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Lebensmittelingenieure/innen mit Wirtschaftskompetenz

Ein Beitrag von Prof. Dr. Diemo Daum, Hochschule Osnabrück

Bevor eine Tiefkühlpizza oder ein Schokoriegel in dem Einkaufswagen landen, haben sie einen langen Entstehungsprozess hinter sich. Die Herstellung qualitativ hochwertiger Lebensmittel ist dabei mit vielfältigen technischen und ökonomischen Herausforderungen verbunden. Fundiert und praxisnah auf solche anspruchsvollen Aufgaben vorzubereiten, ist das Ziel des Studiengangs »Wirtschaftsingenieurwesen Lebensmittelproduktion«.

Mit rund 6000 Unternehmen und mehr als einer halben Million Beschäftigten ist die Ernährungswirtschaft der viertgrößte Industriezweig in Deutschland. Die Branche ist überwiegend mittelständisch geprägt, aber auch Global Player wie Nestlé, Mondelez und Unilever sind hier mit zahlreichen Produktionsstätten vertreten. Die Betriebe stehen in einem dauerhaften Wettbewerb auf den heimischen und internationalen Märkten, die vielfach von großen Handelsketten dominiert werden. Das zwingt die Lebensmittelhersteller zur ständigen Innovation und großer Flexibilität. Auf der einen Seite gilt es bei steigenden Energie- und Rohstoffpreisen die Prozesse und Verfahren stetig zu optimieren. Auf der anderen Seite kommt es darauf an, aktuelle Verbraucherwünsche aufzugreifen und Produkte zu entwickeln, die dem raschen Wandel der Essgewohnheiten sowie den steigenden Ansprüchen an Geschmack, Zubereitung, Haltbarkeit und Gesundheit entsprechen. Convenience Food, Chilled Food und Functional Food heißen einige dieser Zauberworte, die wichtige Trends der Lebensmittelbranche beschreiben. Die Produktion hochwertiger Nahrungsmittel ist damit längst ein High-Tech-Business, das exzellent qualifizierte Mitarbeiter/ innen erfordert.

»Die enge Verzahnung von technischem und betriebswirtschaftlichem Know-How ist heute für den Erfolg der Unternehmen eine wesentliche Voraussetzung.«

Lebensmitteltechnik - Hochschule Osnabrück Diese Verbindung herzustellen, ist das Leitmotiv des Bachelorstudiengangs »Wirtschaftsingenieurwesen Lebensmittelproduktion« an der Hochschule Osnabrück. Ähnliche Studiengänge bieten z.B. die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (»Lebensmittelmanagement«) oder die Hochschule Bremerhaven (»Lebensmittelwirtschaft «) an. Angesprochen werden junge Menschen mit Interesse an Themen aus den Bereichen Wirtschaft, Naturwissenschaft und Technik. Ebenso richtet sich das Studienangebot an Personen, die neben der Hochschulzugangsberechtigung bereits über eine praktische Berufsausbildung in der Branche verfügen (z.B. Fachkraft für Lebensmitteltechnik, Konditor/in, Fleischer/in oder Industriekaufmann/ frau) und nach Möglichkeiten zur Weiterqualifikation suchen.

Tätigkeitsfelder in der Ernährungswirtschaft

Wirtschaftsingenieure/innen sind aufgrund ihrer interdisziplinären Ausbildung in der Lage, vielfältige Aufgabestellungen in der Lebensmittelindustrie zu übernehmen. Besonders gefragt sind sie bei der Besetzung von Schnittstellenpositionen, die sowohl Produkt- und Produktionskenntnisse als auch Managementwissen erfordern. Neben einem breiten fachlichen Know-how sind in diesen Funktionen auch übergeordnete Handlungs- und Sozialkompetenzen wie z.B. Kommunikations- und Präsentationsfähigkeiten, analytisches Denken und teamorientiertes Arbeiten unerlässlich. Tätigkeitsfelder mit diesem Anforderungsprofil sind insbesondere in folgenden Unternehmensbereichen der Lebensmittelindustrie zu finden:
› Beschaffungsmanagement: Strategischer Einkauf von Rohstoffen, Verpackungsmaterialien und Maschinen für die Lebensmittelherstellung
› Produktentwicklung: Entwicklung und Verbesserung von Lebensmitteln unter Einbezug technischer und wirtschaftlicher Aspekte
› Produktion und Logistik: Planung, Steuerung und Optimierung der Materialflüsse und Produktionsprozesse bei der Lebensmittelherstellung
› Marketing und Vertrieb: Entwicklung und Umsetzung von Vermarktungsstrategien für Lebensmittel, unter anderem auf der Basis von Konsumententests und Marktforschungsstudien
› Qualitäts- und Umweltmanagement: Kontinuierliche Verbesserung der Unternehmensprozesse im Hinblick auf Lebensmittelqualität und -sicherheit sowie Umweltverträglichkeit

