Medizinische Informatik - Informatik fürs Leben
Ein Beitrag von Prof. Dr. Rainer Brück, Universität Siegen, Naturwissenschaftlich-Technische Fakultät
Informationstechnologien und technische Geräte bestimmen die moderne Medizin wie nie zuvor. Um Patienten optimal versorgen zu können, Krankheiten vorzubeugen, Diagnosen zu stellen, Therapien und Rehabilitationen planen und durchführen zu können und um die dabei entstehende Flut an Patientendaten managen zu können, werden daher heute neben den Medizinern auch immer mehr fähige Leute gebraucht, die sich in beiden Welten zurechtfinden - in der Informatik und der Medizin - und somit helfen die Welt ein kleines bisschen besser zu machen.
Vermittler zwischen den Welten
Von der Entwicklung neuartiger Diagnoseverfahren über die Kommunikation einzelner Einrichtungen im Gesundheitswesen bis hin zur Simulation operativer Eingriffe: Alle Innovationen der modernen Medizin sind ohne die Unterstützung der Informatik undenkbar. Als Vermittler zwischen den Welten der Medizin und der Informationstechnologien werden daher überall Fachleute benötigt, die beide Denkweisen verstehen.
»Medizininformatiker sind Vermittler zwischen den Welten.«
Sie müssen nicht nur dafür sogar, dass Innovationen entwickelt werden, sondern, dass diese auch optimal in die Arbeitsabläufe in Kliniken und Gesundheitseinrichtungen und damit in den Alltag von Medizinern passen, um eine immer hochwertigere Patientenversorgung und so ein immer leistungsfähigeres Gesundheitssystem zu schaffen.
Medizinische Informatiker sind also hochqualifizierte Informatiker, die über den Tellerrand blicken. Sie haben in ihrem Studium gelernt die Welt der Medizin zu verstehen, sie haben gelernt wie ein Mediziner zu denken. Und damit sind sie in der Lage die moderne Medizin weiter voranzubringen.
Keine Nerds - Soft Skills sind gefragt
Auch wenn ein Medizinischer Informatiker nach seinem Abschluss als reiner Programmierer arbeiten kann, ist dies nicht der Fokus eines
Vielmehr werden bei uns Fachkräfte Informatikstudiums und damit auch unseres Studienangebotes. Das weit verbreitete Klischee des »Informatik-Nerds« ist hier keinesfalls angebracht. ausgebildet, die neben ihrem fachlichen Know-How in der Lage sind innovative Lösungen für komplexe Aufgabenstellungen zu erarbeiten, sie fühlen sich in interdisziplinären Teams zuhause, haben die Fähigkeit die Bedürfnisse der Mediziner zu verstehen und wissen gleichzeitig, wie sie ihnen ihre technischen Ansätze nahebringen können.
Spannende Arbeitsfelder
Nach einem Studium der Medizinischen Informatik in Siegen, hat man vielfältige Möglichkeiten sich beruflich zu orientieren. Man ist nicht nur Spezialist für die Welt zwischen Informatik und Medizin, man hat zu zuallererst auch einen vollwertigen Informatikabschluss, mit dem man problemlos eine Laufbahn in allen typischen Tätigkeitsfelder der klassischen Informatik einschlagen kann. Die Beschäftigungsmöglichkeiten für Absolventen, bei denen die besonderen Kenntnisse der Medizinischen Informatik genutzt werden können, sind dabei so vielfältig wie ihre Aufgaben. Sie arbeiten ...
› in Forschung und Entwicklung bei Medizintechnikfirmen
› in Forschung und Entwicklung bei medizinischen Softwarefirmen
› in Krankenhäusern als IT-Spezialisten
› an Universitäten oder anderen Forschungseinrichtungen
› bei Firmen in der Pharma- und Chemie-Industrie
› bei Rehabilitationseinrichtungen, Krankenkassen
oder Gesundheitsämtern
Medizinische Informatik ist ein innovationsstarker Zukunftsbereich.
»Als Zukunftsbereich bietet die medizinische Informatik ihren Absolventen viele spannende und innovative Job-Möglichkeiten.«
Auf dem Arbeitsmarkt gibt es bereits jetzt eine hohe Nachfrage an Fachkräften, die auf der einen Seite ein vollwertiges Informatikstudium und auf der anderen Seite das nötige medizinische Hintergrundwissen und ein tiefes Verständnis für klinische Abläufe mitbringen, was unseren Absolventen rosige Zukunftschancen prophezeien lässt.
Das Studium
Die Universität Siegen geht in der Medizinischen Informatik neue Wege. Während die Informatikausbildung von den Dozenten des Departments Elektrotechnik und Informatik abgedeckt wird, wird die Medizinausbildung in Kooperation mit Kliniken und niedergelassenen Ärzten im Raum Siegen angeboten. Als Dozenten mit besonderem Fachwissen sind neben Chefärzten der lokalen Kliniken, ebenfalls deren Geschäftsführer, Vertreter der Ärztekammer und der Krankenkassen bis hin zu Fachanwälten für Medizinprodukterecht vertreten.
