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Studium und Berufseinstieg im Maschinenbau - Ein Überblick

Ein Beitrag von Univ.-Prof. Dr.-Ing. Dr. h. c. Albert Albers, IPEK - Institut für Produktentwicklung am Karlsruher Institut für Technologie (KIT)

Mit einem fertig abgeschlossenen Maschinenbaustudium sind beste Voraussetzungen für eine erfolgreiche Karriere gegeben. Neben den konkreten Fachkenntnissen werden Kompetenzen wie Kommunikationsfähigkeit, Teamarbeit, Durchsetzungsfähigkeit, Führungskompetenz, unternehmerisches Denken, interkulturelle Kompetenz und Kreativität immer wichtiger. Die Vielfalt der angebotenen akademischen Wege zum Erwerb der Qualifikationen für den spannenden Ingenieurberuf erlaubt dabei alle Möglichkeiten zur Berücksichtigung individueller Talente, Vorlieben und Wünsche!

Doch welcher Abschluss ist für einen erfolgreichen Berufsstart im Maschinenbau hilfreich? Welche unterschiedlichen Auswirkungen haben ein Bachelor- oder ein Masterabschluss? Was bietet die Promotion für einen Mehrwert? Kann nach dem Eintritt ins Berufsleben noch ein Aufbaustudium angeschlossen werden? Zur Beantwortung dieser Fragen sollten zuerst einige strukturelle Aspekte des Maschinenbaustudiums und Besonderheiten in Deutschland erörtert werden.

Ein Studium im Bereich Maschinenbau ist prinzipiell von einem hohen Anforderungsniveau geprägt. Absolventen sollen in der Lage sein, sowohl theoretische Grundlagen als auch deren Anwendung auf konkrete technische Problemstellungen und schlussendlich die Umsetzung in neue technische Lösungen zu beherrschen. Mit der insgesamt steigenden Komplexität technischer Systeme und Sachverhalte sind auch weiterwachsende Anforderungen in der hochschulischen Bildung von Ingenieuren verbunden. Entsprechend kompetent ausgebildete Ingenieure, die dem aktuellen Bedarf in den Unternehmen entsprechen, bilden dabei eine Grundlage für die nachhaltige Sicherung des Entwicklungs- und Produktionsstandorts Deutschland für viele Unternehmen. Sowohl an Universitäten als auch an Hochschulen für angewandte Wissenschaft wird deshalb viel Wert auf Verständnis und Anwendungsfähigkeit von Wissen gelegt. Zur beruflichen Handlungsfähigkeit zählt jedoch mehr als nur Fachkompetenz. Insbesondere Schlüsselqualifikationen, wie Teamfähigkeit, Kreativität und Umsetzungsstärke sind von entscheidender Bedeutung für den Berufserfolg [acatech, 2012].