Weitere Tätigkeitsfelder für die Wirtschaftsingenieure/ innen eröffnen sich im Lebensmittelhandel, in Beratungs-, Marktforschungs- und Zertifizierungsunternehmen sowie in Forschungseinrichtungen und Fachverbänden.

Das Studium Wirtschaftsingenieurwesen Lebensmittelproduktion

Das sechssemestrige Studium qualifiziert für die Übernahme von Fach- und Führungsaufgaben in der Ernährungswirtschaft und schließt mit dem Bachelor of Engineering (B.Eng.) ab. Bereits bei der Vermittlung der fachlichen Grundlagen im ersten Studienjahr kommt der enge Bezug zu Lebensmitteln zum Ausdruck. Auf dem Lehrplan stehen z.B. Mikrobiologie und Chemie der Lebensmittel, Lebensmittelkunde und -recht, Kosten- und Leistungsrechnung sowie Volkswirtschaftslehre in der Ernährungswirtschaft. Außerdem erhalten die Studierenden einen Einblick in die Erzeugung pflanzlicher und tierischer Rohstoffe wie z.B. Gemüse, Getreide und Milch und erproben in Übungen erste Verarbeitungsprozesse wie die Apfelsaftherstellung.

Schritt für Schritt wird dann im Studium der gesamte Weg der Lebensmittel bis zum Verbraucher nachvollzogen. Moderne Verarbeitungs- und Verpackungstechnologien, die Entwicklung und das Management von neuen Produkten, die Umsetzung schlanker, kosteneffizienter Fertigungsprozesse sowie aktuelle Fragestellungen zur Qualität und Sicherheit von Lebensmitteln sind einige der vielfältigen Themen, die hier gelehrt werden. Betriebswirtschaftliche und lebensmitteltechnische Kernmodule greifen dabei gleichgewichtig ineinander. Im weiteren Studienverlauf können auch individuelle Schwerpunkte gesetzt und Module aus einem umfangreichen Katalog frei ausgewählt werden. Lehrangebote aus benachbarten Studienbereichen der Hochschule Osnabrück (Agrar-, Wirtschafts- und Ingenieurwissenschaften) eröffnen zusätzliche Vertiefungs- und Spezialisierungsmöglichkeiten, die in dieser Fülle bundesweit einmalig sind.

Das in enger Abstimmung mit dem Berufsfeld entwickelte Konzept des Studiengangs beinhaltet eine systematische Vorbereitung der Studierenden auf den Berufseinstieg. Elemente hierzu sind unter anderem Gastvortragsreihen mit Referenten aus der gesamten Lebensmittelbranche, regelmäßige Exkursionen zu lebensmittelverarbeitenden Betrieben sowie vielfältige Schulungs- und Beratungsangebote des hochschuleigenen Career-Centers. In Projektmodulen werden wichtige Arbeitsmethoden von Wirtschaftsingenieuren erlernt und im Vertiefungsstudium bei der Bearbeitung von aktuellen Fragestellungen aus der Praxis angewendet.

»Ein zentraler Kooperationspartner des Studiengangs ist das Deutsche Institut für Lebensmitteltechnik e.V. (DIL) in Quakenbrück.«

Lebensmitteltechnik - Hochschule Osnabrück Das DIL unterstützt die Ernährungswirtschaft durch seine Brückenfunktion zwischen Wissenschaft und Industrie. Ein Team aus 150 Expertinnen und Experten arbeitet hier täglich an neuen technischen Lösungen und innovativen Produkten für die industrielle Praxis. Studierende der Hochschule Osnabrück profitieren von der Zusammenarbeit mit dem DIL in vielfältiger Weise. In dem modern ausgestatteten Technikum des Instituts werden regelmäßig Übungen und Praktika durchgeführt. Einmal jährlich findet hier das »International Summer Lab« statt, an dem Studierende aus bis zu 10 verschiedenen Ländern teilnehmen und gemeinsam Kurse belegen. Außerdem steht das Technikum für Projekt- und Abschlussarbeiten in Zusammenarbeit mit Lebensmittelherstellern zur Verfügung.

