Hej fran Sverige
Lieber Herr Kern, Sie bearbeiten im Rahmen Ihres Master-Studiums an der SIBE ein Projekt bei Mercedes-Benz Schweden in Malmö.
Wie kamen Sie zu diesem Projekt?
Als ich mich bei der SIBE beworben habe, war es mein Traum, ein Projekt im Ausland zu bekommen und das klare Ziel, mir zumindest die Chance zu einem Vorstellungsgespräch zu erarbeiten. Dies habe ich im persönlichen Gespräch mit meinem Fachcoach an der Business School auch deutlich gemacht.
Mein Job hier in Schweden hat zwei Hauptaspekte. Zunächst einmal die Assistenz des Verantwortlichen für Nutzfahrzeuge (LKW und Vans) Schweden/Dänemark. Dies beinhaltet vor allem das Eintreiben von Themen bei verschiedenen Stakeholdern und das Erstellen von Präsentationen. Der andere Hauptteil meiner Arbeit ist die Koordination eines eigenen Projekts. Im Rahmen des Studiums koordiniere ich die Markteinführung des neuen Actros, dem neuen Flaggschiff der LKW-Flotte von Mercedes-Benz. Dies ist insofern ein besonderer Moment, weil im Nutzfahrzeugsegment nur ca. alle 15 Jahre ein neues Modell auf den Markt kommt und nicht wie im PKW-Bereich alle 5-6 Jahre. Von der Vertriebsorganisation in Schweden werden beide Märkte Schweden und Dänemark betreut. Auf Grund des vergleichsweise kleinen Marktes in Dänemark, wird sich somit um die Belange beider Länder gekümmert, da hier etliche Synergien genutzt werden können.
Ist Ihnen die Entscheidung nach Schweden zu ziehen schwer gefallen?
Schwergefallen ist mir die Entscheidung keinesfalls. Ich wollte nach meinem Bachelor-Studium gerne anfangen zu arbeiten, Erfahrungen im Ausland sammeln oder ein Master-Studium anfangen. Dass ich mit dem Projekt-Kompetenz-Studium (PKS) an der SIBE alle drei Ziele auf einmal unter einen Hut bringen konnte, hat mich so begeistert, dass ich keine Sekunde gezögert habe, diesen Schritt nach Schweden zu gehen. Ehrlich gesagt, blieb auch nicht viel Zeit um sich Gedanken darüber zu machen, denn zwei Tage nach meiner mündlichen Bachelor-Prüfung bin ich nach Schweden geflogen! Dass Grund- und Aufbaustudiengang so nahtlos ineinander übergingen, konnte ich zu keinem Zeitpunkt erahnen, von genauer Planung kann also keine Rede sein. Es hat sich einfach alles so ergeben und ich bin bis heute glücklich darüber, wie es gelaufen ist!
Wie gefällt es Ihnen dort? Welche Erfahrungen haben Sie bisher in Schweden gemacht?
Mir gefällt es sehr gut in Schweden. Was anfangs nach einem Abenteuer auf Zeit ausgesehen hat, ist heute ein ganz normales Leben geworden. Klar war die Anfangszeit eine echte Herausforderung. Von der Wohnungssuche bis hin zur Anmeldung beim Finanzamt, folgt in Schweden alles etwas anderen Gesetzen und Regeln, als man es von Deutschland gewohnt ist. Dabei ist es keinesfalls schlechter oder schwieriger, auf jeden Fall aber anders. Was die Sprache angeht, wollte ich natürlich Schwedisch lernen, um besser in die Kultur des Landes integriert zu werden. Da hier oben aber jeder perfekt Englisch spricht, ist man nicht gezwungen mit dem Schwedisch lernen anzufangen. Spricht man einen Bauarbeiter auf der Straße nach dem richtigen Weg an, so erklärt dieser einem auf Englisch wie man zu laufen hat. Im Fernseher laufen die ganzen amerikanischen Serien und Blockbuster auf Englisch, Schwedisch ist nur als Untertitel eingeblendet. Nach einem halben Jahr habe ich dann aber doch angefangen Schwedisch zu lernen, gehe seitdem zwei Mal die Woche nach der Arbeit für drei Stunden in den Schwedischunterricht und spreche heute ziemlich gut. Ich kann mich umgangssprachlich unterhalten und fange auch im Job an, Meetings auf Schwedisch zu halten. Kontakte knüpfen konnte ich bisher mehr zu Nicht-Schweden, dies resultiert aber daraus, dass man im Schwedischunterricht auch keine Schweden trifft ...
