Im Rahmen zweier Praktika und durch die betreute Diplomarbeit hatte ich bereits erste Erfahrungen mit dem Bau- und Dienstleistungskonzern Bilfinger sammeln können. Dadurch hatte ich von einem zweijährigen kaufmännischen Traineeangebot von der damaligen Bausparte Bilfinger Construction GmbH, heute Implenia Construction GmbH, gehört. Nach Bewerbung und einem zweistufigen Auswahlverfahren wurde ich schliesslich 2012 als Trainee eingestellt.
Das Traineeprogramm war gegliedert in drei Hauptphasen und weiteren kleineren Nebenphasen sowie verschiedenen Seminarangeboten. Die Hauptphasen bestanden aus einem längeren ca. 6-9 monatigen Aufenthalt in einer Zentralabteilung, einer Niederlassung sowie auf einem Projekt. In jeder dieser Phasen war ich einem Mentor unterstellt, der mit mir jeweils abschliessend ein Feedbackgespräch durchgeführt hat. Über die gesamte Traineezeit standen mir zudem die zuständige Personalbetreuerin sowie der kaufmännische Geschäftsführer als übergeordneter Mentor als Ansprechpartner zur Verfügung.
Zu Beginn meiner Traineezeit war ich der Abteilung für Bilanzen und Controlling im Hauptsitz des Teilkonzern Construction in Wiesbaden zugeordnet. Ich hatte hier die Gelegenheit den Konzern aus der Zentrale heraus kennenzulernen und zu verstehen. Im Controlling werden die Zahlen aller Einheiten und Tochtergesellschaften des Teilkonzerns zusammengeführt und für die Geschäftsleitung aufbereitet. So konnte ich mir schnell ein Bild davon machen aus welch vielfältigen Tätigkeiten der Teilkonzern besteht und wo er in der Welt überall aktiv ist. Durch die enge Zusammenarbeit mit der Geschäftsleitung hatte ich zudem Einblick in die Unternehmensstrategie und deren Wachstumsmärkte. Darüber hinaus war ich involviert im Entwickeln und Ausrollen neuer Prozesse des Berichtswesens.
In der daran anschliessenden Zeit bei den Kollegen der Bilanzierung wurde ich eingeführt in das Rechnungswesen und war vertraut mit dem Jahresabschluss einiger Tochtergesellschaften und dem Zusammenstellen der Angaben für den zu veröffentlichen Geschäftsberichts. Somit hatte ich bereits einige Kontakte zu Kollegen aus anderen Gesellschaften des Unternehmens knüpfen können und die konzerninternen Verrechnungsgrundlagen kennengelernt. Nach ca. 9 Monaten in der Abteilung Bilanzen und Controlling und drei kurzen Aufenthalten in den Abteilungen für Personalwesen, Versicherung und Einkauf unter anderem in der Konzernzentrale in Mannheim bin ich in Hamburg bei den Kollegen des Ingenieurwasserbau/Offshore gelandet. In der Niederlassung für Hafenbau- und Offshore- Projekte war ich weitestgehend in der Angebotsbearbeitung von Offshore Windparks eingebunden. In Teams aus Ingenieuren und Kaufleuten wurden auf die Kundenwünsche ausgerichtete komplexe Lösungen zur Herstellung und Installation von Windpark Fundamenten erarbeitet und kalkuliert.
Zu diesem Zeitpunkt stand ebenfalls die Gründung einer neuen Gesellschaft für die neu zu errichtende Produktionsstätte zur Herstellung der Fundamente in Polen an. Hierfür mussten Prozesse und Systeme etabliert sowie der Business Case überarbeitet werden.
Zu den laufenden Projekten der Niederlassung hatte ich nur wenige Berührungspunkte, welche sich auf das Berichten der Leistung und der Liquiditätsplanung beschränkten.
Im Anschluss stand die letzte Phase an, in der ich das operative Geschäft kennenlernen sollte. Ich hatte den Wunsch geäussert auf ein Projekt in Skandinavien zu kommen, da ich bereits während meines Studiums ein Auslandssemester in Göteborg absolviert hatte und mir das Land und die Lebensweise sehr gefallen hatten. Ich wurde nach Stockholm entsandt wo Implenia an fünf laufenden Projekten vertreten war. Zu Beginn sollte ich einen Kollegen unterstützen, der drei Projekte gleichzeitig, davon zwei in der Startphase, zu verantworten hatte. Nach einer kurzen Einarbeitungszeit durfte ich ein Brücken und Tunnelprojekt eigenverantwortlich kaufmännisch betreuen. Das Baustellenteam umfasste knapp zehn Mann, darunter der Projektleiter, Bauleiter, Cost Controller, Vermesser, Poliere und Studenten. Als einziger Kaufmann auf der Baustelle liefen alle kaufmännischen Themen mit über meinen Tisch: Angefangen mit der Ergebnisrechnung und Liquiditätsplanung, über die Buchhaltung, Rechnungsprüfung und den Einkauf bis hin zu administrativen Aufgaben.
Dadurch, dass sich mein Arbeitsplatz auf der Baustelle befand, war ich direkt im Baugeschehen involviert und am alltäglichen Problemlösungsprozess beteiligt.
Gegen Ende der Traineezeit stellte ich fest, dass mir die Nähe zum operativen Geschäft am meisten Spass gemacht hatte und so blieb ich auch nach dem Traineeprogramm dem Projekt als Kaufmann erhalten.
Abschliessend möchte ich noch drei Punkte hervorheben, die mir an dem Aufbau und der Umsetzung des Traineeprogramms besonders gefallen haben. Erstens konnte ich mir durch die verschiedenen Stationen im Konzern ein grosses Netzwerk an Kollegen und Ansprechpartnern aufbauen, das mir meine alltägliche Arbeit erleichtert und eine angenehme Arbeitsatmosphäre schafft. Angefangen in der Zentrale kam ich in den weiteren Stationen immer näher an das operative Geschäft heran, mit dem Hintergrundwissen was die einzelnen Zentralabteilungen für die operative Basis bereitstellen und was sie einfordern. Darüber hinaus habe ich viele verschieden Tätigkeitsfelder im Konzern kennengelernt und mir so ein deutlich besseres Bild machen können, welche Aufgaben mir liegen und was mir Spass macht, als ich es direkt nach dem Abschluss meines Studiums hätte wissen können. Der dritte positive Aspekt des Programms war die Möglichkeit mit Implenia für einen begrenzten Zeitraum ins Ausland zu gehen und eine andere Arbeitskultur in Schweden mit Skandinaviern kennenzulernen und die Herausforderungen, die die verschiedenen Arbeitsweisen mit sich bringen, zu meistern.
Autor / Werdegang
Christoph Breitenbach
Nach Abschluss meines Studiums als Wirtschaftsingenieur mit Schwerpunkt Bauwesen stand ich vor der Frage ob meine berufliche Laufbahn kaufmännisch oder technisch geprägt sein sollte. Aufgrund meiner Interessen und analytischen Fähigkeiten entschied ich mich für die kaufmännische Richtung, wusste damals aber noch nicht in welchem Bereich ich anfangen wollte. Mein Wunsch war es in der Baubranche zu bleiben.