Berufsperspektiven mit einem Studium im Bereich Gesundheitsmanagement
Ein Beitrag von Prof. Dr. Anke Rahmel und Stefanie Schilk, Fakultät Wirtschaftswissenschaften, Hochschule Aalen
Die Nachfrage nach qualifizierten Fachkräften mit einer Kombination aus betriebswirtschaftlichen und gesundheitswissenschaftlichen Kompetenzen ist in den vergangenen Jahren stetig gestiegen.
Ursächlich hierfür sind sowohl knapper werdende Ressourcen, als auch der demografischen Wandel unserer Gesellschaft. Auch perspektivisch gilt der Gesundheitssektor als eines der dynamischsten Arbeits- und Wachstumsfelder. Beispielhaft genannt werden können hier die Arbeits- und Wachstumsfelder der Medizintechnik, Pharmaindustrie sowie weitere Bereiche der Gesundheitswirtschaft. Die Branche unterliegt seit Jahren einem nachhaltigen betrieblichen Wandel, der durch eine steigende Nachfrage nach Gesundheitsleitungen in Verbindung mit sinkendem Fachpersonal geprägt ist. Starke gesetzliche Reglementierungen sowie eine zunehmende Ökonomisierung sind weitere Faktoren, die eine steigende Komplexität des Gesundheitsmarktes hervorrufen. Ob Führungskräfte oder Mitarbeiter: wer in der Gesundheitsbranche tätig ist, wird in der Zukunft helfen große Veränderungen zu meistern. Die Branche sucht nach Mitarbeitern, die das deutsche Gesundheitssystem kennen, kaufmännisch denken können und dabei die Menschen nicht aus dem Blick verlieren. Gesundheitsberufsbezogene Studienangebote versuchen hier anzusetzen, indem ein breites Spektrum aus betriebswirtschaftlichen und gesundheitswissenschaftlichen Fachkompetenzen vermittelt wird.
Lenken wir den Blick auf das Studienangebot Gesundheitsmanagement BA: Das Grundstudium besteht üblicherweise aus Vorlesungsinhalten wie beispielsweise Einführung in das Gesundheitssystem, Einführung in die Gesundheitswissenschaften sowie Grundlagen der Wirtschaftswissenschaften. Weiterführende Fachkompetenzen werden den Studierenden zudem im Bereich der Rechts- und Volkswirtschaftslehre näher gebracht. Nach dem Grundstudium, am Ende des 3. Semesters können Vertiefungen gewählt werden, diese ermöglichen den Studierenden je nach persönlichen Präferenzen, einen Schwerpunkt zu setzen. An der Hochschule Aalen im Studiengang Gesundheitsmanagement kann zwischen drei Vertiefungsrichtungen aus den Bereichen Gesundheitssystemgestaltung, Management in Gesundheitsorganisation oder Gesundheitsindustrie und Innovation ausgewählt werden. Bei der Wahl der Vertiefungen müssen von den Studierenden zwei, der drei Vertiefungsrichtungen belegt werden.
Allgemeine Schlüsselkompetenzen, wie z.B. Selbstkompetenzen werden den Studierenden im Verlauf des Studiums sowohl durch unterschiedliche didaktische Lehr- und Lernmethoden als auch durch unterschiedliche Praxissimulationen vermittelt. Spezifische Schlüsselkompetenzen wie beispielsweise Sozialkompetenzen sind in dienstleistungsintensiven Bereichen, wie im Gesundheitswesen von besonderer Bedeutung für den späteren beruflichen Lebensweg. Dies liegt insbesondere daran, dass die Berufsbilder im Gesundheitswesen durch einen intensiven Kontakt zu Klienten, Kunden oder Patienten determiniert sind.
Zentralen Stellenwert im Studium an der Hochschule Aalen hat deshalb die
Vermittlung der unterschiedlichen Perspektiven der »Player« des Gesundheitswesens, wie etwa Krankenkassen, Leistungserbringer, Krankenhäuser, Arztpraxen, medizinische Versorgungszentren sowie der Gesundheitsindustrie mit den Pharmaunternehmen und den Medizin- und Pflegeprodukteherstellern. In den Lehrveranstaltungen werden aus diesem Grund regelmäßig Gastvorträge von Personen aus den benannten Bereichen integriert. Des Weiteren bieten die Vertiefungsschwerpunkte Management, Gesundheitsindustrie und Innovation sowie Gesundheitssystemgestaltung im 4. Semester die Möglichkeit, sich intensiver mit einzelnen Themen auseinanderzusetzen und damit schon früh die Weichen für den späteren beruflichen Werdegang zu stellen. Gleichzeitig bietet sich ein Differenzierungs- und Abgrenzungsmerkmal zu anderen Studienangeboten.
