Karriere mit Performance Days in der Textil- und Bekleidungsindustrie
Ein Beitrag von Frau Stefanie Sacherow
Mag die Design & Development GmbH Textile Consult unbekannt sein, so erfreut sich doch deren Sport-Textil-Messe PERFORMANCE DAYS großer Beliebtheit und ist über die deutschen Landesgrenzen hinaus bekannt. Vom Firmensitz im bayerischen Ismaning aus organisiert das dreiköpfig Team zusammen mit unterschiedlichen Dienstleistern eine Messe, die zweimal jährlich jeweils über 1.100 internationale Sporttextilhersteller von a wie adidas bis z wie Zimtstern anlockt.
Internationaler Konzern oder Familienunternehmen? Je größer das Unternehmen, desto spezifischer werden die Aufgaben und Positionen. Daher ist es sinnvoll - z.B. durch Praktika - Orientierung und Sicherheit zu erlangen: Was macht mir persönlich Spaß und in welchem Bereich möchte ich nach Abschluss der Ausbildung tätig sein? Fühle ich mich in kleinen oder größeren Strukturen wohler? Möchte ich etwas sehr Fachspezifisches perfektionieren oder einen breiten Horizont aufbauen?
»Vor allem am Anfang der Karriere ist ein breites Aufgabefeld aber besonders lehrreich!«
Von Sporttextil-Giganten wie z.B. adidas, über kleinere Unternehmen wie Zimtstern bis hin zu unbekannt stylischen Start-Up-Brands ist die Bandbreite groß. Doch das Besondere gerade bei kleinen Unternehmen sind die kurzen Arbeitswege und das breite Arbeitsfeld. So eröffnen sich vor allem bei kleinen Start-Up-Brands die Möglichkeiten in viele Bereiche hinein zu schnuppern, eigene Fähigkeiten unter Beweis zu stellen und neue Talente zu erkennen. Weniger Personal bedeutet, dass überall mitgeholfen wird, also bei Kalkulationen, Terminierungen, Zutateneinkauf ... Fachexperten wie Designer, Schnitttechniker und Textilingenieure müssen also auch betriebswirtschaftliche Fragen beantworten.
Als Organisatoren der Messe »PERFORMANCE DAYS functional fabric fair« hilft die Design & Development GmbH Textile Consult Produktmanagern, Einkäufern und Designern beim Sourcen also dem Suchen und Einkaufen von Materialien wie Stoffe, Garne, Reißverschlüsse, Chemikalien und mehr. Sie liefert ausgewählten Herstellern und Lieferanten die Plattform Innovationen, Produkte und Dienstleistungen erfolgreich zu präsentieren. Große Messekonzerne in Berlin, Frankfurt oder München trennen in der Regel Kundenakquise (also den Messestandverkauf sowie die Ausstellerbetreuung) vom Besuchermarketing (wie Besuchergewinnung oder Pressebetreuung). In einem familiären Kleinunternehmen mit drei Mitarbeitern kann das nicht der Fall sein. Jeder packt entsprechend der verschieden Projektphasen an, so dass rund 110 internationale Aussteller und 1100 internationale Besucher pro Veranstaltung sich gut betreut fühlen. Heute informiert der Mitarbeiter einen Aussteller aus Italien über einen Stand, updatet das Messe CI, schreibt auf Englisch Artikel für die Webpage oder tritt in Kontakt mit dem bayerischen Teppichlieferanten, um Angebote einzuholen. Am nächsten Tag wird die Standrechnung für den taiwanesischen und spanischen Aussteller geschrieben und über die Bestellmöglichkeiten für Standmobilar gesprochen. Parallel dazu läuft die statistische Auswertung der Messefragebögen und die Pressemitteilung wird entwickelt; auf Facebook freuen sich die Messebesucher über Fotos der letzten Veranstaltung.
Abseits der Routine wird ein Messefilm konzipiert, ein Warenwirtschaftssystem entwickelt, die Webpagebereiche neu programmiert oder eine Koreanisch-Deutsche Kooperation initiiert. Wenn nach 6 Monaten das Event selber stattfindet und das Geleistete sichtbar wird, ist das ein besonderer Moment! Denn kleine Organisation heißt auch nah am Aussteller plus Besucher zu sein und von ihm ein direktes Feedback zu bekommen. Klar ist die Freude besonders über Lob groß, doch auch Kritik birgt Potential für Lob, denn in einer kleinen Struktur kann man die Kritikpunkte schneller als in großen Bürokratiemonstern umsetzten und schon bei der nächsten Messe in ein Lob wandeln.
