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Vorbereitung und Auftreten auf einer Jobmesse

Immer wieder werde ich gefragt, woher ich meine Erfahrung über Themen rund um den Berufseinstieg und in diesem Artikel über das Auftreten auf einer Jobmesse oder Kontaktmesse beziehe. Nun, von 1996 bis 2008 habe ich an nahezu allen Jobmessen deutschlandweit teilgenommen. Teilweise habe ich bis zu 80 Kontaktmessen im Jahr besucht und glaube daher, alle Facetten von den Bewerber- und Unternehmensverhaltensweisen zu kennen.

Deshalb möchte ich dir auch nicht nur schreiben, was richtig und was falsch ist, vielmehr möchte ich dir ein wenig meine persönliche Meinung bekannt geben. Denn wenn du an das richtige Unternehmen und dem dazugehörigen Ansprechpartner gerätst, kannst du eigentlich nichts falsch machen.

Beginnen wir mit dem Auftreten auf einer Messe. Eigentlich sollte man erwarten, dass Bewerber wissen warum sie auf eine Messe gehen. Aber weit gefehlt! Viele schleichen durch die Gänge und wissen nicht was sie machen sollen. Nun ich verrate es dir gerne: Jobmessen sind dafür da, dass du erste Kontakte zu Unternehmen knüpfst, nicht mehr und nicht weniger. Wer allerdings meint, er würde mit einem Jobangebot aus einer Kontaktmesse herauskommen - das wäre weit gefehlt. (Anmerkung: Es ist aber auch schon passiert! 2000 zu Zeiten in denen Informatiker gesucht wurden).

Wenn du somit demnächst eine Kontaktmesse besuchst, schraube bitte deine Erwartung herunter. Wie überall gilt auch hier der erste Eindruck »Kleider machen Leute!« Es sollten nicht grade die älteste Jeans oder der hässlichste Pullover sein. Zu aufgedonnert bewirkt ebenfalls das Gegenteil - außer du bist BWLer oder Jurist und gehst auf den Absolventenkongress in Köln, da kann es ruhig ein feiner Zwirn sein. Aber denke bitte nicht, dass sich die Unternehmensvertreter für dich so in Schale geworfen haben, nein, die Kölner Messe ist ein Stell-dich-ein der Unternehmen. Ich habe es schon erlebt, dass auf meine Frage bei der Commerzbank, warum sie denn diese Messe besucht, die Antwort erhalten, weil die Dresdner Bank da sei. Bei der Dresdner Bank die gleiche Frage, dort antwortet man mir, weil die HypoVereinsbank vertreten sei und bei der HypoVereinsbank bekam ich dann wieder die Commerzbank als Antwort. Und ich dachte wegen der Bewerber! So kann man sich irren!

Du hast also deine Wunschmesse erreicht, dann rate ich dir, nimm dir zuerst einen Messekatalog - die werden manchmal bereits im Vorfeld verteilt - und gehe zum Studikaffee. Mit einer heißen Tasse Kaffee schaue dir in Ruhe die Unternehmen an, die heute, morgen oder auch übermorgen am Messegeschehen teilnehmen.
»Wenn du schon dabei bist, dann notiere dir bitte die Unternehmen, die dich sehr interessieren (das sind dann meistens auch die großen Firmen) und die, die dich eigentlich überhaupt nicht interessieren! Warum? Damit du üben kannst und zwar an den für dich nicht interessanten Unternehmen. Du weißt ja, übung macht den Meister. Du wirst nach den fünf uninteressanten Unternehmen, die du besucht hast merken, die Fragen, die dir gestellt werden, sind in der Regel immer gleich. Je mehr du geübt bist, desto besser und ausgefeilter werden deine Antworten. So bist du dann für deine interessanten Unternehmen gewappnet.«
Aber nochmals Achtung: Diesen Tipp gebe ich auf jeder Messe und jedem Vortrag, den ich halte und werde dafür oft belächelt. Im Nachgang habe ich von Studierenden erfahren, dass sie nun bei einem »uninteressanten« Unternehmen angefangen haben. Komisch! Aber eigentlich wollten die Bewerber gar nichts vom Unternehmen, außer üben, man war locker, man hatte keine Erwartung, das Unternehmen war doch nicht so uninteressant, wie man erwarten könnte, und dann kam eines zum anderen.

Wenn du somit schon fast beim Unternehmen bist, bitte, bitte, gehe nicht einfach so zum Stand und frage: »Haben Sie einen Job?«. Aus Erfahrung kann ich dir sagen, auf diese Frage sind Personalverantwortliche ein wenig allergisch. Verständlich, denn diese Frage suggeriert beim Personaler - mich interessiert nicht was ihr macht - mich interessiert auch nicht wo ihr was macht - mich interessiert nur, könnt ihr mein Gehalt bezahlen - Punkt. Würdest du so einen Mitarbeiter einstellen? Hoffentlich nicht!

In den Messekatalogen stehen so manche nützliche Informationen, wo ein Unternehmen Standorte hat, welche Programme es eventuell anbietet, welche Produkte es herstellt und und und. Diese Informationen solltest du ein wenig verinnerlichen, damit dir nicht folgendes passiert, bei dem ich persönlich zugegen war.

