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Lohnt sich ein Controlling-Master?

Ein Beitrag von Prof. Dr. Ulrich Sailer, Professor für Controlling und Nachhaltigkeit, Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen

Die Anforderungen an Controller haben sich gewandelt: vom Herrscher der Zahlen und Informationslieferanten hin zum Business Partner, der Entscheidungsprozesse aktiv begleitet, mit Geschäftsfeldern und Funktionsbereichen in den Dialog tritt und überzeugend kommuniziert. Die erhöhten Anforderungen steigern auch das Interesse, sich durch ein Masterstudium im Controlling auf diese Aufgaben vorzubereiten.

An wen richtet sich ein Masterstudium?

Nachdem Controlling in vielen betriebswirtschaftlichen Bachelorstudiengängen seit Jahren eines der beliebtesten Studienschwerpunkte ist, möchten sich viele auch in einem entsprechenden Masterstudiengang hierfür weiter qualifizieren. Aber nicht nur die Nachfrage seitens der Studierenden, sondern auch das nach wie vor große Interesse der Unternehmen an gut ausgebildeten Controllern legt nahe, das Studienangebot auszuweiten. Für Bachelorabsolventen stellen sich dabei verschiedene Fragen:
› Soll ich direkt in den Beruf einsteigen oder einen Master anhängen?
› Welcher Master ist der richtige für mich? Welche beruflichen Chancen habe ich mit einem Controlling-Master?

Generell richtet sich ein Masterstudium an überdurchschnittlich gute Bachelorabsolventen. In den Zulassungssatzungen werden häufig Notendurchschnitte im Bereich von 2,0 bis 2,5 gefordert. Die Zulassung selber hängt dann aber von der Anzahl und der Qualifikation sämtlicher Bewerber ab, so dass oftmals ein noch besserer Notendurchschnitt notwendig wird. Bei der Vergabe von Masterstudienplätzen fließen zudem häufig noch Motivationsschreiben, Auswahlgespräche oder spezifische Berufserfahrungen mit ein. Hochschulen sind bei der Vergabe von Masterstudienplätzen deutlich anspruchsvoller als bei Bachelorstudienplätzen, schließlich ist die Anzahl der Studienplätze geringer und das Niveau ist höher.

»Das Gesamtpaket an beruflichen Qualifikationen muss stimmig sein.«

Erhöht ein Master die berufliche Qualifikation?

Entscheidender als die Frage, ob ein Masterabschluss grundsätzlich die Berufschancen steigert, ist die Stimmigkeit des Gesamtpakets an Qualifikationen. Bei BWL-Absolventen sind dies vor allem der Studienschwerpunkt, Auslandserfahrung, Praxiserfahrung und schließlich die Abschlussnote. Fehlende Auslands- und Praxiserfahrung kann auch ein Master nicht kompensieren. Hier sollte ein Bachelorabsolvent in Betracht ziehen, ein Auslandssemester oder auch ein Auslandspraktikum zu absolvieren, bevor ein Masterstudium beginnt. Bei der Wahl eines passenden Masters sollten sich die Bewerber intensiv mit den Inhalten auseinandersetzen. Durch eine geschickte Kombination der Studienschwerpunkte des vorangegangenen Bachelorstudiums mit dem Masterstudium lassen sich interessante Qualifikationsprofile entwickeln. Wer beispielsweise ein eher generalistisch angelegtes Bachelorstudium absolviert hat, kann durch einen spezialisierten Controlling-Master sein Profil schärfen und seine beruflichen Chancen in dieser Funktion deutlich steigern. Wer hingegen bereits ein spezialisiertes Bachelorstudium abgeschlossen hat, etwa ein Schwerpunkt in Finanzierung oder Accounting, sollte einen besonders genauen Blick auf Inhalte und Methoden werfen, damit nicht nochmals das Gleiche, nur etwas intensiver gemacht wird.

»Es kommt beim Master nicht auf den Titel, sondern auf die zusätzlich erworbenen Fähigkeiten an.«

Bei einem betriebswirtschaftlichen Bachelor mit institutionellem Schwerpunkt, zum Beispiel eine Spezialisierung in Industrie oder Handel, bietet sich ein Master mit funktionalem Schwerpunkt an, wie etwa Controlling oder Marketing. Die Kombination von Bachelor- und Masterstudium, ebenso wie die ergänzende Auslands- und Praxiserfahrung, sollten zu einem stimmigen Qualifikationsprofil führen. Die Jahre zwischen Schulabschluss und Berufseinstieg müssen dabei keinesfalls immer geradlinig verlaufen. Im Gegenteil: Zur persönlichen Reifung gehört auch, dass man Dinge ausprobiert, Fehlentscheidungen korrigiert und somit der Lebenslauf Ecken und Kanten aufweist. Nicht wenige Unternehmen schätzen bereits gereifte Persönlichkeiten mehr als angepasste, unauffällig funktionierende Mitarbeiter.

Lohnt sich ein Master?