In speziell auf die Bedürfnisse der Informatiker abgestimmten Vorlesungen wird zunächst das nötige medizinische Grundwissen vermittelt, um einen tiefen Einblick in die Arbeitswelt der Medizin zu erhalten, Problematiken zu verstehen und Chancen der Medizinischen Informatik zu erkennen. Jede Vorlesung wird dabei immer von Klinik-Praktika, Seminaren und spannenden Praxisveranstaltungen begleitet. Die Studierenden lernen nicht nur die Funktionsweise des menschlichen Körpers und die Anwendung von Diagnose- und Therapiegeräten kennen, sie lernen viel mehr, wie ein Mediziner zu denken. Abgerundet wird das Studium durch Einblicke in Fragen des Krankenhausmanagements und rechtliche Aspekte der Medizinischen Informatik. Darüber hinaus ist Medizinische Informatik in erster Linie Informatik. Das Studium vermittelt also grundlegende und vertiefende Kenntnisse in allen relevanten Bereichen der Informatik, vor allem der Entwicklung von Hardware und Software, wobei immer wieder Anwendungsbeispiele mit Bezug zur medizinischen Praxis und Gesundheitsadministration aufgezeigt werden. Kurz und prägnant lässt sich das Studium der Medizinischen Informatik an der Universität Siegen so charakterisieren:
› am Puls der Zeit - praxisorientiertes und forschungsnahes Studium mit vielfältigen Berufschancen
› interdisziplinär - vielseitige und abwechslungsreiche Arbeit an der Schnittstelle zwischen Informatik und Medizin
› International - Auslandssemester problemlos in die persönliche Studienplanung integrierbar
› hautnah - speziell auf die Bedürfnisse von Informatik-Studierenden angepasste medizinische Ausbildung mit Klinikpraktika und praktischen Übungen
› zukunftsweisend - aktive Mitwirkung an der Verbesserung der medizinischen Versorgung und Patientenbehandlung
Der Master
Das Master-Studium gibt den Studierenden die Chance Ihr gesammeltes Grundlagenwissen aus einem vorherigen Bachelor-Studiengang sinnvoll zusammenzubringen, interessante Bereiche zu vertiefen und forschungsorientiertes Arbeiten zu lernen. Vertiefende Fächer beschäftigen sich mit den High-Tech-Möglichkeiten der modernen Medizin und bieten die Möglichkeit die spannenden Anwendungen von Diagnostik und Therapieverfahren live zu erleben. Im Rahmen der umfangreichen Abschlussarbeit und in einer einjährigen Projektgruppe wird das gesamte erlernte medizininformatische Wissen praxisorientiert auf konkrete medizinische Problemstellungen angewendet. Für Studierende, die schon während ihres Studiums internationale und interkulturelle Zusammenarbeit erfahren möchten und sich darüber hinaus auf ein Auslandssemester vorbereiten möchten wird das Masterprogramm ebenfalls in einer rein englischsprachigen Variante angeboten.
»Der Master-Studiengang bietet auch Quereinsteigern mit anderen Bachelor-Abschlüssen optimale Einstiegschancen.«
Neben den Absolventen eines Bachelors in Medizinischer Informatik, bietet der Studiengang auch Absolventen anderer Informatik- (z.B. Kerninformatik, Technische Informatik, Visual Computing, o.ä.), und Informatik-naher Studiengänge (z.B. Wirtschaftsinformatik, Elektrotechnik, o.ä.) eine Einstiegschance. Für Studierende mit überdurchschnittlicher Leistung und einem großen Interesse an der wissenschaftlichen Arbeit wird darüber hinaus ein Spezialprogramm - der sogenannte Alan-Turing-Master - angeboten. Hierbei werden viele Inhalte des Studiums auf ein ganz konkretes an der Uni bestehendes Forschungsprojekt angewendet, indem der Student von Anfang an aktiv mitarbeitet. Das kann z.B. in der Computerassistierten Chirurgie, in der Visualisierung medizinischer Daten oder auch in der Erstellung von intelligenten Systemen zur Unterstützung der Diagnostik in der Medizin liegen - um nur einige der aktuellen Forschungsschwerpunkte zu nennen.
Kurzvita
Prof. Dr. rer. nat. Rainer Brück studierte Informatik an der Universität Dortmund. Nach seinem Studium war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter weiterhin an der Universität Dortmund tätig, wo er am Lehrstuhl Informatik 1 auch promovierte und habilitierte. 1996 übernahm er eine Professur für Technische Informatik mit dem Schwerpunkt Entwurf von VLSI-Systemen an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Seit 1998 ist er Professor an der Universität Siegen. Er leitet dort den Lehrstuhl Mikrosystementwurf. Seine Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich des Entwerfens und Entwickelns von integrierten Schaltungen und eingebetteten Systemen mit Anwendungsschwerpunkten in den Bereichen Automobil und Medizintechnik. Seit 2011 ist er darüber hinaus für die Konzeption, den Aufbau und die Koordination der neuen Studienangebote in Medizinischer Informatik an der Universität Siegen verantwortlich.