Was ist »Informationsmanagement« eigentlich?
Ein Beitrag von Dr. techn. Norman Weiss, Fachbereich Mathematik, Naturwissenschaften, Wirtschaft und Informatik, Stiftung Universität Hildesheim
Die Welt wird von einer bis vor kurzem noch unvorstellbaren Menge an Informationen überflutet. Die weltweit gespeicherte Datenmenge verdoppelt sich ca. alle anderthalb Jahre und entspricht Mitte 2013 3,6 Zettabyte Daten. (Das sind 3,6 Milliarden Terabyte oder ca. eine Billion Spielfilme in HD oder ca. drei Stapel DVDs von der Erde zum Mond.) Zwischen 2010 und 2020 soll sich die weltweite Datenmenge insgesamt verfünfzigfachen.
Eigentlich eine tolle Sache:
Immer mehr Daten, immer mehr Wissen, immer mehr Kommunikation. Die Kehrseite: Die Datenmenge, mit der sich ein Unternehmen beschäftigen muss, steigt jedes Jahr um ca. 90%. Diese Datenflut muss gemanagt werden, damit ein Unternehmen nicht in ihr untergeht. Es braucht Menschen, die diese Datenflut organisieren, passende Abläufe und passende Software planen und einführen - und dabei alle anderen Mitarbeiter im Unternehmen einbinden. Diese Aufgabe ist Informationsmanagement.
Ganz formal gesagt: Informationsmanagement heißt »Planen, Gestalten, Überwachen und Steuern von Informationen und Kommunikation in Organisationen«. Oder, anders formuliert: Informationsmanagement ist »Gewährleistung der Informations- und Kommunikationsfähigkeit einer Institution durch Entwicklung, Aufrechterhaltung und Betrieb der Informationsinfrastruktur«.
Und was ist »Informationstechnologie«?
Am Punkt »Informationsinfrastruktur« kommt die Informationstechnologie (kurz IT) ins Spiel, denn die allermeisten Informationen und die allermeiste Kommunikation werden heutzutage rechnergestützt gespeichert bzw. abgewickelt. Deshalb beschäftigt man sich, wenn man sich heutzutage mit »Informationsmanagement« beschäftigt, auch immer mit »Informationstechnologie « bzw. dem synonymen »Informationstechnik «. Das sind Oberbegriffe für Informations- und Datenverarbeitung sowie für die dafür benötigte Hard- und Software.
Wie hängen andere Bereiche wie Wirtschaftsinformatik, (angewandte) Informatik und Wissensmanagement mit Informationsmanagement und -technologie zusammen?
Die genannten Bereiche sind oft nicht wirklich eindeutig voneinander abgrenzbar und überlappen sich teilweise auch. Manche Begriffe sind noch nicht einmal hundertprozentig eindeutig definiert.
Was heißt das praktisch?
Es gibt im Prinzip ein Themenspektrum mit vielen verschiedenen Bereichen, die je nach Studiengang mehr oder weniger abgedeckt werden.
Nehmen sie z. B. die Informatik, die von rein theoretischer Beschäftigung mit Daten- und Informationsverarbeitung (theoretische Informatik) über die praktische Entwicklung grundlegender Konzepte und Methoden zur Lösung konkreter informatischer Probleme (praktische Informatik) bis hin zur Anwendung informatischer Methoden in informatikfremden Gebieten (angewandte Informatik) reicht.
In vielen Informatik-/IT-Studiengängen gibt es dazu konkrete Themengebiete, die zusätzlich zu informatischen Grundlagen behandelt werden. Die Wirtschaftsinformatik beschäftigt sich z. B. mit der Entwicklung und Anwendung von Informations- und Kommunikationssystemen in Wirtschaftsunternehmen, die Bioinformatik mit der praktischen Anwendung von informatischen Methoden im Bereich der Biologie. Je nach Themengebiet ist die Beschäftigung mit den Kernen der Informatik (theoretische und praktische Informatik) stärker ausgeprägt oder eben die Beschäftigung mit den konkreten Anwendungsgebieten informatischer Methoden. Manche Studiengänge der Informatik (»Kerninformatik«) hingegen beschränken sich ganz auf den informatiknahen Teil, behandeln also nur die theoretische und die praktische Informatik und decken die Anwendung ggf. über Nebenfächer ab, ohne konkreten Bezug auf die Anwendung informatischer Methoden im jeweiligen Nebenfach.
Was studiert man in einem Studiengang »Informationsmanagement und Informationstechnologie«?
Im Bachelor-Studium werden drei Bereiche abgedeckt: Informatik, Betriebswirtschaft und Informationsmanagement.
