Im März 2013 habe ich mein Master Studium in Management und Produktionstechnik in Warschau abgeschlossen - eine in Deutschland weniger bekannte Studienrichtung. Obwohl die Begriffe wie Mechanik oder Automatik etwas erschreckend waren, war ich auf die Verbindung zwischen Management und Technik neugierig. Schnell ist mir klar geworden, dass ich am richtigen Ort bin.
Damals habe ich gelernt: Woher soll ich eigentlich wissen, was ich machen möchte, wenn ich die Möglichkeiten nicht ausprobiere? Im ersten Studiumsjahr kannte ich nur wenige Einsatzmöglichkeiten und wusste auch nicht, wie der Arbeitsmarkt in 5 oder 6 Jahren aussehen würde. Heutzutage ändert sich alles so schnell, dass man flexibel und aufgeschlossen bleiben sollte. Von Beginn des Studiums wusste ich, dass ein Produktionsunternehmen der richtige Ort für mich ist. Über konkrete Branchen oder Aufgaben habe ich weniger nachgedacht. Ich hatte ein paar Ideen, die sich später ganz verändert haben. Es lässt sich einfach nicht alles planen. Nach dem Studium fühlte ich mich gut für das Berufsleben vorbereitet. Nicht nur aufgrund des fachlichen Grundwissens, sondern auch, weil ich gelernt hatte zu lernen. Ganz vorbereitet ist man aber nie. Seit Anfang 2013 bin ich im Juniorenprogramm Ingenieurwesen bei der Villeroy & Boch AG tätig. Glücklicherweise bietet das Programm die Möglichkeit, verschiedene Bereiche und Produktionsstätten kennen zu lernen, bevor man seinen richtigen Platz findet. Meine Aufgaben drehen sich seitdem um Prozesse und Qualität in der Produktion. Seit ca. 6 Monaten arbeite ich an dem Projekt Prozess-Datenbank für die Produktion. Ich standardisiere die Informationserfassung, erschaffe neue Datenquellen und sorge dafür, dass die Informationen später ausgewertet werden können. Anschließend werde ich anhand dieser Datenbasis eng mit der Produktion an den Optimierungen arbeiten. Da ich bereits vorher als Praktikantin bei Villeroy & Boch tätig war, fiel mir der Einstig relativ leicht. Ich habe zwar den Bereich gewechselt, fühlte mich aber heimisch im Unternehmen. Die erworbenen Kontakte waren da auch nicht ohne Bedeutung, da ich immer auf eine fachliche Unterstützung von meinen Vorgesetzten und Kollegen zählen konnte. Im Juniorenprogramm spricht man nicht zufällig von Mentoren statt Vorgesetzten.
Ganz anders hatten die ersten Tage meines Praktikums ausgesehen. Die Sprache war für mich immer noch eine große Herausforderung (ich komme aus Polen und habe nur während eines Austauschsemesters in Deutschland gewohnt). Dazu spricht noch jedes Unternehmen seine eigene Sprache, die man lernen muss. Manche Prozesse und Begriffe sind für alle, außer für einen selbst, selbstverständlich. Glücklicherweise hat mich die angenehme Arbeitsatmosphäre ermuntert, zahlreiche Fragen zu stellen.
Was ich Studenten für die Planung der beruflichen Orientierung raten würde? Es ist immer gut einen roten Faden zu haben, jedoch nicht zu viele Details zu planen. Flexibel bleiben und gute Gelegenheiten nutzen. Der Traumjob kommt nicht von selbst und wird auch keine Ewigkeit auf euch warten. Vor allem aber sollte man wissen, was man kann und wofür man sich begeistert. Man sollte mögen, was man tut. Außerdem sollte man die Möglichkeiten nutzen, die das Studium mit sich bringen: Praktika, Kurse, Schulungen, Stipendien, Auslandsaufenthalte. Das gibt Orientierung.
Bei der Wahl des Berufseinstiegs sollte man vor allem auf die Entwicklungsmöglichkeiten und die Passung zum eigenen Interesse achten. Man sollte auch keine Angst davor haben, nach Aufgaben und Möglichkeiten zu fragen. Das Gehalt ist natürlich auch eine wichtige Motivation bei der Arbeit, sollte aber nicht die einzige sein. Direkt nach dem Studium hat man noch viel zu lernen, bis man die volle Leistung bringen kann. Statt nur dem Einstiegsgehalt ist es wichtiger sich über das gesamte Gehaltsentwicklungssystem zu informieren. Es ist immer gut, wenn sich dein Einkommen zusammen mit dir entwickeln kann. Natürlich gibt es auch Stolperfallen. Meiner Meinung nach gibt es zwei eindeutige Karrierekiller. Erstens, wenn man ständig Angst vor Herausforderungen hat und sich deswegen selbst zurückhält. Zweiter Killer ist die Passivität. Egal ob man schon einen Einstieg hat, oder erst sucht, die Eigeninitiative und Engagement sind immer notwendig um den richtigen Schritt nach vorne zu machen.
Autor / Werdegang
Ewa Margiel
Studium Management und Produktionstechnik in Warschau
Trainee im Juniorenprogramm Ingenieurwesen bei der Villeroy & Boch