Nun da kam ein gut gekleideter Bewerber auf eine nicht so kleine Bank zu - ich war gerade mit dem Personalverantwortlichen im Gespräch, wir sprachen über sehr wichtige Sachen, nämlich über unsere Hunde. Der Bewerber wartete zwei Minuten und unterbrach uns. Er merkte an, dass unser Gespräch nichts mit einem Bewerbungsprozess zu tun hätte und er würde ja schließlich wegen einer Bewerbung da sein, dass wäre doch wohl wichtiger. Der Personalverantwortliche drehte sich um und was glaubst du was passiert ist - Falsch. Er gab dem Bewerber Recht unterhielt sich eine Weile mit ihm, nahm sogar die Bewerbungsmappe entgegen und ließ den Bewerber von dannen schreiten. Zugegeben ich fand den Auftritt ziemlich gut, aber ich wusste schon was passiert. Ich fragte ihn warum er denn so bereitwillig die Bewerbungsmappe entgegen genommen hat? Antwort: »Der wird in unserer Bank kein Vorstellungsgespräch bekommen und damit ich weiß, wer er ist, wollte ich die Bewerbungsmappe haben.« Was lernt man daraus? Personalverantwortliche sind auch nur Menschen und sein Hund war ihm wohl sehr wichtig.

Auf einer anderen Messe - es war die IKOM in München - hat ein nicht so kleines Unternehmen jeden Bewerber gefragt, ob Otto Hahn nun ein Physiker oder ein Chemiker sei. Um gleich den Hinweis nachzuschieben, wer das nicht wusste, der kann sich jede weitere Frage ersparen. (Anmerk.: Das ist kein Witz!)

Was ich oben beschrieben habe, ist jedoch auch die Ausnahme, die meisten Personalverantwortlichen sind wirklich sehr nett. Aber daraus habe ich den Tipp geboren: Renne bitte nicht blindlings zu einem Unternehmen, stelle dich erst neben den Stand und hören zu, wie sich deine Bewerbungsmitstreiter blamieren. Du hörst sehr schnell heraus, bei welchen Fragen jemand aufgeweckt ist und welche Fragen ihn oder sie langweilt.

Apropos

Kennst du eigentlich den Unterschied zwischen einem Gespräch auf einer Jobmesse und einem Vorstellungsgespräch? Im Prinzip ist es das gleiche, daher auch die Vorbereitung mit dem Messekatalog, aber eine Messe hat einen unsagbaren Vorteil. Während du dir in einem Vorstellungsgespräch deine Gesprächspartner nicht aussuchen kannst, stehen auf den Messeständen immer mehrere Ansprechpartner herum. Spreche, nachdem du eine Weile zugehört hast, den Ansprechpartner an, der dir am sympathischsten wirkt. Die Macht der Sympathie solltest du auf keinen Fall unterschätzen.
Nun, die ersten Schritte sind gemacht:
› gut gekleidet
› Messekatalog durchgearbeitet
› Gespräche belauscht
› Sympathieträger gefunden
Du hast ein gutes Gespräch mit dem Unternehmen, versuche jetzt nicht mit aller Gewalt deine Bewerbungsunterlagen zu hinterlegen, die sind eh nicht auf das Unternehmen gemünzt, mit dem du gerade gesprochen hast. Und auch schon erlebt: In der Regel waren wir immer durch den Bewerbungscheck die letzten, die eine Messehalle verlassen haben und in der Regel bin ich ein neugieriger Mensch. Beim Stöbern durch die Messehallen ist es schon vorgekommen, dass ich einen vergessenen Karton mit Bewerbungsmappen auf einem Stand gefunden habe. Also Bewerbungsunterlagen hinterlegen - keine gute Idee, zumal die meisten Unternehmen dich eh auf das »tolle« Bewerbungsmanagementsystem des Unternehmens lotsen werden. Viel wichtiger ist die Visitenkarte, die man dir eventuell übergeben wird. Mit der Visitenkarte signalisiert der Personalverantwortliche, dass du zumindest nicht uninteressant bist und dieser auch eine gewisse Position bekleidet, sonst hätte man dich wieder - du weißt schon - zum »tollen« Bewerbermanagementsystem geschickt. Aber was machst du nun mit der Visitenkarte? Nach so vielen Jahren hat mir bisher noch kein Bewerber eine Antwort geben können. Natürlich schickst du nicht gleich deine Bewerbung dorthin, denn diese musst du erst auf das Unternehmen und das Gespräch zuschneiden, das benötigt seine Zeit. Nein, im ersten Schritt bedankst du dich lediglich für das informative Gespräch und natürlich wirst du in Kürze deine optimierten Bewerbungsunterlagen zusenden. Denke an das, was ich dir weiter oben versucht habe zu vermitteln - Personalverantwortliche sind auch nur Menschen - und kaum ein Bewerber kommt auf die Idee sich für ein Gespräch zu bedanken - ja, diesen Bewerber muss ich mir merken, denn dieser ist höflich! »Bäm!« würde jetzt meine Kollegin sagen, ein weiterer Punkt für dich, denn auf einer Messe geht es um diese Kontakte und einen positiven Eindruck.

Nun wünsche ich dir viel Spaß und spitz die Ohren auf deiner nächsten Messe.

Apropos

Manche Unternehmen haben so einige Exponate am Messestand, wenn man diese Produkte nicht kennt, kannst du ruhig mal nachfragen, so aus Interesse - hast du ja noch nie gesehen. Besonders uns BWLern fällt dies eigentlich sehr leicht, weil wir von Technik eh keine Ahnung haben, aber auch für Ingenieure zieht dies, da stellt man am besten die Frage in Richtung, wie das Unternehmen das Problem wohl gelöst hat. Und ein Personalverantwortlicher, der sich mit »seinem« Unternehmen identifiziert, gibt dir sicherlich eine kurze Erläuterung und schon beginnt ganz unverfänglich ein Gespräch!

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