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Studieren? ... und warum Lebensmitteltechnologie an der Hochschule Anhalt?

Ein Beitrag von Prof. Dr.-Ing. habil. Christof Hamel, Professur für Lebensmittelprozesstechnik, Fachbereich Angewandte Biowissenschaften und Prozesstechnik der Hochschule Anhalt in Köthen

Der Schulabschluss stellt uns vor die Fragen: Was will ich beruflich machen?, wo möchte ich arbeiten und wie kann ich mich verwirklichen? und Ist eine Ausbildung oder ein Hochschulstudium das richtige für mich?

Ein Studium gibt uns auf jeden Fall Zeit und Raum, um den eigenen, individuellen Weg zu finden. Man kann sich Ausprobieren, Erfahrung sammeln und sich beantworten: Wer bin ich und was möchte ich im Leben? Anders als in der Schule kann man sich im Studium mit dem beschäftigen, dass einem Spaß macht und hier seine Interessen vertiefen und darf auch Dinge kritisch hinterfragen. Auf jeden Fall eröffnet ein Hochschulstudium Chancen, wenn es um Höherqualifizierung, ums Weiterdenken und damit um Aufstiegs- und Karrierechancen und letztendlich das Gehalt geht!

Die Lebensmitteltechnologie – Berufliche Perspektiven?

Die Lebensmitteltechnologie bzw. Produktion von Lebensmitteln ist einer der wichtigsten Standbeine der deutschen Wirtschaft. Der größte Lebensmittelhersteller Nestlé (Schöller, Mövenpick, Maggi) erwirtschaftet überregional an verschiedenen Standorten in Deutschland jährlich 92,2 Milliarden Euro mit über 333000 Mitarbeitern (Quelle: Nestlé). Aber auch regional in Sachsen-Anhalt sind bekannte Hersteller und damit zukünftige Arbeitsplätze gegeben (Diamantzucker, Ditsch, AgrarFrost, Halloren Schokoladenfabrik). Eines der größten Trockenmilchwerk Europas, die Elbmilchwerke Mittelelbe (Krüger Gruppe), befindet sich in Stendal und ist u.a. stetiger Partner im Austausch von Studenten und Forschungskooperationen.

In den letzten Jahren geht dabei der Trend vor allem zu Novel und Functional Foods, die sich durch schnellen, unkomplizierten Verzehr und ihrer gesundheitsfördernden Wirkung insbesondere an junge Menschen richtet. Die Lebensmitteltechnologie betrachtet u.a. die Verbesserung der Lebensqualität, Gesundheit und gesunde Ernährung.

Die Einsatzgebiete der Absolventen reichen von der Ernährungswirtschaft, der Zulieferindustrie, dem Maschinen- und Anlagenbau, der Verpackungstechnik über Ingenieur- und Planungsbüros bis hin zum öffentlichen Dienst und der Wirtschaftsberatung. Die Industrie sucht dabei händeringend mit überdurchschnittlichem Gehalt nach jungen, qualifizierten Mitarbeitern!

Vorbereitung des Studiums der Lebensmitteltechnologie

Mit Hochschulpraktika, Landesschülerakademie und Betreuungsprofessuren/-gymnasien setzt der Fachbereich Angewandte Biowissenschaften und Prozesstechnik frühzeitig darauf bereits Schüler mit der Thematik Lebensmitteltechnologie vertraut machen, um den Beruf und das breite, sowie interessante Aufgabenfeld einordnen zu können. Hierfür stehen den Schülern junge motivierte Mitarbeiter zur Verfügung, die gern Ihr Wissen vermitteln. Dabei soll vor allem Neugierde für den Beruf und das Studium der Lebensmitteltechnologie an der Hochschule Anhalt geweckt werden.

Praxisnahes Studium

Sowohl im Bachelor- als auch im Masterstudium Lebensmitteltechnologie werden parallel zu den Vorlesungen und Übungen umfangreiche Laborpraktika in kleinen individuellen Gruppen angeboten, in denen das theoretische Wissen praktisch angewendet und vertieft wird. Hierzu stehen moderne Labore und vor allem technische Anlagen im industriellen oder Pilotmaßstab zur Verfügung, die auch im späteren Arbeitsumfeld vorzufinden sind. Herauszustellen ist hier eine eigene Versuchsmälzerei und Versuchsbrauerei. Sprühtürme, Wirbelschicht- und Walzentrockener sowie Verdampfer und Anlagen zur Ultrahocherhitzung.

Lebensmitteltechnologie - Prof. Dr.-Ing. habil. Christof Hamel Lebensmitteltechnologie - Prof. Dr.-Ing. habil. Christof Hamel › Versuchsbrauerei (120Liter) und Sprühtrockner mit nachgeschalteter Wirbelschicht









