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Informationstechnik - Ihnen stehen alle Türen offen

Ein Beitrag von Prof. Dr.-Ing. Thomas Felderhoff, Fachhochschule Dortmund, Fachbereich Informations- und Elektrotechnik

Die Ausbildung zu einer Ingenieurin oder einem Ingenieur der Informationstechnik bietet vielfältige Möglichkeiten der persönlichen Profilierung und ebenso viele hervorragende Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Das Studium ist branchenunabhängig, so dass der spätere Arbeitsplatz unter anderem im Automobilbereich, in der Unterhaltungselektronik, in der mobilen Kommunikationstechnik oder auch in der Medizintechnik liegen kann. Diese zahllosen und eben auch individuellen Möglichkeiten lassen sich so strukturieren, dass sie für ein Ingenieursstudium der Informationstechnik motivieren.

Entwicklungen der Informationstechnik (IT) begleiten unser tägliches Leben. Bei einer Waschmaschine kann zwischen unterschiedlichen Waschprogrammen ausgewählt werden. Diese mikroprozessorgesteuerten Programme optimieren sowohl das Waschergebnis als auch den dafür erforderlichen Energieverbrauch.

Elektrotechnik - Fachhochschule Dortmund › MRT-Querschnittsaufnahme eines menschlichen Torsos mit eingezeichneten automatisch gefundenen Kanten - Beispiel für Bildverarbeitung und Medizintechnik

Im Kraftfahrzeug ist die Nutzung eines Mobiltelefons während der Fahrt nur unter Nutzung einer Freisprechanlage erlaubt. Mikroprozessoren können mit Methoden der Signalverarbeitung das Sprachsignal einer Fahrerin oder eines Fahrers von den überlagerten Umgebungsgeräuschen befreien und so dem fernen Gesprächspartner eine möglichst störungsfreie Kommunikation ermöglichen. Erfahrungen zeigen, dass es durchaus Qualitätsunterschiede zwischen unterschiedlichen Realisierungsarten gibt. Auf ähnliche Weise würde eine Sprachsignalverbesserung funktionieren, um per Sprache ein technisches Gerät, z.B. ein Navigationsgerät, bedienbar zu machen. Das hat während der Fahrt noch den erheblichen Vorteil, dass die Augen auf den Verkehr gerichtet bleiben können und so Technik zu mehr Sicherheit beiträgt. In solchen Produkten arbeiten die Entwicklungen der Informationstechnik nicht ausschließlich im Verborgenen, vielmehr muss der Mensch mit den technischen Produkten interagieren. Dieser Mensch-Maschine-Schnittstelle kommt eine immer größere Bedeutung zu, weil eine gute Bedienbarkeit ein deutlicher Verkaufsvorteil ist. Neben einer klassischen Tastensteuerung sind Produkte mit Sprach- und Gestensteuerung auf dem Markt, die darüber zu einer größeren Sicherheit oder eben auch zu einem höheren Komfort beitragen.

Elektrotechnik - Fachhochschule Dortmund › Eine Maske mit Sensoren zur Aufnahme von Hirnströmen um nach einer Forschungsarbeit im Forschungsschwerpunkt BioMedizinTechnik der Fachhochschule Dortmund Bewegungen einer künstlichen Hand ausführen zu können - Beispiel für Mechatronik und Signalverarbeitung

Technische Neuerungen dienen einem konkreten Zweck und sind keinesfalls Selbstzweck. Ein klar definiertes Ziel zur Verbesserung motiviert, eine Lösung zu erforschen und ein Produkt zu entwickeln. Seit kurzer Zeit gibt es kamerabasierte Systeme, die während der Fahrt Verkehrsschilder erkennen können. Hierzu wird nach speziellen Konturen gesucht, da beispielsweise alle Geschwindigkeitsbegrenzungen kreisrunde Schilder mit rotem Rand sind. Die Algorithmik, die in einer Vorverarbeitung aufgenommener Bilddaten Kanten detektiert, also Übergänge zwischen unterschiedlichen Elementen automatisch feststellt, kann ebenso im medizinischen Bereich eingesetzt werden. Bei einer MRT-Aufnahme interessiert den Mediziner die Abgrenzung einzelner Organe und Gewebe. Diese sind selbstverständlich nicht kreisrund wie die o.g. Verkehrsschilder, so dass branchen- oder anwendungsspezifische Randbedingungen zu berücksichtigen sind, basieren aber auf dem gleichen Fachwissen.