Grundsätzlich befähigt ein Bachelorstudium im Bereich des Gesundheitsmanagements zu Aufgaben innerhalb der mittleren Führungsebene, beispielsweise in Stabstellen. Im Mittelpunkt des Tätigkeitsprofils stehen häufig betriebswirtschaftliche Fragestellungen im Bereich des Gesundheitswesens. Darüber hinaus sind die Entwicklung, Umsetzung und Evaluation von neuen Versorgungskonzepten oder die Konzeption eines betriebswirtschaftlichen Gesundheitsmanagements Teil des Aufgabenportfolios. Spezielle Beschäftigungsfelder bieten sich den Absolventen bei verschiedenen Einrichtungen der Gesundheitsversorgung, Verbänden, Sozialversicherungsträgern oder der Gesundheitspolitik. Die Akzeptanz des Bachelorabschlusses von Seiten der Unternehmen hat sich in den vergangenen Jahren zunehmend verbessert. Jedoch wird immer noch die mangelnde Praxiserfahrung der jungen Absolventen von Nachteil gesehen. Hier versucht der Studiengang Gesundheitsmanagement an der Hochschule Aalen anzusetzen.
Ein zentrales Anliegen des Studienbereichs Gesundheitsmanagement der Hochschule Aalen ist das praxisintegrierte Lernen, was auf unterschiedliche Weise implementiert und damit nachhaltig realisiert wird. Praxisintegriertes Lernen meint - in Abgrenzung zu einem dualen Studium unterschiedliche Zielgruppen, die durch das breite Spektrum des Studienangebots angesprochen werden und dauerhaft voneinander profitieren können. Die Studierendenschaft der Studienangebote des Gesundheitsmanagements ist durch eine starke Heterogenität aufgrund verschiedener Hintergründe in Bezug auf die Berufserfahrung geprägt. Die eine Zielgruppe des Bachelorstudiums umfasst Personen, die bereits in einem Unternehmen tätig sind und ein wissenschaftlich-theoretisch fundiertes Vollzeitstudium zur persönlichen Weiterqualifikation nutzen möchten - und parallel dazu arbeiten. Die zweite Zielgruppe beinhaltet Schulabgänger, die ein Vollzeitstudium wählen, indem umfangreiche Praxiskompetenzen vermittelt werden. Im Verlauf des Studiums können insbesondere Studierende ohne Berufserfahrung ihr Wissen in der simulierten Praxissituation anwenden und erproben. Dadurch können unter Berücksichtigung der differenzierten Bedürfnisstruktur Potenzialgaps geschlossen sowie Studierende im Lernprozess umfangreich unterstützt werden.
So ermöglicht z.B. die Ablauforganisation, eine studienbegleitende Berufstätigkeit. Das verblockte Vollzeitstudium im Rahmen des Bachelorstudiums ist in zwei-wöchentlich stattfindenden Blockwochen organisiert, d.h. während des Semesters wechselt sich Präsenzwoche und vorlesungsfreie Woche ab. In der vorlesungsfreien Woche bieten sich Möglichkeiten für berufliche Tätigkeiten, Selbststudium oder Praktika. Derzeit haben etwa 40% der Studierenden bereits eine Berufsausbildung vor Beginn des Studiums absolviert und gehen meist neben dem Studium ihrer bisherigen beruflichen Tätigkeit nach. Die Studierenden kommen aus den unterschiedlichsten Bereichen des Gesundheitswesens, wodurch sich die Chance des »gegenseitigen Lernens« durch das Reflektieren des Lehrinhalts aus unterschiedlichen Perspektiven ergibt.
