Ich habe Maschinenbau mit Fachrichtung Produktentwicklung an der FH Bingen studiert. Nach meiner Ausbildung zum Industriemechaniker stand ich vor der Wahl, mich beruflich weiterzuentwickeln oder eine Anstellung im Bereich der Produktion anzunehmen. Aufgrund der beruflichen Möglichkeiten habe ich mich dann für die Weiterbildung in Form eines Maschinenbaustudiums entschieden.
In welchem Bereich arbeiten Sie heute und was sind Ihre Aufgaben?
Derzeit arbeite ich im Bereich Engineering und befasse mich mit der Projektierung und Leitung von technischen Großprojekten. Weiterhin unterstützte ich unsere Kollegen in den Werken (Wolfstein, China und Indien) bei technischen Fragestellungen.
Wie haben Sie Ihre Karriere geplant?
Um mich für meine berufliche Laufbahn optimal aufzustellen, war es mir besonders wichtig, sehr breitgefächert in die unterschiedlichen Bereiche des Maschinenbaus einzutauchen. Dies habe ich durch die Wahl der Fachrichtung und der verschiedenen Wahlfächer realisiert. Ebenso wichtig war es mir, die Praxisphase und die Bachelor Thesis in großen Unternehmen (Porsche/Daimler) durchzuführen. Für den beruflichen Einstieg fiel die Wahl dann auf einen international ausgerichteten Mittelständler. Das Unternehmen hat eine flache Hierarchie, interessante Projekte und man bekommt als Berufseinsteiger schnell Verantwortung für Projekte übertragen. Heute treibe ich meine berufliche Entwicklung, in dem ich regelmäßig Weiterbildungsmöglichkeiten und Schulungsangebote bei KOB wahrnehme.
Wie waren die ersten 100 Tage im Job?
Die ersten 100 Arbeitstage waren erstaunlich schnell vorbei! An das neue Arbeitsfeld wurde ich schrittweise herangeführt und lernte nach und nach alle Funktionen meiner zu betreuenden Maschinen kennen. Der Tag, der zu 80 Prozent auf dem Shopfloor und an den Maschinen verlief, verging wie im Flug.
Wann und wodurch beeinflusst fiel die Entscheidung für Ihren Tätigkeitsbereich/ dieses Berufsbild?
Die Entscheidung für dieses Berufsfeld fiel bei meinem ersten Arbeitgeber. Dort wurde ich zuerst als Prozessspezialist im Bereich Produktion eingesetzt. Nach der Einarbeitung kam die Projektleitung zur Beschaffung einer neuen Extruder Linie als zusätzliches Tätigkeitsfeld hinzu. Die Arbeit als Projektleiter machte mir sehr viel Spaß und formte die Entscheidung, aus dem Bereich der Produktion in den Bereich Engineering zu wechseln.
Verlief Ihr Berufseinstieg so, wie sie es sich vorgestellt haben und fühlten Sie sich in allen Bereichen gut durch das Studium vorbereitet?
Grundsätzlich ist die Praxis etwas anders als es im Studium vermittelt wird. Dennoch fühlte ich mich durch das Studium gut vorbereitet, da viele Themenbereiche bereits intensiv behandelt wurden.
Der Berufseinstieg verlief sehr gut. Frisch im Unternehmen angekommen, ging es direkt mit einem Einarbeitungsplan los, der parallel zum Tagesgeschäft lief. Auch von den Kollegen erhielt ich große Unterstützung bei der Heranführung an die neuen Aufgaben. Durch Feedback-Gespräche mit dem Vorgesetzten und dem Trainingskoordinator wurde vierteljährlich der aktuelle Trainingsstand abgeglichen.
Was würden Sie Studenten für die Planung der beruflichen Orientierung raten?
Sammeln Sie durch Praktika und durch den Besuch von Firmenkontaktmessen Informationen über das berufliche Umfeld. So können sie relativ schnell feststellen, ob der ausgesuchte Bereich der richtige ist. Danach sollten Sie sich selbst fragen: Wo möchte ich in 3, 5 oder 10 Jahren stehen? Bin ich eher der Typ für die klassische Führungsrolle z. B. als Abteilungsleiter oder interessiere ich mich eher für eine Expertenlaufbahn.
Auf welche Faktoren sollte ein Berufseinsteiger bei der Auswahl des ersten Jobs achten?
Holen Sie sich Informationen über das Unternehmen ein, z. B. auf der Website, über Social Networks oder Firmenkontaktmessen. Fragen Sie in den Vorstellungsgesprächen gezielt nach Aufstiegsmöglichkeiten und persönlicher Weiterentwicklung durch Job Rotation. Gerne können Sie auch nach der Unternehmenskultur fragen und wie das Unternehmen die Entwicklung seiner Mitarbeiter unterstützt.
Wie geht man mit der Gehaltsfrage um? Haben Sie einen Tipp für eine erfolgreiche Gehaltsverhandlung oder sollte man eher auf andere Faktoren achten?
Bei der Frage nach der Gehaltsvorstellung sollte man sich vorher genau über die branchen-und regionalüblichen Einstiegsgehälter informieren, um sich einen guten Überblick zu verschaffen. Mit dieser Grundlage kann man dann gezielt in die Gehaltsverhandlung einsteigen. Sollten Ihre Gehaltsvorstellungen nicht sofort erfüllt werden, versuchen Sie einen Gehaltssprung nach der Probezeit auszuhandeln. Oft ist dies für beide Parteien ein guter Kompromiss. Neben den monetären Faktoren spielen natürlich auch soziale Leistungen eine wesentliche Rolle, um sich in einem Unternehmen wohl zu fühlen. Fragen Sie nach Zusatzleistungen außerhalb des Gehalts wie z. B. Gesundheitsmanagement und Altersvorsorge.
Was sind Karrieretreiber, was sind Karrierekiller?
Treiber:
- Engagement
- Verantwortung übernehmen
- Selbstdisziplin Killer:
- nicht über den Tellerrand hinaus zuschauen
- keine Motivation
- Inflexibilität
Würden Sie aus heutiger Sicht etwas anders machen, wenn Sie noch einmal die Möglichkeit hätten?
Ich würde auf jeden Fall wieder einen technischen Bereich mit Schwerpunkt Projektmanagement auswählen. Ohne familiären Hintergrund wäre ich sicher auch einmal für einen längeren Zeitraum ins Ausland gegangen. Diese Option möchte ich mir allerdings für die Zukunft offen halten.
Autor / Werdegang
Simon Euler
Bachelor-Studium Maschinenbau, Fachrichtung Produktentwicklung an der FH Bingen
Mitarbeiter im Bereich Engineering bei Karl Otto Braun