Bereits im Bachelorstudium werden die Studierenden mit einer obligatorischen Projektarbeit betraut, wobei sie direkt in die aktuellen Forschungsthemen an der Hochschule mit der Industrie eingebunden werden, wobei sich oft die ersten Kontakte für das 12-wöchige Berufspraktikum entwickeln, die auf die Tätigkeit in der Praxis vorbereiten. Im Vergleich zum Studium an einer Universität führt der überwiegende Teil der Studierenden die Bachelor- bzw. Master in der Industrie oder in Instituten oder öffentlichen Einrichtungen durch und bekommt dabei Einblicke in die täglichen Aufgaben und die Arbeitsabläufe im Berufsleben, was oft mit einem direkten Jobangebot verbunden ist. Das Ziel ist die praxisbezogene Vermittlung von Kenntnissen und Fertigkeiten auf den Gebieten der Planung, Auslegung und dem Betrieb lebensmitteltechnischer Prozesse und Anlagen sowie der Lebensmittelanalyse und Qualitätssicherung. Insbesondere werden die Studierenden in die Lage versetzt, neue Ergebnisse der Ingenieur- und Naturwissenschaften unter Berücksichtigung betriebswirtschaftlicher, ökologischer und sicherheitstechnischer Erfordernisse in die Lebensmittelindustrie sowie verwandte Gebiete der industriellen Produktion zu übertragen.

Die Projekte für die Bachelorarbeit und die Masterarbeit können auch im Ausland bearbeitet werden. Hier stehen viele langjährige Partner zur Verfügung.

Welchen Unterschied gibt es zwischen Bachelor- und dem Master-Studiengang?

Neben naturwissenschaftlichen Grundlagen sollen im Bachelorstudium vor allem ingenieurwissenschaftliche Grundlagen vermittelt werden, um die Frage klären zu können: Wie entwickelt man neue innovative Produkte? und Wie gestaltet sich die Lebensmittelproduktion, Lebensmittelanalytik und Qualitätssicherung?

Ein sechssemestriges modular aufgebautes Studium führt zum akademischen Grad eines Bachelor der Lebensmitteltechnologie an der Hochschule Anhalt. Die Vermittlung der Lehrinhalte erfolgt über Vorlesungen, Übungen, Seminare, Praktika, und Projektarbeiten. Damit sollen Fertigkeiten wie selbständiges Arbeiten, Planen von Versuchen, wissenschaftliche Auswertung und Diskussion der Ergebnisse und nicht zuletzt Teamarbeit gefördert werden. Es werden grundlegende naturwissenschaftliche Fächer wie Chemie, Physik, Mathematik, Informatik, Mikrobiologie sowie aufbauend technische Fächer wie Apparatetechnik, Lebensmitteltechnologie pflanzlicher und tierischer Produkte, Lebensmittelverfahrens- und Prozesstechnik sowie Konservierungs- und Verpackungstechnik sowie Kenntnisse zur Lebensmittelanalytik und Qualitätssicherung vermittelt.

Im viersemestriges Masterstudium erfolgt aufbauend eine weiterführende, anwendungsorientierte wissenschaftliche, ingenieurtechnische Ausbildung. Auf dieser Basis werden vertiefende Kenntnisse in der wissenschaftlichen Analyse lebensmitteltechnischer Prozesse und Verfahren vermittelt, die als Grundlage für die modellmäßige Erfassung, Simulation und Beschreibung dienen. Daneben stellen die Produktentwicklung in kleinen Teams sowie das Hygienic Design von Apparaten und Anlagen einen weiteren Schwerpunkt dar. Ein zusätzliches Ziel ist die Vermittlung von Softskills, sozialer, ökonomischer und arbeitswissenschaftlicher Grundkompetenzen. Obligatorischen Projektarbeiten werden wahlweise an der Hochschule oder in der Industrie durchgeführt. Das vierte Semester ist allein für die Masterarbeit vorgesehen, bei der vorzugsweise in der Industrie aktuelle Themen aus den Unternehmen bearbeitet werden.

Mit dem Masterabschluss werden die Fähigkeit und die Berechtigung zur Promotion erworben, sodass eine Weiterqualifizierung möglich ist. Außerdem wird der Zugang zu Laufbahnen des höheren Dienstes eröffnet.
Lebensmitteltechnologie - Prof. Dr.-Ing. habil. Christof Hamel

Kurzvita

Prof. Dr.-Ing. habil. Christof Hamel
(Jahrgang 1978), Professur für Lebensmittelprozesstechnik, Fachbereich Angewandte Biowissenschaften und Prozesstechnik der Hochschule Anhalt, Köthen.

Studierte von 1997-2002 Verfahrenstechnik an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg und war von 2007-2007 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Dynamik komplexer technischer Systeme Magdeburg. Von 2007-2014 war er wissenschaftlicher Oberassistent am Lehrstuhl für Chemische Verfahrenstechnik, Institut für Verfahrenstechnik der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg und leitet hier bis heute die Arbeitsgruppe Reaktionstechnik. Er ist an einen Sonderforschungsbereich der Deutschen Forschungsgemeinschaft sowie DAAD-Projekten mit China und Mexico beteiligt. 2008 erfolgte die Promotion und 2015 die Habilitation im Bereich der Verfahrenstechnik an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. Seit 2014 hat er die Professur für Lebensmittelprozesstechnik an der Hochschule Anhalt inne.

Seine Forschungsschwerpunkte sind Reaktionstechnik/Reaktionskinetik in der homogenen, heterogenen und Biokatalyse, Prozessdesign und innovative integrierte Reaktorkonzepte, Modellierung und Simulation sowie kontinuierliche chromatographische Trennverfahren. Experimentelle und modellgestützte Quantifizierung des Stofftransports in Packstoffen. Er ist Studienfachberater für den Studiengang Lebensmittelprozesstechnik.
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