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Studiengang International Business

Ein Beitrag von Prof. Dr. Kerstin Bremser und Sabine Palm, Hochschule Pforzheim

Der siebensemestrige Bachelorstudiengang International Business zeichnet sich durch Dreisprachigkeit aus: Deutsch und Englisch sind für alle Studierenden Pflicht; als dritte Sprache wählen sie Französisch oder Spanisch.

Die Fremdsprachen werden nicht nur in Sprachkursen vermittelt, sondern hauptsächlich in fachspezifischem Unterricht, der die wirtschaftlichen und kulturellen Besonderheiten der Sprachräume einschließt. Dabei wird Wert auf den Einsatz vieler muttersprachlicher Wissenschaftler gesetzt. Studierende absolvieren ein Auslandssemester an einer anerkannten Partnerhochschule und ein Praxissemester in einem internationalen Unternehmen. Für diesen Studiengang entscheiden sich junge Menschen, die eine internationale Tätigkeit in Groß- oder Mittelbetrieben anstreben und ihr Interesse für Sprachen mit einer soliden Wirtschaftsausbildung verbinden möchten. IB ist ebenfalls attraktiv für Menschen mit Muttersprache Französisch oder Spanisch, die einen anerkannten, deutschen Abschluss erwerben möchten.

Option Doppelabschluss mit einer ausländischen Partnerhochschule

Finanzwirtschaft - Hochschule Pforzheim Ein Doppelabschluss bietet zusätzlich zum Pforzheimer Bachelor of Science einen anerkannten ausländischen Abschluss. Durch die längere Studienzeit im Ausland haben Sie eine höhere Fremdsprachenkompetenz und verfügen in höchstem Umfang über interkulturelle Kompetenz, Flexibilität und Anpassungsfähigkeit. Arbeitgeber werten einen Doppelabschluss als Zeichen hoher Leistungsbereitschaft, da Sie in sieben bzw. acht Semestern zwei Studiengänge absolviert haben. Sie können sich nach dem dritten Semester für einen Doppelabschluss bewerben, wenn Sie den ersten Studienabschnitt mit 2,7 oder besser abgeschlossen haben und über sehr gute Kenntnisse der Sprache des Ziellandes verfügen. Pro Doppelabschluss-Partner und Jahr gibt es fünf Plätze.

Aktuell bietet IB folgende Doppelabschlüsse an:
› University Gadjah Mahda - Yogyakarta, Indonesien (Programm auf Englisch)
› ESSCA Angers - Angers, Frankreich (Programm auf Französisch)
› Kedge - Marseille, Frankreich (Programm auf Französisch)
› ESAN University, Graduate School of Business - Lima, Peru (Programm auf Spanisch) - Bachelor-Abschluss mit Spezialisierung in Marketing oder Finance In Vorbereitung sind Doppelabschlüsse mit IESEC in Paris (französisch), IQS in Barcelona (spanisch) und Monterrey in Mexiko (spanisch).

Spezialisierung auf ein Fachgebiet oder generalistisches Profil? Allrounder oder Spezialist?

Das International-Business-Studium beinhaltet ein vollwertiges BWL-Studium. Je nach Wahl der Vorlesungen im zweiten Studienabschnitt können Sie sich entweder auf ein Fachgebiet spezialisieren, oder aber Vorlesungen in verschiedenen Themengebieten besuchen und ein generalistisches Profil anstreben. Einige IB-Absolventen sind überzeugte Anhänger des generalistischen Konzepts, da es sie befähigt, schnell und flexibel auf unterschiedliche Anforderungen in der Berufswelt zu reagieren. Holger Holz, Absolvent 2000, berichtet über sein Studium und den Berufseinstieg: »Aus Mangel eines klaren Berufswunschs habe ich ›unbewusst bewusst‹ ein generalistisches Studium angestrebt. Dies hat sich aber, zusammen mit dem Auslandsaufenthalt in Frankreich, dem Praktikum bei Siemens in der internen Beratung und der abschließenden Diplomarbeit bei DaimlerChrysler Nutzfahrzeuge als gute Grundlage für einen Einstieg in die IT-Beratung herausgestellt, auch wenn meine technischen IT-Kenntnisse zu Beginn eher mager waren.« Aktuell ist er in der »Enterprise Architecture« / strategischen IT-Planung tätig, was die wesentliche Schnittstelle zwischen Prozessen und IT darstellt. Gerade hier kommt ihm wieder sein generalistisches Prozess- und BWL-Wissen zugute.

