Elektrotechnik und Informationstechnik - die Welt von heute und morgen gestalten
Ein Beitrag von Prof. Dr. Marianne von Schwerin, Professorin in der Fakultät Elektrotechnik und Informationstechnik, Hochschule Ulm
Unsere Gesellschaft ist hochgradig vernetzt und technologisiert. Ein Leben ohne Smartphone, TV und Computer, elektrische Haushaltshilfen, moderne Medizingeräte oder automatisierte Industrieanlagen ist nicht mehr vorstellbar. Ingenieurinnen und Ingenieure der Elektro- und Informationstechnik nehmen die technischen Herausforderungen an, entwickeln innovative Systeme und versorgen die Menschen mit technischer Infrastruktur.
Die Informationstechnik hat unser Leben in den letzten 20 Jahren komplett verändert. Internet und Mobilfunk machen Kommunikation und technische Lösungen möglich, die noch vor ein paar Jahren undenkbar waren. Das bringt nicht nur neue Qualität und Komfort, sondern verbessert v.a. auch die Lebenssituation in unterentwickelten Gebieten der Welt, ermöglicht Bildung für große Teile der Erde und erhält, erleichtert und rettet Leben.
Diese Entwicklungen basieren auf der Leistung von vielen Ingenieurinnen und Ingenieuren, v.a. der Fachgebiete Elektrotechnik und Informationstechnik. Die deutschen Hochschulen bieten eine hervorragende Ausbildung, die zu den besten der Welt gehört, und die Absolventinnen und Absolventen sind im In- und Ausland sehr geschätzt. Nur mit solch qualifizierten Fachkräften war und ist es möglich, dass die deutsche Industrie eine führende Rolle in der Welt spielt und unserem Land einen soliden Wohlstand verschafft.
Berufsbild
Das Berufsbild Elektrotechniker/in oder Informationstechniker/in ist ein sehr breites. Im Studium erwirbt man sich sowohl Qualifikationen im Bereich der Hardware, z.B. im Bau von Schaltungen, als auch im Softwarebereich, so dass die Absolventen Programme verstehen und selbst schreiben und erweitern können. Somit reichen die beruflichen Einsatzfelder von der Verkabelung eines Fahrzeugs über die Entwicklung von elektronischen Geräten bis zur Erstellung von Webseiten oder Apps, die aber jeder Ingenieur und jede Ingenieurin nach persönlichen Präferenzen wählen kann.
Einige typische Tätigkeitsfelder von Elektro- und Informationstechnikern sollen hier exemplarisch aufgeführt werden:
Energieversorgung
› Auslegung, Installation und Betrieb von Solarsystemen
› Energy Harvesting - sich selbst versorgende Elektrogeräte
› Einsatz und Nutzung erneuerbarer Energien
Kommunikationstechnik
› Entwicklung sicherer und zuverlässiger kabelgebundener und mobiler Kommunikationsnetze (LTE, Wifi, Bluetooth, NFC,...)
› Erweiterung der Funkvernetzung (WLANMesh)
› Weiterentwicklung von Radarsystemen
Automobilbereich
› Entwicklung von Fahrerassistenzsystemen
› Entwurf von Batteriesteuerungen
› Umsetzung intelligenter Fahrzeugelemente wie z.B. ESP oder adaptiver Scheinwerfer
Industrieautomatisierung
› Aufbau und Inbetriebnahme von komplexen Maschinen
› Weiterentwicklung von Fertigungstechniken
› Konzeption, Bau und Programmierung von Industrieautomaten (Roboter, Maschinen)
Qualifikationen im Bereich von Elektrotechnik und Informationstechnik sind sehr gefragt und Absolventen von entsprechenden Studiengängen haben in der Regel sofort nach dem Studium eine Anstellung an einem Ort ihrer Wahl. Firmen, die Elektro- und Informationstechniker in größerer Zahl einstellen sind Airbus, Siemens, Bosch, Automobilhersteller wie Porsche, Daimler, BMW und Audi, Energieversorger wie ENBW oder EON, General Electrics, Deutsche Telekom und viele mittelständische Betriebe 1.