Auch spezifische didaktische Lehrinnovationen, wie beispielsweise umfangreiche innovative Fallstudienkonzepte im 3. Studiensemester oder ein sogenanntes Praxisprojekt im 4. und 5. Studiensemester, bei dem eine Auftragsstellung eines externen Unternehmens erfüllt wird, dienen zur Realisierung des Alleinstellungsmerkmales des Bachelorstudiengangs. Das Bachelorstudium dauert insgesamt 8 Semester und ist über den gesamten Verlauf sehr praxisnah ausgestaltet. Im 7. Semester erfolgt das Praxissemester, welches die Studierenden in einem Unternehmen absolvieren. Im direkten Anschluss erfolgt die Erstellung der Bachelorarbeit, die thematisch einen direkten Bezug zum Praxissemester einnehmen kann. Auch diese Besonderheit im Studienverlauf dient der Implementierung der Praxisintegration, da sich sowohl für potenzielle Arbeitgeber als auch für die Studierenden die Chance ergibt, bereits im Rahmen des Regelstudiums eine einjährige Vollzeitzusammenarbeit zu realisieren.
Im Anschluss an das Bachelorstudium bietet sich den Studierenden die Möglichkeit sich für ein weiterführendes Masterangebot zu qualifizieren. Mögliche Vertiefungsrichtungen innerhalb von weiterführenden Masterangeboten, die an das Bachelorstudium im Bereich des Gesundheitsmanagements anknüpfen liegen überwiegend in den Bereichen Personalführung, Organisation und Strategie, Mittelstandsmanagement, Controlling, Betriebswirtschaftslehre oder Gesundheitsförderung. Berufsbilder bzw. Tätigkeiten in Unternehmen liegen im Unterschied zu einem Bachelorabschluss im Bereich der höheren Führungsebene. Tätigkeiten in diesen Bereichen gehen üblicherweise mit Personalverantwortung für eine Gruppe von Mitarbeitern einher. Da den jungen hochqualifizierten Masterabsolventen bei Einstieg in das Berufsleben jedoch meist die notwendige Erfahrung fehlt, bieten Trainee-Programm eine gute Alternative um einen Einstieg in ein Unternehmen zu finden und sich persönlich und beruflich weiterzuentwickeln. Die Laufzeit eines solchen Programmes ist meist auf 18 Monate begrenzt und ermöglicht im Anschluss eine Übernahme in ein unbefristetes Beschäftigungsverhältnis.
Seit dem Wintersemester 2012 ist an der Hochschule Aalen auch ein praxisintegriertes Masterstudium, das ebenfalls berufsbegleitend realisierbar ist, möglich. Ein weiterführendes Studium an der Hochschule Aalen ist vor allem für die Personen interessant, denen das Studieren und das wissenschaftliche Arbeiten unter Berücksichtigung eines praxisintegrierten Ansatzes in einem persönlichen Lernumfeld Freude bereitet. Der Masterstudiengang Management an der Hochschule Aalen mit dem Schwerpunkt Gesundheitsmanagement ist ein Studienprogramm, das berufsbegleitend von Donnerstagnachmittag bis Freitagabend innerhalb von vier Semestern studierbar ist Eine passgenaue Studienfachkombination wird mit den Studierenden in einem persönlichen Beratungsgespräch bereits vor Beginn des Studiums festgelegt. Besondere Berücksichtigung finden hierbei die beiden unterschiedlichen Zielgruppen des Studienangebots. Diese umfassen sowohl Studierende mit einem wirtschaftswissenschaftlichen Erststudium, denen noch gesundheitswissenschaftliche Inhalte fehlen, als auch Absolventen mit einem gesundheitswissenschaftlichen Erststudium und geringen wirtschaftswissenschaftlichen Anteilen, die ihre wirtschaftswissenschaftlichen, als auch ihre Führungskompetenzen weiter vertiefen möchten. Inhaltliche Schwerpunkte liegen in der Vermittlung von Fähigkeiten und Kompetenzen für zukünftige Führungskräfte im Management im Gesundheitswesen. Insbesondere erlangen die Studierenden Führungs- und Personalkompetenzen, organisationales Knowhow sowie fundiertes Wissen über Public Health, Gesundheitssysteme und Vertragsmanagement. Darüber hinaus werden vertiefende Kompetenzen im Hinblick auf rechtlich relevante Aspekte im Gesundheitswesen, Technologiebewertung, Compliance und Ethik, Service- und Klienten Orientierung sowie Stakeholdermanagement vermittelt. Zukünftige Absolventen im Masterprogramm Management mit Schwerpunkt Gesundheitsmanagement haben das Know-how, um sich in den komplexen Strukturen des Gesundheitssystems zurecht zu finden und kennen die Charakteristika des Gesundheitswesens. Dadurch erfolgt eine gezielte Vorbereitung auf Führungspositionen des mittleren und oberen Managements in Organisationen der Gesundheitsversorgung entlang der gesamten Versorgungskette. Dazu zählen beispielsweise Krankenhäuser, Krankenkassen, Ärztenetze und Pflegeeinrichtungen. Aber auch die Pharmaindustrie und zahlreiche Industrieunternehmen bieten sowohl für Bachelor- als auch Masterabsolventen vielfältige Einstiegschancen in einen stetig wachsenden Markt.
