Perspektiven in der Elektro- und Informationstechnik
Die Welt steht Ihnen offen ...

Ein Beitrag von Prof. Dr. Jochen Seitz, Technische Universität Ilmenau

... Sie müssen sich nur entscheiden (können)... Sie studieren Elektrotechnik und Informationstechnik oder ein nah verwandtes Studienfach? Dann gratuliere ich Ihnen herzlich zu dieser Entscheidung. Warum? Aus meiner Sicht ist kaum ein anderer Ingenieurstudiengang so vielfältig wie die Elektrotechnik und Informationstechnik.

Sicher bin ich etwas voreingenommen, denn ich berate und unterrichte heute selbst Studierende hier an der Technischen Universität Ilmenau und möchte gern mehr von ihnen gewinnen - aber es ist meine feste Überzeugung. Der Studiengangname spiegelt auf den ersten Blick nicht unbedingt die Spannung und die Facetten dieses Faches wider, aber der tiefere Blick lohnt allemal - denn wie kaum eine andere Disziplin ist Elektro- und Informationstechnik Ausgangspunkt für ein buntes und großartiges Betätigungsfeld mit vielen brandaktuellen Themen. Mit Energietechnik, Telekommunikation, Mikro- und Nanoelektronik, Medizintechnik oder Maschinen- und Anlagenbau benenne ich hier nur einen kleinen Teil der Themenfelder, die Ihnen offenstehen. Noch breiter ist die Spanne der tatsächlichen Tätigkeiten: je nach persönlicher Neigung entwickeln, erforschen, nutzen und verbessern Sie Prinzipien, Verfahren und Produkte in unterschiedlichsten Bereichen wie:
› nachhaltige und effektive Erzeugung, Wandlung und Verteilung elektrischer Energie
› Kommunikationstechniken und -netze
› neue Technologien und Werkstoffe für die Mikro- und Nanoelektronik
› elektronische Bauelemente, Schaltungen und Systeme
› präzise Mess- und Signalverarbeitungstechniken
› ressourcenschonende Automatisierungstechniken für Anlagen und Fertigungsprozesse

Bachelor → master → job bzw. gibt es die »richtige« Reihenfolge?

Durch die Einführung des Bologna- Prozesses (das Umstellen von Diplom- bzw. Magisterstudiengängen auf Bachelor und Master) haben Sie als Studierende heute alle Möglichkeiten, Ihr ganz persönliches und individuelles Profil zu prägen. Doch viele Optionen bedeuten auch die Qual der Wahl: während im Bachelorstudium anfangs vor allem das Durchhalten und Dranbleiben beim Erlernen der Ingenieur-Grundwerkzeuge im Vordergrund steht und im weiteren Verlauf vielleicht noch die Frage, welche erste Studienvertiefung die passende ist, sind gegen Ende des Bachelorstudiums weitaus weitreichendere Entscheidungen von Ihnen gefragt:

› Soll dem Bachelorabschluss gleich ein Masterstudium folgen? Und wenn ja - verstärken Sie dabei Ihr Profil in der gleichen Vertiefungsrichtung oder stellen Sie sich breiter auf durch die Wahl eines neues Schwerpunktes - oder gar eines verwandten, aber dennoch anderen Studienfaches?
› Oder ist es günstiger, gleich in den Job einzusteigen?
› Empfiehlt es sich, zuerst einige Jahre Berufserfahrung zu sammeln und den Master zu einem späteren Zeitpunkt obendrauf zu setzen?

Ich persönlich - und natürlich auch aus Hochschulsicht - befürworte ganz klar, das Masterstudium gleich im Anschluss an den Bachelor durchzuführen. Zum einen kostet es Sie nüchtern betrachtet nur drei bis vier weitere Semester (Regelstudienzeit), also eine überschaubare Zeitspanne. Die gibt Ihnen aber die Chance, Ihren Wissenspool noch einmal gezielt zu füllen und dafür am Ende einen Abschluss in den Händen zu halten, der dem Diplomabschluss gleichgesetzt ist - ein Maßstab, den viele Unternehmen beim Besetzen verantwortungsvoller Positionen (gerade im technischen Bereich) auch heute weiter ansetzen.Auch aus diesem Grund steht an unserer Universität neben dem Titel Master of Science der Titel Diplom-Ingenieur bzw. Diplom-Ingenieurin der TU Ilmenau weiterhin mit auf dem Abschlusszeugnis. Zum anderen sind Sie zu diesem Zeitpunkt - also nach dem Bachelorstudium - mit dem Prozess des Studierens vertraut und es wird Ihnen in Ihrem späteren Leben wahrscheinlich nie wieder so (vergleichsweise) leicht fallen, ein Studium zu absolvieren, da sich das Arbeitsleben stark vom Studienalltag unterscheidet.Auch ist es sicher eine Herausforderung, zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal mit begrenzteren finanziellen Mitteln auszukommen.