Auslands- und Praxissemester

Lebensmittel und ihre Rohstoffe werden heute weltweit gehandelt. Die fachlichen Hintergründe zu diesen globalen Warenströmen werden im Studium ebenfalls beleuchtet. Außerdem haben die Studierenden die Möglichkeit, ihre Fremdsprachen-Kompetenzen in einer Reihe englischsprachiger Module zu erweitern und bei Interesse für ein Semester an eine Partnerhochschule ins Ausland zu gehen (z.B. Schottland, Schweiz, USA oder Südafrika). Im letzten Semester absolvieren die Studierenden eine dreimonatige Praxisphase in einem lebensmittelverarbeitenden Unternehmen. Während dieser Zeit bearbeiten sie unter der Betreuung des Praxispartners und eines Hochschuldozenten eigenständig ein Projektthema und bringen dieses mit der Anfertigung ihrer Bachelorarbeit zum Abschluss. Im Idealfall können so bereits Kontakte zum künftigen Arbeitgeber geknüpft werden.

Weiterführendes Masterstudium

Mit einem überdurchschnittlichen Abschluss qualifizieren sich Absolventen/innen des Studiengangs »Wirtschaftsingenieurwesen Lebensmittelproduktion« unter anderem auch für den Masterstudiengang »Agrar- und Lebensmittelwirtschaft«, der ebenfalls an der Hochschule Osnabrück angeboten wird. In vier Semestern können das Wissen und die Fähigkeiten in einer der folgenden Profilrichtungen vertieft werden:
1. Produkt- und Innovationsmanagement
2. Unternehmensführung in der Agrar- und Ernährungswirtschaft
3. Qualitätsmanagement
4. Lebensmittel- und Bioverfahrenstechnik

Neben der fachlichen Spezialisierung vermittelt das Masterstudium auch grundlegende Führungskompetenzen und Managementtechniken, die für die Übernahme leitender Funktionen in der Lebensmittelindustrie erforderlich sind.

Vorpraktikum und Infos

Interessenten/innen für den Studiengang »Wirtschaftsingenieurwesen Lebensmittelproduktion « können sich bis zum 15. Juli eines jeden Jahres um einen Studienplatz bewerben. Vor Studienbeginn ist ein achtwöchiges Praktikum in der Produktion eines lebensmittelverarbeiteten Unternehmens zu absolvieren bzw. eine einschlägige Berufsausbildung nachzuweisen. Detaillierte Informationen zum Studiengang sind auf der Homepage der Hochschule Osnabrück zu finden (www.al.hs-osnabrueck.de/blp.html). Für weitere Auskünfte steht allen Interessierten Frau Sabine Bornkessel als Studienfachberaterin zur Verfügung. Telefon: 0541/969-5277, E-Mail: s.bornkessel@hs-osnabrueck.de.
Lebensmitteltechnik - Prof. Dr. Diemo Daum

Kurzvita

Herr Prof. Dr. Diemo Daum wurde 2007 für die Professur Pflanzenernährung und Chemie an die Hochschule Osnabrück berufen. Zuvor sammelte er nach Studium und Promotion in den Gartenbauwissenschaften über 10 Jahre Praxiserfahrung in der Lebensmittelindustrie. Aufgabenschwerpunkte waren die Rohstoffbeschaffung und präventive Qualitätssicherung. Zuletzt war Herr Daum bei der Nestlé Deutschland AG im Geschäftsbereich Babynahrung für die Steuerung des Vertragsanbaus und den strategischen Rohstoffeinkauf in leitender Position tätig.
Herr Daum ist Sprecher des Studiengangs »Wirtschaftsingenieurwesen Lebensmittelproduktion « und betreut hier Lehrveranstaltungen in den Bereichen Lebensmittelchemie, Laborarbeitstechniken und Qualitätssicherung. In agrarwissenschaftlichen Bachelor- und Masterstudiengängen lehrt Herr Daum das Fachgebiet Pflanzenernährung. Seine Schwerpunkte in der Forschung liegen in der Entwicklung von Verfahrenstechniken zur Verbesserung der Produkt- und Prozessqualität bei der Erzeugung pflanzlicher Lebensmittel. Im Fokus stehen dabei Untersuchungen zum gesundheitlichen Wert von Gemüse und Obst sowie zur Umweltverträglichkeit der Anbauverfahren.
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