Interviewpartner
Die Bewerbungen auf eine ausgeschriebene Stelle trudeln ein. Was wäre für Sie ein Fall für den Papierkorb und wie sollte eine Bewerbung auf keinen Fall sein?
Was bei uns ein Fall für den Papierkorb wäre, wenn wir das Gefühl haben, da hat jemand einfach auf einen Knopf gedrückt ohne sich vorher mit Unternehmen oder Stelle auseinander zu setzen, im Prinzip Bewerbungsspam. Wir selbst machen uns Mühe und schauen uns jede Bewerbung an. Klar wir haben auch Standardformulierungen, wenn es um Eingangsbestätigungen geht, aber bei Absagen schauen wir das diese personalisiert sind. Uns ist es wichtig dem Bewerber mitzugeben, dass wir wirklich nachgeschaut haben und die Bewerbung gelesen haben. Von daher erwarten wir auch, dass sich ein Bewerber mit uns und der Stelle auseinandersetzt.
Wir hatten tatsächlich mal einen Fall, da hat sich ein Feuerwehrmann auf eine Consulting-Stelle beworben und hat gesagt das passt perfekt, da kann er seine Fähigkeiten die er bislang gemacht hat auch einsetzen. Uns freut es natürlich, wenn wir für sämtliche Bewerber interessant sind und auch über die 100%ige Passgenauigkeit hinaus, attraktiv erscheinen, trotzdem ist uns wichtig: schauen sie sich die Stelle an, informieren sie sich über das Unternehmen und stellen sie heraus was sie tatsächlich an der Tätigkeit interessiert und wie das zu uns passen kann. Bitte auch in den Formulierungen im Anschreiben, wir brauchen keine ethnischen Anschreiben über zwei bis drei Seiten, aber bitte lassen sie nicht erkennen, dass sie dieses Anschreiben an 50 andere Personaler geschickt haben in genau dem gleichen Wortlaut. Das fällt auf! Dann ist es nicht mehr individuell, es ist kein absolutes NoGo, aber wenn wir natürlich eine bessere Alternative haben, nehmen wir diese.
Schön ist es, wenn man merkt, dass der Bewerber sich mit seinem Thema auskennt. Schwierig ist es bzw. wenn ein IT‘ler oder Marketing Spezialisten Dokumente ohne Text und Format erstellt und versendet. Bewerbungen müssen auch im elektronischen Bereich etwas hermachen und das Interesse wecken. Mein Wünsch und Appel, seien sie da mutig und stellen sie heraus was sie können.
Wie sehen für Sie die perfekten Bewerbungsunterlagen aus?
Die perfekten Bewerbungsunterlagen sind zunächst mal vollständig. In letzter Zeit ist es Trend geworden erstmal nur mit dem CV vorzufühlen, das ist ok, wenn jemand schon viele Jahre (10 - 15 Jahre) Berufserfahrung hat, dann machen wir uns über die Berufserfahrung ein Bild. Das passt aber nicht bei einem Hochschulabsolventen, da steht dann im Prinzip Grundschule XY, Gymnasium XY und Hochschule ZW dran, das ist bei allen gleich. Deswegen benötigen wir da noch einen intensiveren Einblick z.B. Praktikumszeugnisse, Zeugnisse von den Abschlüssen..., um uns ein Bild zu machen von den Leistungen aber auch welche Studienschwerpunkte es denn tatsächlich gab. Unter dem Begriff Wirtschaftsinformation verbergen sich viele verschiedene Studienausprägungen und da hilft uns das einfach.
Also bitte vollständig, mit einem aussagekräftigen Lebenslauf und hier auch ruhig ins Detail gehen, welche Tätigkeiten Bestandteile waren bei den Praxiseinsätzen. Gerne auch ausführlich werden welche technische Expertise man hat, und auch etwas zur Person, denn wir möchten auch den Menschen kennenlernen, besonders den Menschen, der sich notwendiger weise auf die wenigen Seiten reduzieren muss. Wenn er diese lebendig gestaltet dann ist es absolut ansprechend für uns.
Wie sollten sich künftige Arbeitnehmer zwischen Posteinwurf, Zwischenbescheid und eventuellem Vorstellungsgespräch verhalten und was könnten diese vorbereitend tun?
Wir nehmen uns Zeit, die Unterlagen durchzulesen. Wenn sich jemand auf eine spezifische Stelle bewirbt und wir haben das Gefühl es passt nicht so 100%ig, dann tauschen wir uns auch mit anderen Fachbereichen aus und schauen ob es da passen kann, es dauert also ein paar Tage. Bitte nicht gleich an Tag 1 oder 2 anrufen und fragen, wie weit denn der Stand ist, denn da liegt sie noch im Fachbereich. Wir sind bemüht uns schnell zurückzumelden, weil wir junge Talente auch sofort für uns gewinnen wollen, aber bis dahin vergehen ein paar Tage.