Finanzwirtschaft - Prof. Dr. Kerstin Bremser Typische Berufsfelder zum generalistischen Profil sind (Junior) Consultant bei Unternehmensberatungen, sowie Assistenz der Geschäftsleitung oder Trainee.

Auch die Studiengangleiterin, Prof. Dr. Bremser, die ebenfalls ein verwandtes Studium (Europäische Wirtschaft) in Bamberg abgeschlossen hat, betont die Vorteile des generalistischen Studiums: »Dank meiner Kenntnisse in BWL, VWL und Jura hatte ich nach dem Studium mehrere Angebote bei Unternehmensberatungen, für deren Profil ich optimal vorbereitet war. Mein Einstieg bei McKinsey wurde mir so erheblich erleichtert und führte auch - wegen meiner Sprachkenntnisse Französisch - schon innerhalb kürzester Zeit zum ersten Auslandseinsatz. Im Rahmen der Beratung erwarb ich dann die speziellen Kenntnisse, die ich für einen späteren Einsatz im Vertrieb bei einem Schweizer Unternehmen benötigte.« Andere Studierende möchten dagegen, vor allem im Hinblick auf Bewerbungen, ein spezielles Profil und damit für einen bestimmten Bereich passende Fähigkeiten vorweisen können. Eine Spezialisierung ist auch dann sinnvoll, wenn Sie sich besonders für ein Themengebiet oder eine Branche interessieren.

Naheliegende Spezialisierungsmöglichkeiten sind z.B. die Fachgebiete Marketing, Finance and Accouting, Human Resources oder Logistik, was auch den Lehrmodulen im zweiten Studienabschnitt entspricht. Weitere Kernfunktionen der BWL und Spezialisierungsmöglichkeiten sind Einkauf, Vertrieb und IT. Ebenso ist auch eine Branchenspezialisierung möglich (z.B. Banken, Handel, Tourismus, Luxusbranche) oder eine regionale Spezialisierung (z.B. Lateinamerika, Südostasien, Mittelmeerraum).

Einige Doppeldiplome bieten auch einen spezialisierten Abschluss der Partnerhochschule (z.B. Grado en Marketing der Universität ESAN), was sowohl zu einem generalistischen als auch einem spezialisierten Studium passt.

Vor- und Nachteile einer Spezialisierung

Vorteile:
› mehr Wissen im Spezialgebiet
› durch Sprachkenntnisse bessere Berufschancen als ein- oder zweisprachige Absolventen von spezialisierten Studiengängen wie z.B. Personalwesen oder Logistik
› Führungsposition im Fachbereich möglich; darauf aufbauend internationale Karriere.

Nachteile:
› weniger Auswahl bei den Kursen und den Jobangeboten
› weniger Flexibilität bei Änderung der Interessen
› Eingeschränkte Auswahl der Partnerhochschulen, da auf Spezialisierung Rücksicht genommen werden muss

Christian Barte, Absolvent 2001, machte im Vorpraktikum die Erfahrung, dass sowohl die Spezialisierung auf ein Fachgebiet als auch Branchenkenntnisse wichtig sind und gestaltete sein IB-Diplomstudium wie folgt: »Im Studium nahm ich an vielen unterschiedlichen und auch zusätzlichen Vorlesungen teil, und ließ gleichzeitig meinen Schwerpunkt Controlling nicht aus den Augen. In drei weiteren Praktika lernte ich dann die Telekommunikationsbranche kennen. Über das erworbene Branchenfachwissen fand ich schnell den Einstieg in den Beruf und in neue Posten. Durch die Spezialisierung auf den Bereich Controlling konnte ich nach dem Berufseinstieg schnell eigene Aufgaben selbständig übernehmen.«

