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Praxis pur: berufsbegleitender Master in Wirtschaftschemie

Ein Beitrag von Prof. Dr. Thorsten Daubenfeld, Hochschule Fresenius, Fachbereich Chemie & Biologie

Wie viel Betriebswirtschaft braucht ein Chemiker? Passt das überhaupt zusammen - Chemie und Wirtschaft - gibt es da nicht nur »entweder oder«? Die Praxis hat die passende Antwort parat: Wer in der chemisch-pharmazeutischen Industrie durchstarten will, muss beides mitbringen. Interdisziplinär und vernetzt denken ist angesagt.

Wohin nach dem Bachelor?

Für die meisten Absolventen eines Bachelor-Studiums in der Chemie scheint der Weg vorgezeichnet: Laut aktueller Statistik der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) nahmen 2013 97% aller Bachelorabsolventen an Universitäten ein Masterstudium auf. An Fachhochschulen waren es immerhin noch 64% [1]. Der direkte Berufseinstieg scheint für viele Bachelor-Absolventen also keine Alternative zu sein. Tatsächlich stehen abseits der klassischen Pfade für Absolventen aber interessante Wege offen, an deren Ende attraktive Arbeitgeber warten. Ein Beispiel hierfür ist der berufsbegleitende Master-Studiengang Wirtschaftschemie an der Hochschule Fresenius in Idstein.

»Arbeitgeber schätzen an den Absolventen besonders die professionalen Skills!«

Trendstudiengang Wirtschaftschemie

Traditionalisten der Chemie mögen einwenden: »Das ist doch weder richtige Chemie noch richtige BWL. Und nachher kann ich weder das eine noch das andere richtig. Dann lieber richtig Chemie studieren und BWL später im Job nebenbei lernen.« Indes: So mancher erlebte ein böses Erwachen, als es von der akademischen Welt in die Praxis ging. Plötzlich waren neben solidem Fachwissen auch wirtschaftswissenschaftliche Kenntnisse wie zum Beispiel Kosten- und Leistungsrechnung, Investitionsrechnung oder Marktanalysen gefragt. Absolventen mit interdisziplinärer Qualifikation, die durch ihr breitgefächertes Studium sowohl Chemie als auch die Wirtschaftswissenschaften beherrschten, waren auf der Überholspur und machten oft viel schneller Karriere als jemand, der sich mehrere Jahre lang ausschließlich - und sei es noch so intensiv - mit einem bestimmten Forschungsthema auseinandergesetzt hatte. Insofern ist diese Kombination aus Chemie und Wirtschaft keine fernliegende Idee, sondern liegt voll im Trend - und sie bereitet auf die täglichen Anforderungen der beruflichen Praxis in der chemisch-pharmazeutischen Industrie vor.

»Nur ein Drittel der promovierten Chemiker geht in die chemische Industrie!«

Der Studiengang Wirtschaftschemie wird daher auch von jeher in enger Zusammenarbeit mit der chemischen Industrie konzipiert - damit angehende Chemikerinnen und Chemiker direkt die komplexen Aufgaben bewältigen können, die vom ersten Arbeitstag an auf sie zukommen.

Warum die Promotion nicht immer der richtige Weg ist?

Chemie - Hochschule Fresenius Der Traditionalist sagt nun vielleicht: Was aber ist mit der Promotion? Diese hat natürlich nach wie vor ihre Berechtigung: Wer Faszination an der wissenschaftlichen Arbeit im Labor hat, mit Leib und Seele für die Chemie »brennt« und sich auch von Rückschlägen nicht entmutigen lässt, der sollte heute genauso wie gestern unbedingt eine Doktorarbeit anfertigen - und wird bei entsprechendem Erfolg hochinteressante und lukrative Arbeitsfelder vorfinden. Aber: Von den in Deutschland promovierten Chemikern geht pro Jahr etwa nur ein Drittel in die chemische Industrie. [1] Und die übrigen? Nicht alle verbleiben an der Hochschule oder machen einen Postdoc. Wohin gehen sie? Einige finden sich beispielsweise als Vertriebsmitarbeiter bei Herstellern von Analysegeräten wieder. Und dort stehen sie unter anderem im Wettbewerb zu Absolventen der Wirtschaftschemie - mit Bachelorabschluss wohlgemerkt. Viele kleine und mittelständische Unternehmen - und das sind knapp 90% aller Betriebe in der Branche, die zudem etwa die Hälfte aller Angestellten beschäftigen - haben meist nur wenige Stellen für promovierte Chemiker, da sie diese aufgrund deren hoher Spezialisierung meistens nur unzureichend auslasten und nicht adäquat entlohnen können. Eine differenzierte Betrachtung von Karrierewegen in der Chemie ist daher sinnvoll: klassischer Weg mit Promotion oder ein interdisziplinäres Vertiefungsstudium, das auf Master-Niveau den Weg in Richtung chemische Industrie ebnet.