In der Informatik umfasst das Studium die Bereiche Programmierung (in JAVA und C++), Algorithmen und Datenstrukturen, Datenbanken und Software Engineering (Softwareentwurf) und im Vertiefungsbereich z.B. Künstliche Intelligenz, Maschinelles Lernen und Data Mining. (Oder auch Robotik, was ich lehre...)
In der Betriebswirtschaft geht es um die Grundlagen der allgemeinen Betriebswirtschaftslehre wie z. B. Rechnungswesen - also wie ein Unternehmen seine Bilanz erstellt und seine Kosten für bestimmte Leistungen und Produkte »im Griff« hat. Darüber hinaus geht es vertiefend z. B. um die Bereiche Marketing, Produktion und Logistik. Im Bereich Informationsmanagement geht es neben den Grundlagen des Informationsmanagements und der Informationswissenschaft z. B. um Mensch-Maschine-Interaktion, also Bedienschnittstellen, graphische Benutzeroberflächen, Spracheingabe etc.
Eine Studiengangsvertiefung »Angewandte Informatik« steht zur Verfügung, wenn Themen aus der Informatik entsprechend intensiv studiert werden.
Den Studiengang »Informationsmanagement und Informationstechnologie (IMIT)« gibt es in Deutschland in dieser Form nur an der Stiftung Universität Hildesheim. Er ist aber stark mit dem Wirtschaftsinformatik-Studiengang verwandt, den die Stiftung Universität Hildesheim ebenfalls anbietet und der deutschlandweit verbreitet (und deutschlandweit vergleichbar) ist. Während die Bereiche Informatik und Betriebswirtschaft ähnlich zu IMIT aufgebaut sind, beschäftigen sich die Studierenden statt des Informationsmanagements mit der Wirtschaftsinformatik »im engeren Sinne« - d. h. den Themen, die für den Einsatz von Informations- und Kommunikationssystemen in Wirtschaftsunternehmen nötig sind.
Im Master-Bereich werden in beiden Studiengängen die Kenntnisse in den jeweiligen Bereichen vertieft. Das Augenmerk ist dabei, die Studierenden an den aktuellen Stand der Forschung heranzuführen und damit ihre eigenständige Problemlösungskompetenz zu stärken.
»Für eine wissenschaftliche Karriere, eine Promotion oder den Einstieg in Forschung und Entwicklung in der Industrie ist der Master zwingend.«
Die beiden Studiengänge können Ihnen nun als »Blaupause« für andere Studiengänge im Informatik-/IT-Bereich dienen. Ein reiner Informatikstudiengang würde in der Regel nur den o.g. Bereich »Informatik« abdecken - natürlich wesentlich umfangreicher. Ein Bioinformatik-Studiengang könnte aus dem o.g. Bereich Informatik bestehen, würde um einen Bereich Biologie (statt Wirtschaft) ergänzt und mit einem Bereich Bioinformatik im engeren Sinne, der sich konkret mit den informatischen Methoden in der Schnittstelle beider Gebiete beschäftigt, abgerundet werden (statt der o.g. Wirtschaftsinformatik im engeren Sinne).
Was für Möglichkeiten hat man nach dem Studium?
Nach einem Bachelor-Studium gibt es neben dem direkten Berufseinstieg natürlich immer die Möglichkeit eines direkt aufbauenden Master-Studiums (»konsekutives Studium« - außer es wird kein weiterführender Master angeboten). Aber auch der Wechsel der Hochschule ist an dieser Stelle in der Regel kein Problem, sofern ein gleicher oder ähnlicher Studiengang an einer anderen Hochschule existiert. Der Wechsel in verwandte Studiengänge ist meist problemlos, sofern man genug Themen des anderen Studiengangs im eigenen Bachelor-Studium behandelt hat.
Der Wechsel zwischen Bereichen - also z.B. von Wirtschaftsinformatik oder Bioinformatik in allgemeinere Master-Studiengänge wie Betriebswirtschaft oder Informatik - ist je nach Hochschule meist etwas schwieriger und hängt manchmal sehr direkt davon ab, was genau im Bachelor-Studium absolviert wurde. Er ist in der Regel aber auch nicht empfehlenswert, selbst dann, wenn AbsolventInnen eigentlich gerne die konkrete inhaltliche Ausrichtung wechseln wollen - z.B. weil sie festgestellt haben, dass einer der Studienbereiche im Bachelor ihnen nicht »lag«. Hier ist es sinnvoller, einen spezialisierten Studiengang zu nehmen, der idealerweise mit viel Wahlfreiheit ausgestattet ist. Die IT-Masterstudiengänge an der Stiftung Universität Hildesheim haben im Masterbereich z.B. relativ viel Wahlfreiheit, so dass Sie je nach Interesse eher »wirtschafts-lastig« oder »informatik-lastig« (oder auch ausgewogen) weiter studieren können, wenn Sie einen passenden Bachelorstudiengang studiert haben.