Spezialisierungsmöglichkeiten

Astrid Winkeler, Diplom-Absolventin 2003, hat sich nach dem zweiten Praxissemester auf B2B-Marketing spezialisiert, indem sie Werkstudententätigkeiten, Praktika und ihre Diplomarbeit mit Schwerpunkten in B2B absolviert hat. Der anschließende Berufseinstieg in diesem Bereich war kein Problem mehr. Die folgenden Modelle stellen eine Auswahl an Beispielen dar, um die Bandbreite der Spezialisierungsmöglichkeiten zu veranschaulichen.

Es sind jedoch keine festgelegten Modelle, und die einzelnen Bausteine sind ebenfalls Beispiele. Selbstverständlich können Sie auch andere Vorlesungen und völlig andere Profile wählen.

Auslandssemester

Bei der Wahl der Partnerhochschule sollten Sie überlegen, in welcher Sprache der überwiegende Teil der Vorlesungen sein soll und welche Partnerhochschule das für Sie passende Kursangebot hat. Freemoving, d.h. ein Auslandssemester an einer Nicht-Partnerhochschule, ist eingeschränkt möglich, wenn die Anerkennbarkeit der Fächer gewährleistet ist. Ein Auslandssemester dient nicht nur der Erweiterung des Fachwissens und der Verbesserung der Fremdsprachenkenntnisse. Sie lernen auch andere Unterrichtsformen, Methoden und Präsentationsformen kennen, die Sie später im internationalen Arbeitsumfeld nutzen können.

»Finanziell ist der Berufseinstieg in Deutschland attraktiver, da in der Regel höhere Gehälter als im Ausland gezahlt werden.«

Holger Holz hat zwei Semester an der ESSCA in Angers studiert. »Die Struktur der französischen ›Ecoles supérieures‹ mit ihren kurzen, knackigen Drei-Tages-Kursen und abschließender Prüfung hat mir geholfen, den Blick auf die wesentlichen Inhalte zu schärfen und diese in strukturierter Form (top-down) zu präsentieren.«

Berufseinstieg

Elementar für einen erfolgreichen Berufseinstieg ist Praxiserfahrung. Das Studium selbst hat schon einen hohen Praxisanteil. Z.B. werden im Seminar »Project and Case Studies« aktuelle Themenstellungen von realen Unternehmen bearbeitet, die Seminare »Business Plan« und »Techniken des Außenhandels« werden zum Teil oder komplett von Praktikern aus Unternehmen abgehalten. Darüber hinaus sollten Sie die Vortragsangebote an der Hochschule Pforzheim nutzen, z.B. Vorträge des HR-Forums oder des Ressourceneffizienz-Kolloquiums. Für einen Berufseinstieg in Deutschland spricht, dass Sie dafür Ihre Kenntnisse des deutschen Arbeitsmarktes nutzen können; zudem bietet die Veranstaltung »Project and Case Studies« im siebten Semester intensive Unternehmenskontakte. Außerdem ist der Rückgriff auf Alumni des Studienganges und ein Mentoring beim Berufseinstieg möglich. Finanziell ist der Berufseinstieg in Deutschland ebenfalls attraktiver, da in der Regel höhere Gehälter als im Ausland für vergleichbare Positionen gezahlt werden. Viele internationale Traineeprogramme bilden in Deutschland Experten aus, die anschließend ins Ausland entsandt werden können. Bei einem Einstieg in einem deutschen Unternehmen ergibt sich häufig die Möglichkeit, nach drei bis vier Jahren ins Ausland zu gehen. Dabei können Sie meistens jedoch nur bedingt auf das Entsendungsland Einfluss nehmen. Ebenso sollten Sie bedenken, dass ein Auslandseinsatz ein paar Jahre nach Studienende zeitlich mit der Familiengründung zusammenfallen könnte.