Wirtschaftschemie berufsbegleitend studieren

Für Berufstätige mit hoher naturwissenschaftlicher Qualifikation, die künftig auch Managementaufgaben in der chemisch-pharmazeutischen Industrie übernehmen möchten, bietet die Hochschule Fresenius in Idstein den berufsbegleitenden Master-Studiengang Wirtschaftschemie an. Innerhalb von nur zweieinhalb Jahren erwerben die Studierenden wirtschaftswissenschaftliches Know-how und Führungskompetenzen. Am besten passt der Studiengang, wenn das Erststudium chemienah war und schon Grundkenntnisse in BWL oder zumindest eine hohe Affinität für Wirtschaftsthemen vorhanden sind. Das Studium baut auf der existierenden Fachexpertise auf und vermittelt in fünf Semestern praxis- und branchenrelevante Kenntnisse und Fähigkeiten an der Schnittstelle zwischen Chemie und Wirtschaft. Die Module sind dabei fast ausnahmslos eine einzigartige Kombination aus chemischen und betriebswirtschaftlichen Inhalten. Zu den Schwerpunkten des Studiums gehören:
› Strategische Marktanalysen von chemischen Wertschöpfungsketten
› Personalmanagement
› Prozessoptimierung
› Unternehmensfinanzierung
› Chemikalienrecht
› Vertrieb für Naturwissenschaftler
› Innovationsmanagement
› Change Management
› Interkulturelles Management
› Krisenkommunikation

Die Inhalte des Studiengangs wurden in enger Zusammenarbeit mit Praxispartnern aus der chemischen Industrie erarbeitet. überwiegend dozieren an der Hochschule Fresenius promovierte Chemiker, die bereits umfangreiche Erfahrungen in leitenden Positionen bei Unternehmen der chemischen Industrie gesammelt haben.

Belastbarkeit ist erforderlich - und gefragt!

Da das Studium berufsbegleitend angeboten wird, haben Studierende die Gelegenheit, neues Wissen und neue Kompetenzen direkt in der Praxis anzuwenden und zu vertiefen. Die Doppelbelastung verlangt von den Studierenden allerdings viel ab, da die Balance zwischen den Chemie - Hochschule Fresenius Anforderungen des beruflichen Alltags im Betrieb und den Anstrengungen im Studium nicht immer einfach ist. Die Studierenden sehen diese Herausforderung aber meist als Chance zur persönlichen Weiterentwicklung und erlernen dabei ganz nebenbei professionelles Projekt- und Zeitmanagement. Und gerade diese neben dem Studium erworbenen Eigenschaften (»professional skills«) schätzen Arbeitgeber an den Absolventen eines berufsbegleitenden Studiums besonders. [2] Auf diese Weise legen also viele Studierende bereits im Studium den Grundstein für den erfolgreichen Übergang in die Praxis und ihre Karriere.

Vielfältige berufliche Perspektiven

Absolventen des berufsbegleitenden Master-Studiengangs Wirtschaftschemie qualifizieren sich für höhere Aufgaben vor allem in folgenden Branchen:
› Chemische Industrie
› Pharmazeutische Industrie
› Unternehmensberatung
› Chemiebezogene Dienstleistungen (z.B. Chemiedistribution, Chemielogistik)
› Behörden (wie Umweltbundesamt, Bundeskriminalamt)

Fazit

Der lange Weg über den Master zur Promotion ist nicht der einzige und nicht in allen Fällen der richtige Weg in den Arbeitsmarkt. Ein interdisziplinäres Vertiefungsstudium bietet hier oft eine schnellere und vielfältigere Alternative. Vor allem die Wirtschaftschemie hat sich hier in den letzten Jahren sehr positiv entwickelt und wird vom Arbeitsmarkt nachgefragt. Ein berufsbegleitendes Studium der Wirtschaftschemie bietet darüber hinaus die besten Voraussetzungen, um sowohl interdisziplinäres Wissen in Chemie und Wirtschaft als auch Praxiserfahrung durch die Berufstätigkeit gleichzeitig zu sammeln.

Literatur

› [1] Chemiestudiengänge in Deutschland - Statistische Daten 2013, Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh).
› [2] forsa Studie, ILS Institut für Lernsysteme GmbH 2013, Weiterbildung & Fernstudium, S. 14
Chemie - Hochschule Fresenius

Kurzvita

Prof. Dr. Thorsten Daubenfeld ist im Fachbereich Chemie & Biologie an der Hochschule Fresenius in Idstein als Professor und Studiendekan für den Bachelor- und Masterstudiengang Wirtschaftschemie tätig. Er vertritt die Fächer »Physikalische Chemie« sowie »Strategische Marktanalyse«. Nach seinem Studium der Chemie an der TU Kaiserslautern (1998 bis 2003) fertigte er von 2003 bis 2006 seine Doktorarbeit an der Ecole Polytechnique (Palaiseau, Frankreich) an. Von 2006 bis 2010 war er als Consultant bei The Boston Consulting Group (BCG) tätig. Dort begleitete er zahlreiche Strategieprojekte bei führenden Unternehmen der chemischen Industrie und angrenzender Industriegüterbranchen im In- und Ausland, vorrangig im Bereich Innovationsmanagement. Prof. Dr. Daubenfeld ist im Vorstand der »Vereinigung für Chemie und Wirtschaft« (VCW) der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) tätig. 2014 wurde er für seine innovativen Lehrveranstaltungen mit dem »Ars legendi Fakultätenpreis Mathematik und Naturwissenschaften « in der Kategorie Chemie ausgezeichnet.
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