Prinzipiell ist der
Bereich Sport eine recht stabile Branche, da selbst in Zeiten der Wirtschaftskrise der Käufer weiterhin in der Freizeit den sportlichen Ausgleich sucht. Auf der anderen Seite gilt dies nicht gleichermaßen für die unterschiedliche Preissegmente und die verschieden Sporttextilien. V.a. Skibekleidung unterliegt Wetter- und saisonalen Schwankungen. Wenn also ein Winter mild ausfällt, dann verkaufen die Stoffhersteller weniger wasserabweisende Winterstoffe und im Handel fällt der Umsatz. Auch ist Textil nicht gleich Textil, im Fashion Bereich liegt der Schwerpunkt auf modischen Kriterien wie Muster und Farbe, im Sporttextilbereich zählt die technische Performance des Stoffes stärker. Viele Stoffhersteller von nicht Baumwollstoffen sitzen in Asien. Der Konfektionär, der aus den Stoffen eine Jacke etc. näht, sitzt meist in Ländern mit geringen Personalkosten, was mit Blick auf kurze Transportwege und Steuervorteile auch oft Asien bedeutet. Daher ist Englisch sowie Offenheit gegenüber anderen Kulturen und Sitten unverzichtbar. Je nach Position sind Reisen nicht unüblich, denn die Sportmarken und Entscheider über die Kollektionen sind zumeist europäische oder amerikanische Unternehmen (je nach Sportart). Nachdem sich Events oft an dem Sitz der Kunden orientieren, ist der Standort Europa für Messen weiterhin sehr gefragt und damit recht sicher. So etabliert der Messestandort Europa ist, so unstet sind die Arbeitszeiten, denn ein Event wird nicht nur geplant, sondern muss auch während der Durchführung betreut werden. Daher ist die Veranstaltungsbranche kein »nine to five job«. Dies gilt vor allem für Events, wohingegen der Bereich der Messen ein Stück weit moderater ist, denn in der Regel betreut ein Projektmanager nicht so viele Messen wie Event bei denen er vor Ort ist.
Theoretisch könnte die PERFORMANCE DAYS durchgehend 1 Praktikanten beschäftigen und ihm einen Einblick in die Welt der Messen, Textilien und Sportbekleidung bieten. Parallel dazu haben Studierende mit Gewerbeschein während der Messe die Möglichkeit als Host/Hostess zu jobben. Aber kleine Unternehmen besitzen oftmals keine eigene Personalabteilung, die Praktikumsstellen ausschreibt und ohne selbige fehlt im täglichen Geschäft oft die Zeit eine Anzeige zu inserieren. Dabei sind motivierte Praktikanten unabhängig von ihrem Abschluss gerne gesehen. Ob nun Bachelor oder Master ist dabei zweitrangig, denn wie oft kommt es vor, dass zwei Bewerber das gleiche Profil haben und der Abschluss das Entscheidungskriterium ist? Wichtiger ist vielmehr, welche Erfahrungen der Kandidat bereits mitbringt und welche Kenntnisse aus seinem Werdegang für das Unternehmen interessant sind bzw. welches Fachwissen noch erlernt werden kann.
»Initiative, Motivation und eine Persönlichkeit, die ins Team passt sind entscheidend!«
In kleinen Unternehmen ist der räumliche Platz begrenzt und die Zusammenarbeit eng. Nach einer Bewerbung gilt es daher zu prüfen, ob und in welchem Zeitraum entsprechend des Profils und der Ziele eine Vakanz vorhanden ist und ob die Chemie stimmt. Was in einem Großunternehmen eine Abteilung ist, kann in einem Kleinstunternehmen die gesamte Belegschaft sein. Daher kann nicht die Abteilung gewechselt werden, wenn Zwist mit dem Kollegen herrscht und auch Aufstiegschancen sind durch die Größe begrenzt. Für den Aufstieg in der Firmenhierarchie müssen entweder die eigenen Leistungen besser sein als die der Kollegen oder die Firma muss auch dank der eigenen Leistung so rasant wachsen, dass Neuanstellungen notwendig werden. Ein Ziel, dass ein Ansporn sein kann.