Von einer zu starken Gewichtung der Frage, ob ein Masterabsolvent mehr verdient oder bessere Einstiegschancen hat, ist abzuraten. Auch wenn in manchen Unternehmen für den Berufseinstieg oder für bestimmte Funktionen gerne ein Master gesehen wird, so liegt dies weniger am Titel als an den zusätzlich erworbenen Fähigkeiten. Die meisten Unternehmen sind dem Bachelor gegenüber zudem weit aufgeschlossener als Studierende oftmals befürchten. Ein Masterabsolvent wird also dann eingestellt, wenn er für die Aufgaben besser qualifiziert ist.
Dem entsprechend sollte man sich für einen Master entscheiden, wenn man hierdurch Qualifikationen erwirbt, über die man nach dem Bachelorstudium noch nicht verfügt. Das möglicherweise etwas höhere Einstiegsgehalt ist dabei dem früheren Berufseintritt des Bachelors gegenüberzustellen. Eine Karriere ist zudem eh wenig planbar, weshalb eine hervorragende berufliche Qualifizierung die beste Vorbereitung hierfür ist. Abgesehen davon sollten sich natürlich diejenigen für den Master entscheiden, die ein hohes intrinsisches Interesse am Fach haben, die gerne wissenschaftlich Arbeiten oder die eine wissenschaftliche Laufbahn in Betracht ziehen.

Was sollte man bei einem Controlling-Master beachten?

Auf der Suche nach einem Controlling-Master fällt auf, dass es im Vergleich zur weiten Verbreitung des Controllings in Bachelorstudiengängen nur sehr wenige reine Controlling-Master gibt. Häufiger werden Master mit den Schwerpunkten in Accounting und Finanzierung angeboten, die zwar auch für Controller relevante Inhalte enthalten, sich aber nicht am Qualifikationsprofil des Controllerberufes orientieren. In den meisten Unternehmen ist der Controller nicht mehr nur Zahlenlieferant, sondern er wird vielmehr mit dem Rollenbild des internen Beraters, des Navigators und des Business Partners beschrieben. Das Berufsbild hat sich zunehmend verändert, weshalb sich auch die Controllerausbildung verändern muss. Gute Kenntnisse der (internationalen) Rechnungslegung, des internen Rechnungswesens und der Softwaretools, von Excel über BI-Software bis hin zu SAP, können zwar nach wie vor als das fachliche Pflichtprogramm bezeichnet werden, gerade in einer Masterausbildung reicht dies alleine allerdings bei weitem nicht aus.
Der neue Controlling-Master der Nürtinger Hochschule orientiert sich deshalb an den beruflichen Anforderungen, die als Ergebnis verschiedener empirischer Studien wie auch vom Internationalen Controller Verein gefordert werden. Hiernach dominieren Kompetenzen wie die Kommunikationsfähigkeit, die Fähigkeit zum kritischen Hinterfragen oder die Unabhängigkeit und Standfestigkeit im Vergleich zu den Fachkompetenzen aus dem Rechnungswesen. Die Sozial-, Selbst- und Systemkompetenz gewinnen an Bedeutung und die Grundlagen hierfür sind im Masterstudium zu legen. Daher werden im Nürtinger Controlling-Master große Teile des Studienprogramms in Form des forschenden Lernens durchgeführt, was einem intensiven Training in kritischem Denken, in kreativer Lösungssuche und der wissenschaftlichen Beweisführung gleichkommt.

»Der Wandel des Controllers zum Business Partner erfordert eine höhere Qualifikation.«

Bedeutsam sind zudem der Austausch mit Praktikern aus Controlling und Management, Moderationstrainings sowie die (interkulturelle) Kommunikation. Gerade in einem dynamischen Umfeld müssen Controller zudem fähig sein, mit Komplexität umzugehen, Wissen zu managen und Projekte erfolgreich zu steuern. Selbstredend sind die fachlichen Kernkompetenzen in der Planung, im Berichtswesen und in der Kostenrechnung nach wie vor elementar. Ausgestattet mit diesen weichen und harten Kompetenzen sind die Absolventen des Controlling-Masters fähig, sich im Unternehmen als Business Partner zu etablieren. Die Berufsperspektiven der Absolventen umfassen dabei Fach- und Führungsaufgaben im Controlling und im Business Development großer und mittelständischer Unternehmen sämtlicher Branchen. Ebenso findet man die Absolventen in Unternehmensberatungen oder, insbesondere in kleineren und mittelständischen Unternehmen, auch als kaufmännische Allrounder.
Folgende Studiengänge werden an der Fakultät Betriebswirtschaft und internationale Finanzen an der Nürtinger Hochschule angeboten:
› Bachelorstudiengang Betriebswirtschaft
› Bachelorstudiengang Internationales Finanzmanagement
› Masterstudiengang Controlling
› Masterstudiengang International Finance
› MBA Management and Finance
› MBA Management and Real Estate
Controlling - Prof. Dr. Ulrich Sailer

Kurzvita

Prof. Dr. Ulrich Sailer ist seit 2001 Professor an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen und lehrt im Masterstudiengang Controlling und im Bachelorstudiengang Betriebswirtschaft die Fächer Controlling, Nachhaltigkeit und Finanzierung. Er entwickelte den Masterstudiengang Controlling und leitet diesen. Zuvor war er über 8 Jahre für den Bachelorstudiengang Betriebswirtschaft verantwortlich. Prof. Sailer studierte Betriebswirtschaftslehre an den Universitäten in Tübingen und Gießen, wo er auch promovierte. Vor seiner Tätigkeit an der Hochschule war er mehrere Jahre kaufmännischer Leiter bei einer Tochter der Daimler AG und später kaufmännischer Geschäftsführer im Mittelstand.
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Die Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen berichtet über die Karriere im Controlling!

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