Elektrotechnik - Fachhochschule Dortmund › FRoDo (Future Robotic Dortmund) ein eigen entwickelter sechsbeiniger Laufroboter mit paralleler Ansteuerung von 18 Servomotoren über einen 8-Bit Mikrocontroller bei Berechnung von Bewegungsabläufen mithilfe der Inversen Kinematik - Beispiel für Robotik und Embedded Systems

Anhand dieser Beispiele lässt sich verstehen, dass nahezu gleiche Verarbeitungsansätze in unterschiedlichen Branchen benötigt werden. Deshalb empfiehlt sich eine solide, d.h. breit angelegte Ausbildung der erforderlichen Grundlagen. In Vertiefungsveranstaltungen können dann meist ab dem 4. Semester speziellere Aspekte gewählt werden, die den individuellen Neigungen entsprechen. Ein weiterer Vorteil ist, dass zu solch einem Zeitpunkt der Berufseinstieg deutlich näher liegt als bei Studienbeginn. Somit weiß man, welche Bedarfe bei Unternehmen gefragt sind und wie man seine eigenen Ausbildungsziele zukunftssicher verfolgen kann. Ein wirklicher Vorteil unserer Ausbildung ist, dass konkret für den Bedarf des Arbeitsmarktes ausgebildet wird.

Die Informationstechnik ist zwischen der Elektrotechnik und der Informatik angesiedelt. Dies gilt sowohl für die Berufsfelder als auch für die Ausbildungsinhalte. Eine deutliche Abgrenzung ist allerdings nicht sinnvoll, da die Übergänge fließend sind. Eine Elektrotechnik ist oftmals hardwarenäher, während bei der Informatik die Softwareentwicklung ausgeprägter ist. Der Bedarf am Arbeitsmarkt umfasst sowohl Hard- als auch Softwarekenntnisse, so dass ein Informationstechniker bestens positioniert ist. Es handelt sich um eine Ingenieurausbildung; damit muss bei der Wahl dieser Ausbildung der Wunsch in einem Team arbeiten zu wollen, ganz wesentlich sein. Mit der Entwicklung technischer Lösungen übernimmt man Verantwortung für die Ergebnisse. Die Qualität der Arbeitsergebnisse muss stimmen, es dürfen keine Menschen durch fehleranfällige Produkte zu Schaden kommen. Außerdem sollte der generelle Wunsch vorhanden sein, technische Systeme verstehen und nicht nur nutzen zu wollen. Über dieses Verständnis lassen sich dann in einem sehr kreativen, oftmals interdisziplinären und teamorientierten Prozess neue Ideen bis hin zu neuen Produkten entwickeln. Bewusst an dieser Stelle wird erst auf solide Kenntnisse in Mathematik hingewiesen. Sie gehören zu jeder Ingenieurausbildung, wobei man sich durchaus vor Augen halten darf, dass man kein Mathematikstudium aufnimmt. Da mit dem Studium in der Regel eine erste und meist wesentliche Entscheidung für ein langjähriges Berufsfeld getroffen wird, sollte man für die Informationstechnik grundsätzlich eine Portion Wissbegierde mitbringen, damit man auch nach langjähriger Berufstätigkeit die Kreativität für Neuentwicklungen nicht einbüßt.

Um dort hin zu kommen, sind in der Bachelor-Ausbildung neben den fachlichen Inhalten auch entsprechende Softskills verankert. Durch einen ausgeprägten praxisorientierten Studienanteil erreichen wir an der Fachhochschule Dortmund mit dem Bachelor-Abschluss einen ersten und wirklich berufsqualifizierenden Abschluss. Danach bestehen gute Chancen in Unternehmen eine wunschgemäße Anstellung zu finden. Allerdings bietet der nahtlose Übergang in ein Master-Studium die Vorteile einer konkreteren fachlichen Spezialisierung und einer mehrfach praktizierten ingenieurmäßigen Projekttätigkeit, vielfach in direkter Abstimmung mit laufenden Forschungsvorhaben. Mit einem Master-Abschluss wird das selbstständige und eigenverantwortlichere Arbeiten geschult, eine wichtige Qualifikation für Tätigkeiten im Forschungsumfeld. Mit dem Master-Abschluss ist dann auch die wissenschaftliche Qualifikation gegeben. Bei herausragenden Leistungen kann weiterführend zudem der Grad des Doktoringenieurs erworben werden. In dem hier beschriebenen Arbeits- und Ausbildungsbereich existiert die Gefahr einer Überqualifikation quasi nicht. Kreativität gepaart mit Fachwissen wird benötigt; nicht umsonst gibt es den Begriff des IT-Fachkräftemangels. Eine überschaubare Studiendauer, sechs Semester (bei einem zusätzlichen Praxissemester sind es sieben Semester) bis zum Bachelor-Abschluss, weitere vier Semester bis zum Master-Abschluss und dann ggf. der Weg zur Promotion, erlauben immer einen Einstieg ins Berufsleben. Individuell kann somit etappenweise entschieden werden, welchen nächsten Schritt man noch gehen möchte und welche zusätzlichen Optionen sich dadurch ergeben würden.