Aus internationaler Perspektive betrachtet bietet ein Masterstudium ebenfalls noch einmal ganz neue Möglichkeiten. Wer einen geplanten Auslandsaufenthalt im Bachelor nicht realisieren konnte, vielleicht bedingt durch Studienfach- und Prüfungsrhythmen, dem bietet der Master durch seine Kürze (und vielleicht auch die Sicherheit, dass man bereits einen Abschluss geschafft hat) noch einmal den Raum, um einige Zeit im Ausland zu studieren oder zu arbeiten - beispielsweise im Vorfeld der Masterarbeit.

Bleiben oder wechseln?

Ein Teil der Studierenden nutzt beim Start in den Master die Chance, eine weitere bzw. auch andere Art der Hochschule kennenzulernen. So kommen beispielsweise jedes Jahr unter anderem Bachelorabsolventen/-innen von Fachhochschulen zu uns, um ihr Masterstudium an der Universität weiter zu führen. Einige Gründe dafür liegen auf der Hand: die Fächervielfalt sowie das Angebot an Studienvertiefungen ist bei uns meist generell sehr breit aufgestellt, es besteht ein starker Forschungsbezug, an dem die Studierenden teilhaben und natürlich nicht zuletzt die Option, sich nach dem Abschluss für eine Promotion zu entscheiden.

Lohnt der Master finanziell?

Es ist aus meiner Sicht heute nicht mehr zutreffend, pauschal auszusagen dass Bachelorabsolventen/-innen generell weniger Geld verdienen als Arbeitnehmer mit einem Masterabschluss. Das Gehalt hängt neben Ihrem Abschluss auch von anderen Eckpunkten Ihrer persönlichen Entwicklung - zum Beispiel Auslandsaufenthalte und praktische Tätigkeiten - den Gegebenheiten des Arbeitgebers und natürlich vom individuellen Verhandlungsgeschick ab. Aber ganz sicher öffnet ein Masterabschluss in vielen Fällen leichter Türen, um innerhalb eines Unternehmens aufzusteigen, also Positionen mit höherer fachlicher oder personeller Verantwortung zu übernehmen und diese auch gut auszufüllen. Zudem gilt nach wie vor, dass für eine Karriere in Forschung und Entwicklung ein Master zwingende Voraussetzung ist.

Entscheidung Unternehmensgröße

Die Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen, die Sie im Verlauf Ihres Studiums also intensiv trainieren, werden Sie auch nach dem Studium benötigen. Zunächst einmal kann ich Ihnen als Absolvent oder Absolventin eines ingenieurtechnischen Studiums mit ziemlicher Sicherheit voraussagen, dass Sie wenig Schwierigkeiten haben werden, eine passende und spannende Tätigkeit für sich zu finden.Wahrscheinlich geht es Ihnen wie unseren Studierenden, die meist bereits vor Studienende ein oder mehrere Angebote erhalten. Ein guter Teil der Ingenieursabsolventen tritt später in die Dienste bekannter Großunternehmen. Dieser Trend ist gut nachvollziehbar, bieten Konzerne hier doch ein Spektrum attraktiver Konditionen wie gutes Gehalt, Nachwuchsprogramme, zusätzliche Sozialleistungen sowie Internationalität und Netzwerkbildung. Trotzdem lohnt aus meiner Sicht immer auch der kritische Blick hinter die Kulissen. So bemängeln Mitarbeiter großer Unternehmen nicht selten die Trägheit, die aus vielen Hierarchieebenen resultieren kann, sowie häufige Umstrukturierungen und eine ausgeprägte »Meeting-Mentalität«, die nicht jedem liegt. Wer schon heute weiß, dass dies nicht zu den eigenen Vorstellungen passt, findet vielleicht bei einem Mittelständler oder einem kleinen Unternehmen die besser passende Perspektive: hier gibt es viele - oft ungesehene - Chancen, verantwortungsvoll und mit Rundum-Einblick in alle Arbeitsabläufe zu arbeiten und zum Teil bereits nach kürzerer Zeit Führungsverantwortung zu übernehmen, da Führungsnachwuchs gezielt gesucht und entsprechend ausgebildet wird. Kleine und mittelständische Unternehmen haben erkannt, dass Sie im Wettbewerb um gute Leute mit ganz eigenen Angeboten punkten müssen und können, zum Beispiel mit flexiblen Arbeitszeitmodellen.

Der Weg zum eigenen Unternehmen

Doch vielleicht möchten Sie gar nicht für andere tätig werden, sondern haben selbst eine oder mehrere Ideen und die Ambition, Ihr eigenes Unternehmen aufzubauen? Dann trauen Sie sich! Mutige Unternehmensgründer sind heute rar und deshalb gefragter denn je, dementsprechend gut ist das derzeitige Gründungsumfeld. Auch an unserer Universität gibt es eine gute Infrastruktur und ein Netzwerk mit exzellenten Angeboten, die bei der Planung und konkreten Umsetzung neuer Gründungsideen unterstützen, zum Beispiel durch:
› Gründerstipendien zur unterstützenden Vorbereitung einer technologieorientierten und wissensbasierten Existenzgründung
› Angebote zum gegenseitigen Ideen- und Erfahrungsaustausch von Gründern, Gründungsinteressierten, Investoren, Förderern, Betreuern und Mentoren
› Patent- und Markenberatung
› Informationen, Beratungen und Veranstaltungen zu den Themen Existenzgründung, Unternehmensförderung und -sicherung sowie Unternehmensnachfolge
› Gründerfonds, die technologieorientierten Unternehmensgründungen Startkapital sowie Betreuung und Unterstützung des Managements zur Verfügung stellen

