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Der Handel als Arbeitgeber

Eine Karriere im Einzelhandel bietet genauso wie ein Job in der Industrie viele Entwicklungsmöglichkeiten. Der Wettbewerb im Handel ist teilweise allerdings härter: Denn im Handel haben Hochschulabsolventen in vielen Bereichen hoch kompetente Praktiker aus der beruflichen Bildung als sehr ernsthafte Konkurrenten.

Der Einzelhandel konnte 2014 mit über 3 Mio. Beschäftigten den höchsten Beschäftigtenstand seit Gründung der Bundesrepublik Deutschland verzeichnen. Die Branche sichert jeden zwölften Arbeitsplatz und ist somit einer der größten Arbeitgeber in Deutschland. Die Beschäftigten des Handels sorgen in mehr als 30 Berufen dafür, dass beim Einkauf alles reibungslos funktioniert. Dabei bietet der Handel ein vielfältiges und abwechslungsreiches Arbeitsumfeld - egal ob für den Azubi, den Akademiker, Alleinstehende oder Menschen mit Familie.

Die Struktur des Einzelhandels ist geprägt durch mittelständische Unternehmen. Nur etwa ein Prozent der Einzelhandelsunternehmen hat mehr als 100 Beschäftigte, neun Prozent bewegen sich in einer Größenordnung von 20 bis 99 Beschäftigten und 90 Prozent der Einzelhandelsunternehmen haben weniger als 20 Beschäftigte. Der Handel schafft 1,4 Millionen Arbeitsplätze in anderen Branchen. Der Einzelhandel schafft nicht nur Arbeitsplätze in der eigenen Branche, sondern sorgt auch für Beschäftigung dadurch, dass er Produkte und Dienstleistungen anderer Branchen in Anspruch nimmt.

Tarifbindung

Nach einer Untersuchung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung waren im Handelsverband Leben Jahr 2012 in Deutschland mit 40 Prozent weniger als die Hälfte der Mitarbeiter des Einzelhandels in Unternehmen beschäftigt, die an den Branchentarifvertrag gebunden waren. Fünf Prozent der Beschäftigten arbeiten in Unternehmen, die an einen Haus- bzw. Firmentarifvertrag gebunden sind. Die Mehrzahl der Beschäftigten arbeitet jedoch in Unternehmen, die keine tarifgebundene Mitgliedschaft im Branchenverband unterhalten. Der seit nunmehr 20 Jahren anhaltende Widerstand der Gewerkschaftsseite gegen eine Reform der Tarifverträge hat damit bereits tiefe Spuren hinterlassen. Ein Vergleich mit anderen Branchen zeigt anschaulich, dass sich dort, wo die Tarifvertrage modernisiert und reformiert wurden, die formale Tarifbindung - zum Teil sogar sehr deutlich - oberhalb der 50 Prozent-Marke bewegt, die Unternehmen also eher bereit sind, eine formale Tarifbindung einzugehen. Vor diesem Hintergrund bemüht sich die Arbeitgeberseite im Einzelhandel seit längerem um eine Reform der Tarifverträge.

Dennoch führt der niedrige Organisationsgrad nicht dazu, dass die Tarifverträge des Einzelhandels nur bei einer Minderheit der Beschäftigungsverhältnisse Anwendung finden. Denn viele Unternehmen haben sich zwar nicht durch eine tarifgebundene Mitgliedschaft im Arbeitgeberverband, aber durch Vereinbarung im Arbeitsvertrag dazu verpflichtet, die Branchentarifverträge ganz oder teilweise anzuwenden.

Vergütungs- und Beschäftigungsbedingungen

Die Wochenarbeitszeiten im Einzelhandel sind verglichen mit anderen Branchen eher kurz. Die Öffnungszeiten an meistens sechs Tagen die Woche stellt der Handel über ausgefeilte Arbeitszeitsysteme sicher. Dabei liegt die Bezahlung der Mitarbeiter über alle Tätigkeiten hinweg über dem Tarifniveau.