»Mit einem Master-Abschluss wird das selbstständige und eigenverantwortlichere Arbeiten geschult, eine wichtige Qualifikation für Tätigkeiten im Forschungsumfeld.«

Ein solcher Ausbildungsweg muss sich inhaltlich an dem allgemeinen Bedarf der Unternehmen und Industrie orientieren. Am besten gelingt dies durch eine enge Verzahnung von Forschungsinhalten mit einem entsprechenden Lehrangebot. Studierende kommen so mit aktuellen Fragestellungen während des Studiums in Berührung und sehen zudem, welche Schlagworte könnten bei einem Berufseinstieg von Interesse und Bedeutung sein. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit können solche aktuellen und zukunftsweisenden Schlagwörter im direkten Umfeld der Informationstechnik sein: Automobil, Bildverarbeitung, eingebettete Systeme (embedded systems), Elektronik, Fernseh- und Videotechnik, GreenIT, Human Machine Interaction (HMI, Mensch-Maschine-Interaktion), Internet der Dinge, Kommunikationstechnik, Machine-to-Machine Communication (M2M), Mechatronik, Medientechnik, Medizintechnik, Mikroelektronik, Orthopädietechnik, Regelungstechnik, Robotik, Sicherheit, Signalverarbeitung, Smart Grid & Smart Energy, Software-Engineering, Unterhaltungselektronik.

Viele bisher betreute Karrieren zeigten eine enorme persönliche Entwicklung von der Aufnahme bis zum Abschluss des Studiums und dann noch einmal durch die berufliche Tätigkeit. Das bedeutet entsprechend, dass zu den genannten, interessanten Arbeitsgebieten erforderliche Fachkenntnisse mit der Zeit erworben werden. Und wenn die grundsätzliche Neigung für ein Ingenieurstudium und insbesondere das der Informationstechnik vorhanden ist, dann wächst die Motivation an der Vielfalt der Aufgaben mit zunehmendem Kenntnisgewinn, wie Lösungen entwickelt und erforscht werden können. Und oftmals sind es gute Studienleistungen, die einen Prüfer auf einen Studierenden aufmerksam machen, wodurch sich erste Kontakte zu einer speziellen Vertiefung ergeben können.

Wer also auf Basis dieser Berufsfeldbeschreibung zu der bewussten Entscheidung kommt, dass die Informationstechnik genügend Entfaltungsmöglichkeiten und ein interessantes, zukunftssicheres Arbeitsfeld liefert, diejenige bzw. derjenige trifft im Dschungel unzähliger und auch sehr spezialisierter Angebote eine sehr gute Wahl, die zum Berufseinstieg alle Türen offen hält.
Elektrotechnik - Prof. Dr.-Ing. Thomas Felderhoff

Kurzvita

Herr Prof. Dr.-Ing. Thomas Felderhoff ist seit Oktober 1998 als Professor für Informationstechnik und Prozessortechnik an der Fachhochschule im Fachbereich Informations- und Elektrotechnik tätig.

Seine Schwerpunkte in der Lehre liegen in
› der Signal- und Systemtheorie
› der programmgestützten Entwicklungsmethodik
› den mikroprozessorgestützten eingebetteten Systemen
› der medizinischen Informationstechnik und Biosignalverarbeitung

Eine enge Verzahnung von Lehre und Forschung führt zu praxisrelevanten Anwendungsbeispielen in Vorlesungen und projektorientierten Arbeiten. Er ist Mitglied im 2011 gegründeten interdisziplinären Forschungsschwerpunkt pimes (process improvement for mechatronic and embbeded systems) der Fachhochschule Dortmund. Für eine deutliche Profilierung auf die Medizintechnik-Branche gründete er mit Kollegen aus der Informatik und des Maschinenbaus den 2014 eingerichteten Forschungsschwerpunkt BMT (BioMedizinTechnik), dessen Sprecher er ist. Bis 2013 war Prof. Felderhoff langjähriges Mitglied der Rektoratskommission für Forschungs- und Entwicklungsaufgaben an der Fachhochschule Dortmund.
Darüber hinaus ist Prof. Felderhoff Mitglied der ITG-Fachgruppe Algorithmen für die Signalverarbeitung und des Fachausschusses Biosignale der DGBMT. International ist er Mitglied in den entsprechenden Gesellschaften des IEEE.
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