Erfahrungsbericht - "Logistikberatung von Frankfurt bis Bogota"

Von der Konzept- und Detailplanung von Logistikanlagen bis zur Realisierung, der Anlaufbegleitung und dem Training von Mitarbeitern - die Projektbandbreite im Bereich Supply-Chain-Management ist extrem groß. Bastian Himmeröder, Berater bei Miebach Consulting, erklärt, was das für die Berater bedeutet und warum er ein Seminar in Bogot wohl niemals vergessen wird.

Dass ich mich für das Thema Logistik interessiere, wurde mir bereits während der Abiturzeit klar. Obwohl mir damals noch bei weitem nicht bewusst war, wie umfassend die Tätigkeitsbereiche dort sind. Nach Abschluss meines Studiums in 2010 reizte es mich, Logistikprojekte im In- und Ausland für verschiedene Unternehmen und Branchen durchzuführen. Daher entschied ich mich für den Berufseinstieg in der internationalen Supply-Chain-Beratung Miebach Consulting in Frankfurt am Main. Das Unternehmen betreibt weltweit 20 Büros.

Mit 100 Mitarbeitern in Deutschland ist die Beratung so groß, dass es viele Fachexperten für die verschiedenen Branchen und Aufgabenstellungen gibt. Gleichzeitig lernt man bereits nach kurzer Zeit alle Mitarbeiter persönlich kennen und kann sich bei ihnen während der Projektarbeit jederzeit Rat einholen. Diese Mischung hat mir besonders gut gefallen.

Die Projektbandbreite im Unternehmen startet bei strategischen Fragestellungen zu Supply Chain Management und geht über Konzept- und Detailplanungen von Logistikanlagen bis hin zur Realisierung, Anlaufbegleitung und dem Training der Logistikmitarbeiter. Zum Berufseinstieg startet man in einem dieser Kompetenzfelder und führt darin die meisten Projekte durch. Ich habe mich für den Bereich Konzeptplanung für Intralogistik entschieden, weil es mir wichtig war, innerhalbeines Jahres möglichst viele verschiedene Projekte mit unterschiedlichen Kunden abzuschließen. Für diejenigen, die sich längerfristig und bis zur Fertigstellung einer Logistikanlage einem Projekt widmen möchten, ist hingegen der Bereich der Detailplanung und Realisierung der richtige. Auch wenn man sich für einen Schwerpunkt entscheidet, wird bei Miebach Consulting Wert darauf gelegt, dass man in den ersten Berufsjahren Erfahrungen in allen Bereichen der Logistikplanung sammelt. Neben der Intralogistik konnte ich an Netzwerkstudien, Outsourcingprojekten und IT-Umstellungen mitwirken.

Bei meinem ersten Projekt sollte ein komplett manueller Verpackungsprozess eines Werkzeugherstellers für die Zukunft aufgerüstet werden, wobei die Schwierigkeit darin bestand, dass die vorhandenen Werksflächen nicht erweitert werden konnten. Beim zweiten Projekt wurde es international: Ein deutscher Konzern baute in den USA ein neues Werk und stellte mit uns ein Logistikplanungsteam dafür auf. Die Schwerpunkte lagen auf der Planung des Lagergebäudes und den Werksverkehren zur Versorgung und Entsorgung der Produktion. Dabei war der Neubau des Lagergebäudes eine besondere, zeitkritische Herausforderung. Es musste als erstes fertiggestellt werden, um als Lager für den Bau der Produktionsgebäude zu fungieren, bevor es für die Produktionsversorgung genutzt werden sollte.

