Erfahrungsbericht - "Gekommen um zu bleiben"

Nach meinem Master in Management an der ESCP Europe stand ich im Sommer 2014, wie so viele Kommilitonen von mir auch, vor der Frage: Beratung oder Selbstständigkeit? Ein halbes Jahr zuvor war der Berufsstart als Berater noch fest eingeplant, doch mein Major in Societal Entrepreneurship gab mir plötzlich zu denken. Viele Freunde von mir gründeten ihre eigenen Start-Ups oder schlossen sich welchen an. Wollte ich noch Berater werden? Ich entschied mich also für ein letztes Praktikum nach Studiumsende, um endlich Gewissheit in dieses Dilemma zu bringen.

Meinen Praktikumsplatz bei Simon-Kucher & Partners hatte ich schon im Jahr davor zugesichert bekommen. Zum Zeitpunkt meiner Bewerbung hatte ich nur Positives über das Unternehmen und die Berater erfahren. Dazu entsprach der Fokus auf Strategie, Marketing und Preismanagement meinen Interessen. Bereits einige Tage nach Einreichung meiner Bewerbungsunterlagen wurde ich zum Online-Test und schließlich zum Bewerbertag in der Firmenzentrale in Bonn eingeladen. Mein erster Eindruck bestätigte die mir vorher mitgeteilten Eindrücke: führende Beratung, international und dennoch bodenständig.

Der Start als Associate Consultant (Praktikant) beginnt bei Simon-Kucher mit dem FirstDay in Bonn. Dort kommen alle neuen Festeinsteiger und Praktikanten zusammen, um eine Einführung in die administrativen Abläufe sowie die Themen IT und Grafik zu erhalten. Darüber hinaus wird einem das tägliche Equipment überreicht: Laptop, Visitenkarten, Schlüssel und einiges an Infomaterial.

Vor dem Praktikumsstart hatte ich die Gelegenheit, meine Präferenzen im Hinblick auf Division und Standort anzugeben. Ich entschied mich in Bonn zu beginnen und durfte somit bereits zum Ende des First Day meine neue Division kennenlernen: das Banking-Team! Am Tag darauf ging es dann richtig los. Für die kommenden drei Monate sollte ich zwei deutsche Kollegen bei der Preis- und Produktoptimierung einer führenden kanadischen Bank unterstützen. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass der Rest des Projektteams aus dem New Yorker Büro bzw. Toronto arbeitete und meine deutschen Kollegen auch bald dorthin fliegen würden. Durch unsere unübliche Projektkonstellation führten wir die meisten Projektmeetings über Telefonkonferenz, wobei die Zeitverschiebung das Ganze jedoch hin und wieder erschwerte.

Die Aufgaben als Associate Consultant entsprechen in der Banking Division so ziemlich denen eines Consultants: Recherche, Präsentationen erstellen, Analysen durchführen, mit Kollegen abstimmen, Kunden-Calls, Präsentationen anpassen und präsentationsreif finalisieren. Analytische Fähigkeiten, gute Englisch-Kenntnisse, Begeisterung für Teamwork und Durchhaltevermögen (ein 9-to-5 Job ist realistischer Weise nicht zu erwarten) sind daher besonders wichtig. Aufgrund der verschiedenen Phasen, die in so einem Projekt durchlaufen werden, unterscheidet sich jede Woche von der anderen. Die Möglichkeit, kreativ zu arbeiten, Konzepte mit zu entwickeln, jeden Tag Neues zu lernen und zu sehen, wie das große Ganze voranschreitet, haben mir extrem gut gefallen.

Gegen Ende meines Praktikums kam unser Senior Partner im Bereich Banking auf mich zu und fragte mich, ob ich nicht gerne nach dem Praktikum als Berater bei Simon-Kucher bleiben wolle. Hierzu wurde ich in das hausinterne FastTrack Programm aufgenommen, welches mir einen verkürzten Recruiting-Prozess ermöglichte. Und da stand ich nun wieder vor der Wahl: Banking Division oder Start-up? Ich bat um Bedenkzeit und legte mich am Ende doch sehr schnell fest. Ich hatte riesigen Spaß an der Projektarbeit, meine Kollegen waren unglaublich hilfsbereit, die Stimmung super und die internen Entwicklungsmöglichkeiten schienen genau das Richtige für mich zu sein. Ich unterschrieb also meinen ersten Arbeitsvertrag, behielt meinen Laptop, bekam ein neues Blackberry und flog bereits an meinem ersten Tag als Berater nach Nordamerika, um unser Projektteam für einen Monat vor Ort zu unterstützen.

Ich bin jetzt seit knapp 1,5 Jahren in der Firma und habe die Entscheidung bis heute nicht bereut. Das Projekt in Kanada begleitete ich für insgesamt 9 Monate (mit regelmäßigen Abstechern nach Toronto, New York und London). Danach ging es weiter mit einem Post-Merger Pricing Projekt von zwei Regionalbanken in Deutschland. In meinem jetzigen Projekt wirke ich an einer Preisstrategie für eine weitere Großbank mit. Die Themenvielfalt und die steigende Verantwortung in Zusammenarbeit mit unseren Kunden motivieren mich jeden Tag aufs Neue und ich bin gespannt, wie das nächste Jahr verlaufen wird. Zwischen den Projekten kommen natürlich immer wieder mal Themen hinzu, wie Akquise, Recruiting Workshops, Seminare, das Banking Bagel-Frühstück und unsere jährliche Holiday Party inklusive Fußballturnier, zu der alle Simon-Kucher Berater nach Bonn reisen. Ach ja, und natürlich dieser Artikel für euch.

Mein Leben als Entrepreneur habe ich übrigens noch nicht aufgegeben. Ich bleibe jedoch noch eine Weile hier.