Wenn Sie Ihre Karriere im Ausland starten, werden Sie normalerweise als »Deutschlandexperte« eingestellt und weniger als Fachexperte. Je nach Interesse kann das ein Vor- oder Nachteil sein. Für den Einstieg im Ausland spricht, dass Sie Ihr Zielland und Ihren Arbeitsort direkt von Anfang an wählen können. Besonders leicht ist der Berufseinstieg im Ausland bei einem Doppelabschluss, da Sie das letzte Jahr dort studieren und den dortigen Arbeitsmarkt sehr gut kennen. Zudem verfügen Sie über einen vor Ort anerkannten Titel.

Was raten erfolgreiche Alumni derzeitigen Studierenden?

Astrid Winkeler hebt die Chancen im Mittelstand hervor. »Die Chance, mit guten Leistungen auf sich aufmerksam zu machen, ist durch flachere Hierarchien deutlich erhört. Ich kenne niemanden, der nach dem Studium sofort den Traumjob ergattert hat. Die ersten Jahre nach dem Studium sind oft noch ›Lehrjahre‹ - wichtig ist, einen Fuß in die Tür zu bekommen, Praxiserfahrung zu sammeln, auch wenn der Job vielleicht noch nicht ganz passt. Mit zwei bis drei Jahren Berufserfahrung ist ein Wechsel dann viel einfacher.« Zu einem runden Bewerberprofil gehören aus Holger Holz´ Sicht »cultural awareness« und Kommunikationsfähigkeiten. »Das Fachwissen, Sprachen und Praktika sind die Pflicht. Kommunikation, Struktur und Methodik sind sinnvolle und notwendige Ergänzungen.« Wichtig sei zum einen die Fähigkeit zur zielgerichteten, empfängerorientierten Kommunikation, die entsprechende kulturelle Hintergründe mit einbezieht - gerade in globalen Unternehmen, die oft durch Zukäufe gewachsen sind. Zum anderen ist eine strukturierte Vorgehensweise und Methodik in der Problemlösung wichtig; während des Studiums solle man sich einen entsprechenden Methodikbaukasten aneignen, so dass man später in der Lage ist, jedes noch so große Thema in verarbeitbare Scheiben zu schneiden, diese zu managen, ohne den Blick für das ›big picture‹ zu verlieren. Und zum oft gefürchteten »Praxisschock« meint Christian Barte: »Vieles, was im Studium ›theoretisch‹ erscheint, kommt so auch in der Praxis vor. Vielleicht auf eine andere Art und Weise oder in einem anderen Kontext. Die Grundprobleme und Lösungsansätze sind allerdings oftmals die gleichen. Allerdings gibt es in der Praxis meistens nicht DIE Antwort oder DIE Lösung. Wichtig ist, dass man keine Angst hat, neue Wege zu gehen, zu entscheiden und auch mal Rückschläge einzustecken.«

Kurzvita

Prof. Dr. Kerstin Bremser studierte BWL und Europäische Wirtschaft mit den Sprachen Französisch und Spanisch in Berlin, Bamberg und Barcelona. Ihre Doktorarbeit schrieb sie an der Universität Sankt Gallen (HSG) über die Strategien multinationaler Unternehmen im Mercosur. Seit 2008 lehrt sie an der Hochschule Pforzheim im spanischsprachigen Zweig des Studiengangs International Business, seit Sommersemester 2012 leitet sie den Studiengang. Im Rahmen ihrer Lehrtätigkeit hat sie internationale Projekte im Studienplan integriert, so z. B. eine Veranstaltung zur interkulturellen Kommunikation, die gemeinsam mit der Universität ESAN als Videokonferenz organisiert ist. Ebenso konnte dank ihrer Initiative das erste spanischsprachige Doppeldiplom mit ESAN, Peru etabliert werden, weitere sind in Vorbereitung.
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