Einige Studierende entwickeln schon im Studium Ideen, die Großes versprechen: So präsentierten drei Ilmenauer Studierende vor einiger Zeit ein neues Ortungsverfahren per Handy - das sogenannte SmartNavi - das nach initialer GPS-Nutzung nur noch die Lagesensoren des Smartphones nutzt. Mit dieser Neuentwicklung, die nicht nur genauere Positionsdaten als herkömmliche Navis liefert, sondern auch noch deutlich weniger Energie verbraucht als GPS allein, gewann das Team einen großen internationalen Wettbewerb - gegen 700 andere Studierende. Die Studierenden, die mittlerweile Absolventen sind, bauen jetzt ihr eigenes Unternehmen auf. Dabei greifen sie auf ein weit gespanntes Netzwerk zurück, das sie bei ihrer Firmengründung unterstützt.Jetzt habe ich viele Fragen aufgeworfen und Möglichkeiten benannt, und vielleicht vermissen Sie konkrete Lösungen. Doch die gibt es an dieser Stelle nicht und kann es auch so nicht geben - denn nur Sie allein bestimmen über Ihre ganz persönliche Lösung! Mein Rat ist: seien Sie offen für die Angebote, die Sie in Ihren Entscheidungen unterstützen, und zapfen Sie diese Quellen an. Sprechen Sie mit Kommilitonen und Lehrenden an Ihrer Hochschule, Freunden und Mitgliedern Ihrer Familie, welche Wege sie gegangen sind und welche Erfahrungen sie gemacht haben, und wägen Sie Für und Wider für sich ab. Nutzen Sie angebotene Beratungen und spezielle Angebote, zum Beispiel an Ihrer Hochschule, und stellen Sie viele Fragen - vor allem auch die unangenehmen! Probieren Sie sich aus und tragen Sie auch mögliche Rückschläge mit Fassung.

Masterangebote an der technischen Universität Ilmenau

Studierende der Elektrotechnik und Informationstechnik oder eines nah verwandten Studienfaches können in Ilmenau zwischen verschiedensten Masterangeboten zu wählen - teils konsekutiv, teils nicht-konsekutiv:

› Master of Science Elektrotechnik und Informationstechnik
› Master of Science Medientechnologie
› Master of Science Werkstoffwissenschaft
› englischsprachiger Master of Science Communications and Signal Processing
› Master of Science Electrical Power and Control Engineering
› Master of Science Elektrochemie und Galvanotechnik

Alle Masterstudiengänge haben eine starke Forschungsorientierung. Unsere Studierenden werden frühzeitig in Forschungsprojekte einbezogen und bearbeiten eigenständig oder in Teams Projektaufgaben. Auch die enge Zusammenarbeit mit Universitäts- und Fraunhofer-Instituten direkt auf unserem Campus sowie Kooperationen mit Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Universitäten aus dem In- und Ausland tragen zu einem zugleich forschungs- und anwendungsorientierten Lernumfeld bei. Praktika oder Studienaufenthalte im Ausland werden von uns empfohlen und aktiv unterstützt.

Details zu diesen sowie allen weiteren 19 Masterstudiengängen der TU Ilmenau, Informationen zur Studienzulassung und zur Bewerbung finden Sie unter www.tu-ilmenau.de sowie unter www.tu-ilmenau.de/bewerbung.

Technische Universität Ilmenau: studieren mit besten Aussichten

Nur etwa 29.000 Einwohner - inkl. der knapp 7000 Studierenden - zählt die Kleinstadt Ilmenau am Fuße des Thüringer Waldes. Trotzdem ist sie Magnet für jährlich über 1000 neue Studierende, die heute meist nicht mehr aus dem eigenen, sondern aus weiter entfernten Bundesländern nach Thüringen kommen. Grund dafür ist die Technische Universität, die sich in vielerlei Hinsicht einen exzellenten Namen gemacht hat: Studierende geben ihr Bestnoten in den renommierten CHE-Rankings (jährlich veröffentlicht in Die Zeit), Deutschlands Top-Arbeitgeber bestätigen im Wirtschaftswoche-Ranking ihre Wertschätzung der Ilmenauer Absolventen/-innen und das Niveau sowie Ergebnisse der hiesigen, weltweit beachteten Forschung wird oft im gleichen Atemzug mit den deutschen Exzellenz-Universitäten benannt. Zum Studieren und Forschen nach Ilmenau kommt, wer neben der guten Studienqualität auch Wert auf Gemeinschaft und Persönlichkeit legt, mit denen die überschaubare Campus-Uni ebenso punktet wie mit einer zwar kleinen aber sehr feinen kulturellen Landschaft.

Wie schrieb Spiegel online* jüngst: »Dann geht doch rüber« - Wir freuen uns auf Sie! *Quelle: spiegel.online.de (27.03.14)