Ich werde immer gefragt, ob es im Winter nie hell wird und ob das nicht auf die Stimmung schlägt. Dem ist es nicht so. Mit meinem Standort in Malmö, befinde ich mich in Südschweden. Man ist mit dem Auto in guten vier Stunden in Hamburg. Es wird im Winter vielleicht 30-40 Minuten später morgens hell und am Abend wird es auch etwas früher dunkel, soviel Unterschied zu Deutschland gibt es also nicht. Beim Wetter ist es da schon etwas anders. Im Durchschnitt würde ich sagen Minimum 5 Grad kälter und mehr Wind. Malmö liegt direkt am Meer, so dass dies natürlich einen Einfluss darauf hat. Was Schweden als Land angeht, finde ich, dass es oft unterschätzt wird von den Deutschen. Gerade als Urlaubsland ist Schweden ein tolles Land mit wunderschönen Landschaften, deshalb versuche ich so oft wie möglich in meiner Freizeit das Land zu bereisen und habe deswegen auch schon vieles gesehen, auch von anderen skandinavischen Ländern.
Gibt es Unterschiede zwischen dem Berufsalltag in Deutschland und in Schweden?
Was den Schweden auf der Arbeit angeht, so gibt es hier einige wichtige Unterschiede zum Deutschen: Zum Beispiel gibt es kein Sie, jeder in der Arbeit duzt sich. Von der Empfangsdame bis zum obersten Chef. Es herrscht Vertrauensarbeitszeit und keiner trägt Krawatten. Damit wären die wichtigsten Unterschiede kurz umrissen.
Die Meetingkultur ist sehr konsensorientiert, d. h. es wir versucht jeden in die Entscheidungsfindung einzubinden. Dies hat natürlich seine Vor- und Nachteile. Das Arbeitsklima ist meiner Meinung nach angenehmer, nicht so steif und kühl wie manchmal in Deutschland. Natürlich haben wir als deutsche Firma gerade bei Mercedes den unmittelbaren Einfluss der Zentrale in Stuttgart und auch sonst sind einige Deutsche vor Ort als Expats tätig. Die verschiedenen Kulturen aber immer wieder in Einklang zu bekommen, bringt Abwechslung in den Büroalltag. Jemandem der nach Schweden zum Arbeiten geht würde ich raten alles locker auf sich zukommen zu lassen, Vorurteile abzulegen und ganz alleine seine Erfahrungen zu machen. Die Schweden sind sehr hilfsbereit und zeigt man Interesse an ihrer Kultur, so lässt sich auch hier ganz einfach ein normales Leben aufbauen.
Was haben Sie durch Ihr Projekt gelernt? Was sind Ihre Ziele und Pläne für die Zukunft?
Mein Projekt, die Koordination der Markteinführung des neuen Actros-LKW, hat mich vor allem gelehrt, unterschiedlichste Interessen so zu steuern, dass der Erfolg des Gesamtprojekts nicht gefährdet wird. Die Markteinführung wurde zentralseitig mit 18 verschiedenen Arbeitspaketen eingeplant. Hier überwache ich den Fortschritt der Arbeitspakete wie beispielsweise Marketing, Budget, Händlersteuerung, Finanzierung, Pricing, Fahrzeugpositionierung oder Verkäuferschulungen. Da in Dänemark und Schweden unser LKW zeitgleich auf den Markt kommt, betreue ich die gleiche Anzahl an Arbeitspaketen nochmals auf dänischer Seite. Um 36 Arbeitspakete zu überwachen rufe ich jeden Monat zu einem gemeinsamen Treffen aller Verantwortlichen. Zwischen den Statustreffen bin ich dann immer mit Vor- bzw. Nachbereitung beschäftigt. Da natürlich nicht immer alles so laufen kann wie geplant, ist es wichtig Verzüge frühzeitig zu erkennen und betreffende Personen zu informieren. In diesem Zusammenhang habe ich gelernt, dass Kompromisse unabdingbar sind und man manchmal nicht alle Beteiligten zufriedenstellen kann, das Gesamtprojekt aber auf Kurs bleibt. Es ist vor allem die Arbeit und Kommunikation mit Menschen unterschiedlicher Kulturen und Interessen die diese Aufgabe so interessant für mich macht. Das Projekt an sich ist hier nur das Spielfeld, auf dem ich meine Erfahrungen machen darf.
Weil mir die Arbeit im Projektmanagement sehr viel Spaß macht will ich meine Zukunft auf jeden Fall in diesem Bereich angehen. Daimler, speziell mit seinen Ländergesellschaften ist ein interessantes Arbeitsfeld, aber es wäre zu früh zu sagen, dass ich genau hier in diesem Bereich und dieser Firma meine Zukunft sehe. Dafür ist da Leben zu aufregend und bietet zu viel andere interessante Möglichkeiten.
Daher: Tack pa förhand!!!! - Ich freue mich auf Deinen Beitrag!
Und wir freuen uns über den Erfahrungsbericht Herr Kern - Vielen Dank!
Autor / Werdegang