. Berufsstarter müssen sich demnach nicht zwingend durch außergewöhnliche Sprachen hervorheben. Hilfreich bei der Einstellung in dem vom Studierenden bevorzugten Unternehmen ist es, wenn der Bewerber bereits vor dem Studium eine Berufsausbildung in seinem Bereich absolviert hat. Auch wird gerne gesehen, wenn das Studium so schnell wie möglich abgeschlossen wurde. Deutlich hebt sich bei den Erwartungen der Managementvertreter an das Studium eines Betriebswirtes die Wichtigkeit von Praxisprojekten ab. Ohne Ausnahme erwarten alle Befragten, dass der Neueinsteiger ausreichend Erfahrungen durch Praxisprojekte im Studium gesammelt hat, weshalb Kooperationsprojekte mit Unternehmen heutzutage ein wesentlicher Bestandteil des Studiums in vielen Hochschulen sein sollten.

Durch Praxisprojekte erarbeiten sich die Studierenden ihr Wissen aktiv selbst und vertiefen die von vielen Unternehmen geforderten Sozialkompetenzen wie Teamfähigkeit, Kommunikationsfähigkeit oder Belastbarkeit. Gerade zum Ende einer Projektarbeit wird die Belastbarkeit der Teilnehmer auf die Probe gestellt, denn hier ist der Arbeitsaufwand besonders hoch und mit viel Stress verbunden. Eine gute Teamarbeit ist eine Voraussetzung, um eine Projektarbeit erfolgreich abzuschließen. Auch ein Auslandsaufenthalt kann dem Betriebswirt beim Erlangen einer Anstellung helfen, wird jedoch nicht von allen Befragten als zwingend notwendig angesehen. Vor allem große Unternehmen mit internationaler Ausrichtung suchen nach Bewerbern mit Auslandserfahrung, da in solchen Unternehmen die Globalisierung eine entscheidende Rolle spielt. Durch ein oder mehrere Semester im Ausland können Studierende ihre Sprachkenntnisse deutlich verbessern, ihren interkulturellen Horizont erweitern und Selbstständigkeit demonstrieren. Nicht nur für den Jobeinstieg, sondern auch persönlich bietet ein Aufenthalt im Ausland eine wertvolle Erfahrung für Studierende. Ähnlich positiv wird auch ehrenamtliches Engagement gesehen. Eine ehrenamtliche Tätigkeit neben dem Studium kann dem Betriebswirt somit einen entscheidenden Vorteil gegenüber anderen Bewerbern bieten.
Betriebswirtschaft - Prof. Dr. Beate M. Gleitsmann

Kurzvita

Prof. Dr. Beate M. Gleitsmann ist Leiterin des Studienganges Medienwirtschaft an der Rheinischen Fachhochschule Köln. Neben der Qualität der Ausbildung ist ihr die kontinuierliche Anpassung der Studieninhalte an die Anforderungen der Arbeitgeber extrem wichtig. Zu diesem Zweck führt sie regelmäßig Marktbeobachtungsstudien durch. Sie hat Allgemeine Betriebswirtschaftslehre an der Universität zu Köln studiert und promovierte dort am Lehrstuhl für Marktforschung und Marketing. Während dieser Zeit war sie zudem geschäftsführende Gesellschafterin eines Beratungsunternehmens. In dieser Zeit konnte sie in mehr als 100 großzahligen Marktforschungsprojekten Erfahrungen über alle Branchen sammeln. Ihre aktuellen Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich des strategischen Personalmanagements, insb. mit dem Focus auf die Unternehmenskultur und den Auswirkungen der modernen Informations- und Kommunikationstechniken auf den Menschen und die Gesellschaft.
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