Faire Arbeitszeiten

Die tarifliche Wochenarbeitszeit für Vollzeit-beschäftigte liegt mit 37,5 Wochenstunden im Westen und 38,5 Wochenstunden im Osten im Branchenvergleich am unteren Ende. So belegt eine Untersuchung des wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Instituts der Hans-Böckler-Stiftung, dass in anderen Branchen für mehr als 55 Prozent aller Beschäftigten in Westdeutschland und für mehr als 57 Prozent in Ostdeutschland längere tarifliche Wochenarbeitszeiten als im Einzelhandel gelten.

Ein wichtiger Unterschied der Arbeitszeiten der Mitarbeiter im Einzelhandel im Vergleich zur Handelsverband Leben Industrie oder in der Verwaltung ergibt sich aus den Ladenöffnungszeiten. So sind die Geschäfte im Regelfall an sechs Werktagen geöffnet. Die Arbeitszeitsysteme im Einzelhandel stellen jedoch im Regelfall sicher, dass eine Beschäftigung von Arbeitnehmern im Durchschnitt auch nur in Form einer Fünf-Tage-Woche erfolgt. Dies wird beispielsweise durch rollierende Arbeitszeitsysteme erreicht.

Faire Bezahlung sowie gute Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten sorgen dafür, dass die Mitarbeiter den Einzelhandel als Arbeitgeber überwiegend positiv bewerten. Das zeigen aktuelle Studien und Umfragen:

› Die HDE-Beschäftigungsstudie 2012, durchgeführt von Manufacts Research & Dialog (Köln), ergab, dass 37% der Befragten ihren Job mit sehr gut oder ausgezeichnet bewerten; weitere 44% sehen ihn als gut an. Weniger als ein Fünftel urteilt mit mittelmäßigen (16%) oder schlecht (3%). Als positiv wurden insbesondere die Faktoren Arbeitsklima/Arbeitsumfeld/Kollegen, Kontakt zu Menschen/Kunden, Autonomie/Übernahme von Verantwortung sowie Arbeitszeit und Work-Life-Balance hervorgehoben.

Voraussetzungen und Möglichkeiten

Wichtig ist, dass man gerne im Team arbeitet, Flexibilität und Gestaltungskraft mitbringt. Der Handel ist eine sehr kreative und schnelle Branche. Besonders Führungskräfte müssen lösungsorientiert denken und ihre Mitarbeiter motivieren.

Am besten erwerben Sie während oder auch bereits vor dem Studium praktische Erfahrungen im Handel. Außerdem sollten Sie sich in Ihrer Bachelorarbeit möglichst mit der Lösung eines praktischen Handelsproblems beschäftigen. Insgesamt ist das richtige Gleichgewicht zwischen Theorie und Praxis entscheidend. Handelsmitarbeiter dürfen nicht nur theoretisch orientierte Analytiker sein, sondern vor allem auch an praktisch hilfreichen Lösungen arbeitende Fachleute.

Die internationalen Karrierechancen sind weiter gut, insbesondere im Einkauf und im Qualitätsmanagement, durchaus aber auch im Vertrieb. Die Nachfrage wird in den nächsten Jahren weiter steigen. Der Handel steigert in verschiedenen Tätigkeitsbereichen den Akademikeranteil.

Im Vordergrund stehen Studiengänge wie Handelsmanagement und Handelsmarketing. Von großer Bedeutung ist aber auch die Studienrichtung Wirtschaftsinformatik und E-Commerce. Gefragt ist ebenso der Bereich Handelslogistik.

Auf einen Blick

Anzahl der Beschäftigten in der Branche
rund 3 Millionen

Durchschnittsgehalt
sehr unterschiedlich, je nach Berufsbild

Einstiegsgehalt der Hochschulabsolventen
je nach Job: 32.000 bis 60.000 Euro pro Jahr

Anzahl der Absolventen in der Branche
ca. 250.000

Bereiche mit hohem bedarf an Absolventen
Handelsmanagement, IT, Logistik, Recht, Personal, Vertrieb

Mindestabschluss
hängt vom Fach ab
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