Für Führungspositionen in der Wirtschaft wird meist ein Masterabschluss vorausgesetzt. Für eine wissenschaftliche Karriere, eine Promotion - für die Sie an der Stiftung Universität Hildesheim übrigens sehr gute Bedingungen vorfinden - oder den Einstieg in Forschung und Entwicklung in der Industrie ist er zwingend.
Was macht man konkret im Beruf als Informatik-/IT-Absolventin?
Sofern Sie sich entscheiden, nach einem IT-Studium in die Wirtschaft zu gehen, stehen Ihnen viele Wege offen.
Die AbsolventInnen der IT-Studiengänge der Stiftung Universität Hildesheim haben im Beruf meist entweder beratende oder projektsteuernde Funktion, z. B. als Berater, als Projektmanager, als Projektcontroller, als Software- und Systemanalytiker, als Betreuer bei der Einführung von neuer Software oder ähnlichen Berufen. Die Spannweite reicht dabei z.B. von Vertriebs-Informatik und Einkauf also sehr »BWL-lastigen« Bereichen bis hin zu Anwendungsdesign und Softwareentwicklung also sehr »informatik-lastigen« Bereichen. Selbst programmieren werden Sie dabei nur in den seltensten Fällen.
Konkrete Berufe der AbsolventInnen der Stiftung Universität Hildesheim sind z.B.
› IT-Consulting in der Softwaresparte eines großen Verlags- und Medienunternehmens
› Projektmanagement und Softwareentwicklung bei einem Beratungsunternehmen in der Hochschulbranche
› Vertriebs-Informatik bei einem Papierhersteller
› Anwendungsdesign bei einem Softwaredienstleister für die Finanzbranche
› Logistischer Änderungsdienst bei einem Omnibushersteller
› Strategischer Einkauf bei einem Omnibushersteller
› Junior Process Expert im Customer Relation Management eines Leuchtmittelherstellers
› Internationales Traineeprogramm bei einem Automobilkonzern
› Qualitätsmanagement in einem Großrechenzentrum der Medienbranche
› Projektmanagement im Dialogmanagement eines Versandhandelsunternehmen
Wie sehen die Job- und Karrierechancen mit einem Informatik-/IT-Abschluss generell aus?
Grundsätzlich sind die Berufschancen im Gebiet der Informatik und IT derzeit ausgezeichnet, MitarbeiterInnen mit entsprechender Qualifikation werden von der Wirtschaft intensiv gesucht. Die Zahl offener Stellen übersteigt die Zahl der passenden BewerberInnen teils um ein Mehrfaches.
So gelingt sowohl mit einem Bachelor-Abschluss als auch einem Master-Abschluss der Berufseinstieg schnell. 97% der AbsolventInnen der IT-Studiengänge an der Stiftung Universität Hildesheim finden laut unserer Alumni-Umfragen innerhalb kurzer Zeit (maximal sechs Monate nach Abschluss) eine Stelle, 85% der AbsolventInnen schon unmittelbar nach dem Abschluss.
Am breitesten aufgestellt sind Sie dabei, wenn Sie einen Studiengang studiert haben, der mehrere Themenbereiche abgedeckt hat (z. B. IMIT oder Wirtschaftsinformatik mit drei Themengebieten). Ein Informatikstudium mit Nebenfach wird in Unternehmen oft als gleichwertig zu ähnlichen Studiengängen akzeptiert (z.B. Informatik mit Nebenfach Wirtschaft entspricht in etwa Wirtschaftsinformatik), selbst wenn formal Teilbereiche fehlen - im Beispiel die Beschäftigung mit Wirtschaftsinformatik im engeren Sinne.
Fehlt Ihrem Informatik-/IT-Studium ein angewandter Bereich, dann empfehle ich, dies durch praktische Kenntnisse wettzumachen (Praktika etc.), wenn Sie nicht im Kern-IT-Bereich bleiben wollen (Programmierung, Rechenzentren, ...). Im Umkehrschluss gilt übrigens auch, dass eine zu starke Spezialisierung auf ein Themengebiet Sie ebenfalls etwas stärker festlegt, vor allem dann, wenn Sie nach dem Abschluss doch nicht in diesem Gebiet arbeiten wollen. Es sei aber noch einmal betont, dass die Joblage derzeit so ausgezeichnet ist, dass Ihnen mit einem fast beliebigen Informatik-/IT-Studium fast alle Türen offen stehen.