Wir freuen uns aber über Nachfragen, die einfach auch Interesse signalisieren, wenn wirklich mal zwei bis drei Wochen vergangen sind, um dieses auch nochmal nachzuhalten.
Zur Vorbereiten auf das Vorstellungsgespräch, in der Regel ist keine gesonderte Vorbereitung nötig und wenn schreiben wir es dazu sodass man sich da entsprechend vorbereiten kann.
Unpünktlichkeit, mangelhafte Vorbereitung, unklare Jobvorstellungen ... Fehler, die im Vorstellungsgespräch passieren. Was wäre für Sie ein KO-Kriterium?
Unpünktlichkeit kommt vor, weil man das nicht immer selbst beeinflussen kann. Der Zug ist ausgefallen oder kommt zu spät, es gibt einen riesen Stau, sie finden keinen Parkplatz..., das sind Dinge die kann man bis zu einem gewissen Grad einplanen, aber manchmal ist es dann doch so heftig, dass sie keine Chancen haben. Was uns dann negativ auffällt ist, wenn sich jemand nicht entsprechend meldet, das ist nicht gut, so können wir nicht planen und stehen dann im Prinzip wie auf Abruf und warten auf den Bewerber. Wenn sich aber der Bewerber kurz meldet, z.B. aus dem Auto "Entschuldigung, ich steh hier im Stau, ich komm eine halbe Stunde später.“ und wir somit wissen er kommt später, dann ist das völlig in Ordnung. Wir können dann dementsprechend umdisponieren und freuen uns auf den Bewerber.
Was uns auch freut, wenn sich der Bewerber vorher informiert hat was wir machen und wirklich versucht hat zu verstehen was wir tun, das ist nicht ganz so trivial, weil wir im Softwareentwicklungsbereich und in der IT-Beratung unterwegs sind, damit decken wir ein spezielles Segment ab. Trotzdem haben wir inzwischen viele Erklärvideos, die erklären was wir tun. Was schwierig ist, wenn sich jemand auf eine Consulting Stelle bewirbt und dann im Vorstellungsgespräch sich herausstellt, dass er nicht zum Kunden reisen möchte und lieber täglich von 9 bis 5 im Büro ist, dann hat er sich nicht ausreichend Gedanken über diesen Job gemacht. Das ist für uns natürlich Pflicht.
Ansonsten, wir sind alle Menschen, auch wir sind nicht perfekt und wenn wir merken, da hat jemand super Interesse und ist einfach nur nervös dann ist das absolut in Ordnung. Fehler dürfen passieren, nur sollte man schauen vermeidbare Fehler nicht passieren zu lassen.
Was raten Sie künftigen Arbeitnehmern, um solche Fettnäpfchen zu vermeiden und was, wenn man bereits reingetreten ist?
Ich empfehle allen, dass Sie sich gut vorbereiten. Wir überfallen in der Regel niemanden aus heiterem Himmel, wenn man sich also bewirbt und wir z.B. ein Telefoninterview als erste Anlaufstelle nutzen wollen, dann kündige ich dieses auch vorher per Mail an. Ich erwische niemanden auf dem kalten Fuß, bin dann aber trotzdem überrascht, wenn es Bewerber nicht schaffen sich mit dem Namen melden. Lesen bzw. informieren Sie sich über die klassischen Knigge Regeln im Bewerbungsgespräch.
Wir wissen, dass jeder Bewerber ein bisschen eine Rolle "spielt", wir spielen natürlich auch ein bisschen, wir verstellen uns aber nicht, aber wollen natürlich überzeugen. Wir freuen uns, wenn eine sehr authentische Gesprächsatmosphäre entsteht und wollen Bewerber auch wirklich aus der Reserve locken, genauso wie Bewerber uns gerne aus der Reserve locken dürfen. Aber bitte, gehen Sie nicht zu schlurimäßig in das Gespräch.
Wenn man bereits in ein Fettnäpfchen reingetreten ist, weil man tatsächlich in einem verspäteten Auto oder Bahn saß und jetzt blöderweise sich nicht die Telefonnummer des HR oder der Zentrale notiert hat um Bescheid zu geben und unglücklicherweise in einem Datenfunkloch sitzen, somit nicht ins Internet gehen können, um dies zu recherchieren, dann sollte man sich zu Beginn des Gesprächs entschuldigen und erklären wie dies zu Stande gekommen ist, dann ist es wieder in Ordnung.
Es gibt viele Dinge, die einfach passieren. Erklären Sie einfach was Ihre positiven Absichten waren. Meistens steckt eine positive Absicht dahinter, daher machen Sie diese transparent. Wir wissen, dass Sie Menschen sind, so wie wir Menschen sind und so finden wir wieder konstruktiv zueinander.