Durch eine besonders praxisorientierte Ausrichtung des Studiengangs wird es den Studierenden frühzeitig nach Studienbeginn ermöglicht erste Kontakte zu Unternehmen und Dienstleistern im Gesundheitswesen zu schließen. Jeder Firmenkontakt trägt sowohl für den einzelnen Studierenden zur Erweiterung seines persönlichen Netzwerkes bei, als auch zur Stabilisierung und Ausweitung der regionalen Beziehungen des Studiengangs Gesundheitsmanagement. Gute Kontakte zu den entscheidenden Instanzen in verschiedenen Organisationen erleichtern Praxisprojekte, Praxissemester und praxisorientierte Abschlussarbeiten aus denen sich ein potentieller Berufseinstieg ergeben kann. Ein Studium an der Hochschule Aalen - egal ob im Bachelor- oder Masterangebot - bereitet Sie optimal auf den Berufseinstieg vor. Weitere Informationen erhalten Sie auch im Internet 4 unter www.htw-aalen.de/studium/gm/
Kurzvita
Frau Prof. Dr. Anke Rahmel hatte nach dem Studium der Betriebswirtschaftslehre in Mannheim und Schweden verschiedene Tätigkeiten in Wissenschaft und Praxis. Seit April 2010 hat sich die Professur für BWL im Gesundheitswesen mit Schwerpunkten in den qualitativstrategischen betriebswirtschaftlichen Funktionsbereichen inne. Aktuell ist sie in diverse Forschungs- und Praxisaktivitäten u.a. zu den Themenbereichen »Arbeitgeberattraktivität in der Gesundheits- und Sozialwirtschaft vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung« und »Mitarbeiter- und Patientenzufriedenheit im Krankenhaus« sowie der Versorgungsforschung im Bereich der Wundversorgung involviert. Zur Umsetzung des kompetenzorientierten Lernzieles der praxisnahen, wissenschaftlich fundierten Ausbildung des Studienbereichs konnte Frau Rahmel wiederholt Fördermittel für selbst entwickelte innovative Didaktiktools einwerben. Diese ermöglichten Einführung und Etablierung im aktuellen Lehrbetrieb.
Autorenanschrift
Prof. Dr. Anke Rahmel
Hochschule Aalen
Fakultät Wirtschaftswissenschaften
Studiengang Gesundheitsmanagement
Professur für allgemeine Betriebswirtschaftslehre im Gesundheitswesen
Kanalstraße 3, 3. OG, 73430 Aalen
E-Mail: anke.rahmel@htw-aalen.de
Kurzvita
Stefanie Schilk (M.A.) war wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Aalen im Studiengang Gesundheitsmanagement. Schwerpunkt der Tätigkeit beinhalteten die Marketing- und Öffentlichkeitsarbeit des Studiengangs Gesundheitsmanagement. Sie besitzt einen Masterabschluss der Hochschule Aalen im Schwerpunkt Gesundheitsmanagement. Beschäftigt war sie vor und während ihres Studiums aufgrund ihrer Ausbildung als Gesundheits- und Krankenpflegerin unter anderem im Universitätsklinikum Ulm. Ihre Forschungsarbeit umfasst überwiegend das Diversitätsmanagement von Einrichtungen im Gesundheitswesen sowie die Compliance und Patientendifferenzierung bei Patienten mit Diabetes mellitus. Zur Umsetzung des kompetenzorientierten Lernzieles der praxisnahen, wissenschaftlich fundierten Ausbildung des Studienbereichs konnte Frau Schilk erfolgreich an dem Erhalt von Fördermitteln für selbst entwickelte innovative Didaktiktools mitwirken.