Zeitliche Verzögerungen hätten also direkte Auswirkungen auf den Erfolg des Gesamtbauprojekts gehabt. Das Projektteam bestand sowohl auf Kunden als auch auf unserer Seite aus Mitarbeitern der deutschen und amerikanischen Niederlassungen. Da der neu zu errichtende Standort in Amerika im wahrsten Sinne des Wortes auf der grünen Wiese entstand, auf der erst einmal wochenlang Erdarbeiten durchgeführt werden mussten, fanden die ersten Monate der Planungsphase für uns hauptsächlich in Deutschland beim Kunden vor Ort statt. Einmal im Monat flogen wir gemeinsam in die USA zum zukünftigen Standort, um mit den amerikanischen Teammitgliedern zusammenzukommen. Diese Treffen waren für den Projekterfolg sehr wichtig. Vor allem die Workshops, in denen kreative Ideen entwickelt werden, sind nicht durch Videokonferenzen ersetzbar. Außerdem lässt sich eine Vertrauensbasis zwischen allen Projektmitgliedern nur durch das persönliche Kennenlernen aufbauen. Für das Team-Building waren sowohl die Workshops am Tag als auch gemeinsame Abendessen in amerikanischen Steakrestaurants wichtig.

Nach Abschluss der Lager- und Werksplanung sowie der Bauausschreibung übergaben wir das Projekt größtenteils an unsere amerikanischen Kollegen, die mit der Realisierung vor Ort beauftragt waren. Eine meiner Kolleginnen aus Frankfurt hat sich im Zuge des Projekts so sehr mit Amerika angefreundet, dass sie übersiedelte und nun für unser Büro in Indianapolis arbeitet.

Das beste Training ist zweifellos, wenn man direkt und aktiv auf den Projekten arbeitet. Keine Vorlesung und kein Seminar können so intensiv die Herausforderungen der Realität simulieren. Vor allem aber, und das ist einer der wichtigsten Aspekte, kann man den Kundenkontakt nur in echten Projekten erleben - sei es mit Projektleitern, Logistikleitern, Sachbearbeitern oder Lagermitarbeitern. Trotzdem ist es sinnvoll, zusätzlich Seminare zu besuchen. Bei Miebach Consulting wird dafür vor allem Berufsanfängern eine Vielzahl an internen und externen Trainings angeboten.

Zwei grundlegende Seminare, die Basic Logistics Trainings, durchlaufen alle Berater. Darüber hinaus gibt es fachspezifische Angebote, bei denen je eine Woche lang ein Kompetenzfeld wie zum Beispiel Netzwerkplanung, Intralogistikplanung oder IT-Prozesse behandelt werden. Alle Trainings werden international mit Mitarbeitern aus verschiedenen Büros besetzt und finden auf der ganzen Welt statt. Dadurch habe ich früh Kontakt zu Kollegen aus Süd-und Nordamerika sowie den europäischen und asiatischen Büros aufgebaut und verschiedene Länder bereist.

Speziell an ein Seminar, das ich vor zwei Jahren in Bogota absolvierte, werde ich mich ein Leben lang erinnern. Es brachte mich zum ersten Mal nach Südamerika.

Hier hatten wir die Möglichkeit, abends und an den Wochenenden vor und nach dem Training Kolumbien zu erkunden und ganz abseits von Logistik und Beratung mit den Menschen vor Ort in Kontakt zu kommen. Ein weiteres internationales Training fand letzten Herbst in Spanien statt. Meiner Überzeugung nach ist die Logistikberatung für all diejenigen das ideale Berufsfeld:
- die daran mitarbeiten möchten, dass Kunden eine Paketzustellung aus einem Onlineshop nicht nach zwei Tagen, sondern nach einem Tag erhalten
- die durch Optimierung der Logistiknetzwerke Transportkosten sowie CO2-Emissionen gleichermaßen reduzieren möchten
- die sich nicht zwischen der Automotive- Branche, dem Handel oder der Pharmabranche entscheiden wollen, sondern verschiedene Märkte und deren Besonderheiten kennenlernen möchten.

Die Beispiele zeigen: Logistik ist schon lange keine nachgelagerte Unternehmensfunktion mehr, sondern beeinflusst in hohem Maße die Unternehmensperformance und ist ein Schlüssel, wenn es um nachhaltige Versorgungskonzepte der Zukunft geht. Meine Erwartungen an meinen ersten Job, an sinnvollen Themen mitwirken zu können, haben sich damit mehr als erfüllt.