Studierende, die direkt nach dem Bachelor-Abschluss in den Beruf eingestiegen sind, kehren in den letzten Jahren auch oft nach einiger Zeit an eine Hochschule zurück, um noch einen Masterabschluss zu machen - entweder in Vollzeit zum Vorstudium passenden »konsekutiven« Master oder oft auch berufsbegleitend entweder einen Wirtschaftsinformatik-Master oder einen »M.B.A.« (Master of Business Administration).
Gibt es sonst noch etwas für den Berufseinstieg zu beachten?
An vielen Hochschulen sind gerade in diesem Bereich Praktika bereits in den Studiengang integriert - entweder innerhalb der Hochschule oder in der Wirtschaft. An der Stiftung Universität Hildesheim gibt es zum Beispiel nach dem 4. Bachelorsemester ein 10-wöchiges Wirtschaftspraktikum, dass in einem unserer rund 40 Partnerunternehmen absolviert wird.
»Relevant sind Auslandsaufenthalte während des Studiums, denn viele Unternehmen die IT-Lerinnen beschäftigen, sind international ausgerichtet.«
Zusätzliche praktische Erfahrungen in der Wirtschaft bringen Sie natürlich auch in diesem Bereich voran, sind aber im Vergleich zu vielen anderen Studienbereichen nicht so entscheidend beim Berufseinstieg. Sie beeinflussen natürlich die konkrete Position bei Berufseinstieg, ebenso wie Ihnen ein Masterabschluss einen deutlichen Vorteil bei der Erlangung besserer Positionen im Vergleich zu einem Bachelorabschluss verschafft. Ausnahme: Wenn Sie im Studium nur hochschulinterne Praktika absolviert haben, sind Praktika, Nebenjobs oder sonstige nachweisbare praktische Kenntnisse beim guten Berufseinstieg hilfreich. Zweite, schon weiter oben genannte Ausnahme: Sehr theorielastige Studiengänge - hier sind nachweisbare Praxiskenntnisse für den Berufseinstieg ebenfalls sinnvoll.
Grundsätzlich eher relevant sind Auslandsaufenthalte während des Studiums, denn viele Unternehmen - auch kleinere und mittlere -, die ITlerInnen beschäftigen, sind international ausgerichtet. Die sichere Beherrschung der englischen Sprache ist dabei durchgängig ein »Muss«, das aber schon im Studium benötigt wird. (An der Stiftung Universität Hildesheim gibt es daher im Bachelor- und Masterbereich Soft-Skills-Module »Wirtschaftsenglisch«.) Eine weitere Sprache, die Sie z. B. während eines ERASMUS-Auslandsaufenthaltes gelernt haben, ist stets hilfreich. Auch sonstige »Soft Skills« während des Studiums sind beim Berufseinstieg gerne gesehen.
»Last but not least: auch das Gründen eines eigenen Unternehmens ist immer eine Möglichkeit nach oder auch während des Studiums.«
Ein zweites Augenmerk sollte - gerade in der Masterphase - der konkreten Ausrichtung des Studiums gelten. Wählen Sie Vertiefungsgebiete passend zu Ihren Interessen und, wenn möglich, passend zu einem Berufseinstieg. Wenn Sie während des Studiums schon erkennen, dass Sie z. B. im Bereich Logistik arbeiten wollen, versuchen Sie möglichst viele Veranstaltungen in diesem Bereich zu belegen, falls möglich - gleiches gilt natürlich auch für alle anderen Studienbereiche und Interessen.
Last but not least: Auch das Gründen eines eigenen Unternehmens ist immer eine Möglichkeit nach oder auch während des Studiums. Immerhin 16% der AbsolventInnen der IT-Studiengänge der Stiftung Universität Hildesheim sind haupt- oder nebenberuflich selbständig. Dazu sollten Sie natürlich schon im Studium sowohl »Soft Skills« (Unternehmensplanspiel, Gründer-Coaching) als auch »Hard Skills« erworben haben - hier gilt: Optimal ist es, wenn Sie schon im Studium ein Themengebiet vertieft haben, dass Potential für »Marktlücken« hat.
Kurzvita
Dr. techn. Norman Weiss ist Geschäftsführer am Fachbereich 4 (Mathematik, Naturwissenschaften, Wirtschaft und Informatik) der Stiftung Universität Hildesheim. Er lehrt zugleich im Gebiet »Robotik« in den Bachelor- und Master-Studiengängen »Wirtschaftsinformatik« und »Informationsmanagement und Informationstechnologie«.