Es besteht allerdings genauso die Möglichkeit, den Beruf im Ausland auszuüben. Viele Firmen suchen qualifizierte Mitarbeiter für ihre Standorte im Ausland, Ingenieure ohne Grenzen oder die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit sucht kompetente Unterstützung bei humanitären oder entwicklungsfördernden Maßnahmen.
Studium
Es gibt viele Teilgebiete der Elektro- und Informationstechnik als eigenständige Studiengänge. Hier kann dann gezielt Automatisierungstechnik, Elektronik, Kommunikationstechnik, Energietechnik oder ähnliches studiert werden. Wenn man sich die Breite des gesamten Berufsspektrums im Bachelorstudium jedoch offen halten möchte, so bietet es sich an, Elektrotechnik und Informationstechnik zu studieren. Zahlreiche Fachhochschulen und Universitäten bieten diesen Studiengang an, manchmal wird zur Zulassung ein bestimmter Notenschnitt vorausgesetzt, oft ist das Studium aber nicht zulassungsbeschränkt.
Das Studium dauert an Fachhochschulen i.d.R. 7 Semester, ein Semester davon ist ein praktisches, das in der Industrie absolviert wird. An Universitäten wird der Bachelor meist nach 6 Semestern ohne Praxiseinsatz erreicht.
Das Studium umfasst neben Grundlagen in Mathematik und Physik natürlich speziell die Elektrotechnik mit Digitaltechnik, Regelungstechnik, Systemtheorie und Elektronik, und zusätzlich wird eine solide Basis im Bereich der Softwareentwicklung gelegt. Oft können, wie z.B. an der Hochschule Ulm, schon im Laufe des Bachelorstudiums Schwerpunkte gewählt werden, die eine Konzentration auf persönlich favorisierte Bereiche erlauben.
Der Bachelorabschluss ermöglicht es, unabhängig von der Hochschulart, auf der er erzielt wurde, ein Masterstudium an Fachhochschule oder Universität zu absolvieren. Masterstudiengänge, die für Bachelorabsolventen der Elektro- und Informationstechnik angeboten werden, sind neben einer breiten Fortführung der Elektro- und Informationstechnik auch verschiedene Spezialisierungen in Richtung Automatisierung, Fahrzeug, Robotik oder Technische Informatik 2.
Wer sich für ein Studium der Elektro- und Informationstechnik entscheidet, sollte Spaß an Technik und Computer haben und der Mathematik, Informatik und Physik gegenüber aufgeschlossen sein. Ansonsten sind keine besonderen Vorkenntnisse und Fertigkeiten notwendig.
Absolventen dieses Fachgebietes sind sehr gesucht, die Verdienst- und Karrieremöglichkeiten sind hervorragend. Natürlich ist es aber genauso möglich, eine wissenschaftliche Laufbahn an einer Universität oder einem Forschungsinstitut einzuschlagen, Deutschland hat hier eine führende Technologieposition inne.
Quellen
› 1 karriere.vde.com
› 2 www.master-and-more.de/masterelektrotechnik.html
› Bilder Hochschule Ulm
Kurzvita
Frau Prof. Dr. Marianne von Schwerin ist seit 2002 Professorin in der Fakultät Elektrotechnik und Informationstechnik an der Hochschule Ulm. Sie lehrt softwareorientierte Fächer wie Programmieren, Softwareengineering, Embedded Systems oder Kommunikationssysteme. Im Rahmen von verschiedenen Projekten ist sie in den Bereichen Nachrichtentechnik, Fahrzeugelektronik und Industrieelektronik tätig und hat dadurch einen engen Kontakt zur Industrie. Seit 2007 ist sie Studiendekanin der Fakultät und seit 2012 Mitglied im Hochschulrat. Vor der Übernahme der Professur war Marianne von Schwerin als Softwarearchitektin im Bereich Mobile Netze bei der Firma Siemens tägig und entwickelte dort Software zur Überwachung und Instandhaltung von Mobilfunknetzen. Davor befasste sie sich am Interdisziplinären Zentrum für Wissenschaftliches Rechnen in Heidelberg mit der Lösung von verschiedenen Optimierungsproblemen aus der Industrierobotik und bei Verbrennungsprozessen.