In der Regel wird im Bachelorstudiengang Maschinenbau der Fokus der Ausbildung auf die fachlichen Aspekte gelegt. Hier ist das Ziel, eine technische Grundbildung aufzubauen und die Fähigkeit, sich selbstständig gezielt vertieftes Wissen anzueignen. Durch Praktika und geeignete Lehrkonzepte eignen sich Bachelorstudierende auch erste Schlüsselkompetenzen an. Insbesondere im Masterstudium wird zumeist ein größeres Augenmerk auf die vertiefte fachliche und überfachliche Qualifikation der Studierenden gelegt. Hier finden Seminare, Fortgeschrittenenpraktika und Projektarbeiten statt. Dieser Weg wird in der Promotion konsequent fortgeschrieben. Akademische Mitarbeiter in der Assistenzpromotion führen eigenverantwortlich Projekte durch, erlernen betriebswirtschaftliche Fähigkeiten und erzielen einen stark vertieften Kompetenzgewinn sowohl fachlich als auch im Bereich der Schlüsselqualifikationen und der Managementfähigkeiten. Für den Berufsstart ergeben sich daraus deutlich unterschiedliche Einstiegsmöglichkeiten.
Ein Bachelorabschluss im Bereich Maschinenbau qualifiziert aufgrund der oben aufgeführten Studienstruktur primär für Sachbearbeiterpositionen. Ein Aufstieg in Positionen mit Personalverantwortung ist auch hier möglich, verlangt aber mehrjährige Erfahrung in verantwortungsvoller betrieblicher Tätigkeit. Masterabsolventen haben im Allgemeinen eine vertiefte fachliche Ausbildung und im Vergleich zu Bachelorabsolventen erheblich weiter entwickelte Schlüsselqualifikationen. Daher werden sie oft in Bereichen wie Forschung und Entwicklung zur Bearbeitung komplexerer Aufgabenstellungen eingesetzt. Hier können sie ihre fachlichen Kompetenzen einbringen und Erfahrungen in Entwicklungsteams sammeln. Unterschiede im durchschnittlichen Einstiegsgehalt zwischen Bachelor- und Masterabsolventen fallen im ersten Berufsjahr geringer aus, als zunächst angenommen. Allerdings sind die Weiterentwicklungsmöglichkeiten durch die breitere und vor allem tiefere Wissensbasis nach erfolgreichem Abschluss eines Maschinenbaumasterstudiums im Allgemeinen vorteilhafter. Eine der beliebtesten Branchen für den Direkteinstieg sind Automobilunternehmen. So führen die deutschen Automobilunternehmen die Liste der beliebtesten Arbeitgeber im Maschinen- und Anlagebau an. Ebenfalls beliebt ist die Zulieferer-Branche, vor allem im Gebiet Forschung und Entwicklung. Die Promotion stellt im Bereich der Ingenieurausbildung das mit Abstand vollständigste Kompetenzprofil da, das auch am besten auf die Übernahme von Führungspositionen in den Unternehmen vorbereitet. Der Doktorgrad ist dabei, nach einer Untersuchung des VDMA, besonders für den Einstieg bei Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern förderlich. Generell lässt sich jedoch sagen, dass in der Branche Maschinenbau vier von fünf Führungspositionen mit Ingenieuren besetzt sind [VDMA, 2013]. Die Jobaussichten sind folglich für alle Qualifikationsniveaus als sehr positiv zu bewerten.
Aufbauprogramme innerhalb der Unternehmen sind auf die firmeninternen Bedürfnisse zugeschnitten. Doch auch nach einiger Zeit im Beruf ist der Wiedereinstieg ins Studium möglich. Durch die Bachelor / Master Struktur der europäischen Studiengänge ist das Belegen eines Aufbaumasters eine weitere interessante Alternative. Hochschulen bieten hier gesonderte Zulassungsverfahren an, mit denen es möglich ist, an einer beliebigen Hochschule, in Abhängigkeit der jeweiligen Zulassungsbedingungen, direkt in einen Masterstudiengang einzusteigen. Alternativ existieren kostenpflichtige Masterprogramme, die zumindest teilweise von einzelnen Unternehmen finanziert werden. Dieses Modell richtet sich vornehmlich an bewährte Mitarbeiter, die im Rahmen einer außerbetrieblichen Weiterbildung Zusatzqualifikationen erwerben sollen.
Eine interessante Alternative zum Berufseinstieg in einem Unternehmen bildet für besonders begabte Studierende der Berufseinstieg an einer Universität oder Forschungseinrichtung als akademischer Mitarbeiter mit dem Ziel der Promotion. Insbesondere die Assistenzpromotion (vgl. acatech, 2010) bietet im Vergleich zu einer Anstellung bei einem Industrieunternehmen in der Regel ein deutlich breiteres Tätigkeitsfeld. Hier stehen Forschungstätigkeiten, eigenverantwortliche Projektarbeit, die Erweiterung des persönlichen Erfahrungshorizonts, Umsetzung eigener Ideen und der Erwerb von Schlüsselqualifikationen im Vordergrund. So kann das vollständigste Kompetenzprofil für einen Maschinenbauingenieur im Rahmen der akademischen Bildung erworben und eine bestmögliche Vorbereitung auf die Übernahme von Führungsverantwortung erreicht werden. Die Erfahrungen, die im Rahmen einer Assistenzpromotion gemacht werden, sind für Unternehmen ausgesprochen wertvoll (VDMA, 2013).
Jeder der beschriebenen Abschlüsse oder besser Bildungswege, ermöglicht also einen anderen Einstieg ins Berufsleben. Abseits der üblichen konsekutiven, also direkt aufeinander aufbauenden, Struktur der Bachelor- und Masterstudiengänge gibt es viele Wege, die ein erfolgreiches Berufsleben unterstützen. Entscheidende Grundlage für jedweden beruflichen Erfolg sind dabei die fachlichen Kompetenzen, die in entsprechender Breite und Tiefe ausgeprägt sein müssen. Wie bereits mehrfach erwähnt sind persönlichkeitsbildende Erfahrungen ein weiteres wesentliches Erfolgskriterium. Diese Erfahrungen lassen sich aber nicht nur in Lehrveranstaltungen sammeln, sondern insbesondere auch in Praktika, als studentische Hilfskraft an der Hochschule oder in anderen sinnvoll ins Studium integrierten Aktivitäten, wie beispielsweise Hochschulgruppen. In diese Kategorie gehören auch Aufenthalte im Ausland durch zum Beispiel Auslandssemester. Als führendes Exportland haben die heute global aufgestellten deutschen Unternehmen natürlich auch Bedarf an Ingenieuren mit Auslandserfahrung, Weltoffenheit und Verständnis für andere Kulturen Die hier erworbenen Schlüsselqualifikationen sind für Studierende und Unternehmen gleichermaßen wertvoll.
Maschinenbau - Karlsruher Institut für Technologie

Zur Person:

Univ. Prof. Dr.-Ing. Dr. h. c. Albert Albers ist seit 1996 Ordinarius und Leiter des IPEK - Institut für Produktentwicklung am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Er hat über 500 Publikationen in den Bereichen Antriebssystementwicklung und -validierung, Entwicklungsmethodik und tertiäre Lehr-Lernforschung veröffentlicht. Er ist Mitglied in zahlreichen Verbänden und Vereinen des Maschinenbaus und der deutschen Hochschullandschaft. In der Lehre engagiert sich Prof. Albers besonders in der gezielten Realisierung neuer Lehrformen, die speziell auch die Vermittlung von professionellen, berufsbefähigenden nichtfachlichen Kompetenzen und Sozialkompetenz in die Ausbildung der Studierenden auf dem Gebiet der Konstruktion und Produktentwicklung integrieren.

https://www.ipek.kit.edu/21_88.php

Literatur


[acatech, 2010] Albers, Behrendt, Sadowski, Braun, acatech (Hrsg.). Best-Practice für die Ingenieurpromotion. 2010
[acatech, 2012] Albers, Denkena, Matthiesen, acatech (Hrsg.). Faszination Konstruktion. 2012
[VDMA, 2013] VDMA (Hrsg.). Ingenieure im Maschinen- und Anlagenbau. 2013

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