Die Entscheidung ein betriebswirtschaftliches Studium zu beginnen stand bei mir persönlich nicht von Anfang an fest. Ein Praktikum in einer der führenden großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften im Bereich Strategy & Valuation brachte die erkenntnisbringende Erfahrung.
Hier hatte ich die Gelegenheit einen umfassenden Einblick die Unternehmensbewertung zu erlangen und mein Berufsziel zu formen.
Heute arbeite ich bei führenden deutschen mittelständischen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BDO im Bereich Prüfung und betreue öffentliche Unternehmen sowie mittelständische und internationale Mandanten bei ihren Jahresabschlussprüfungen. Im Rahmen meiner Tätigkeit bin ich gefordert eigenverantwortlich unterschiedliche Bilanz- und GuV-Posten zu prüfen und in ständiger Abstimmung mit dem verantwortlichen Wirtschaftsprüfer, meinem Team und dem Mandanten Ergebnisse zu kommunizieren.
Der Start in einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft als Prüfungsassistent war für mich absolutes Neuland. Ich hatte zwar zuvor einige Werkstudententätigkeiten und Praktika bei Banken und Beratungsunternehmen in Hamburg und London absolviert, jedoch mit dem Bereich der Wirtschaftsprüfung noch keinen praktischen Kontakt gehabt. Eine grobe Vorstellung was Prüfen bedeutet hatte ich in meinem praxisorientierten Studium vermittelt bekommen. Mein persönlicher Praxistest erwies sich jedoch als ganz anders. Entgegengesetzt dem Vorurteil, dass die Wirtschaftsprüfung ein eher trockenes Themengebiet ist, empfand ich es als extrem kommunikativ, sehr teamorientiert und herausfordernd.
Der erste Tag beim Mandanten ist häufig der Sprung in das kalte Wasser und die Erwartungshaltung an Neuankömmlinge ist hoch. Zeit- und Budgetplanungen erfordern, dass man sich schnell in die einzelnen Sachverhalte einarbeitet und die Prüfung möglichst reibungslos startet und verläuft. Trotz der hohen Erwartungshaltung unterstützten mich meine Kollegen beim Berufseinstieg und standen mir jederzeit mit Ratschlägen zur Seite.
Ich denke, dass es mindestens drei Prüfungssaisons braucht, bis man sich sicher durch alle Bilanz- und GuV-Posten bewegt. Diese Erfahrung ist aus meiner Sicht ebenfalls notwendig, um Mandate selbstständig zu betreuen und Teamverantwortung zu übernehmen. Wie in vielen anderen Berufen auch, ist die Erfahrung ein entscheidendes Qualitätskriterium, an dem sich die Karrierestufe orientiert. Insofern kann es schon einmal drei bis vier Jahre dauern, bis man zum Prüfungsleiter bzw. zur Prüfungsleiterin ernannt wird.
Meine Karriereplanung orientiert sich an der Laufbahn eines Wirtschaftsprüfers. Aus meiner Sicht bildet die Ausbildung eines Wirtschaftsprüfers eine solide Basis um nicht nur im Bereich der Prüfung, sondern auch in verwandten Themengebieten zu arbeiten. Aus diesem Grund plane ich in 2017 das Wirtschaftsprüfungsexamen abzulegen. Eine Karriere in einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft kann ich mir gut vorstellen, da insbesondere Wirtschaftsprüfungsgesellschaften eine Vielzahl interessanter Beratungsfelder anbieten und auch Mandanten bei Unternehmenskäufen oder -verkäufen, Sanierungen und Restrukturierungen unterstützen. Für mich ist damit die langfristige Perspektive sehr attraktiv, denn Wirtschaftsprüfer genießen in der Wirtschaft nicht nur einen exzellenten Ruf, sondern verfügen auch über fundierte Kenntnisse aus den Bereichen Steuern, Rechnungswesen, Wirtschaftsrecht, Finanzen und Controlling.
Die Grundvoraussetzung für einen Berufseinstieg in der Wirtschaftsprüfung bildet meist das betriebs- oder volkswirtschaftliche Studium. Ein Bachelor-Abschluss ist dabei völlig ausreichend, ein Masterabschluss sehr willkommen.
Wichtiger als ein hervorragender Abschluss sollten meines Erachtens berufsrelevante Praktika oder Werkstudententätigkeiten sein. Je mehr praktische Erfahrungen Bewerber mitbringen, desto größer das Interesse der Wirtschaftsprüfungsgesellschaften an ihnen.
Praktische Erfahrungen helfen Neueinsteigern sich schneller in komplexe Sachverhalte einzuarbeiten. Auch Auslandserfahrungen sowie das Beherrschen der englischen Sprache oder vielleicht sogar einer weiteren Fremdsprache sind deutliche Differenzierungsmerkmale. Ich selbst hatte die Chance ein Auslandspraktikum in einer Bank in London zu absolvieren und während der Studienzeit als Werkstudent in unterschiedlichen Unternehmensberatungen zu arbeiten. Diese Erfahrungen helfen mir heute im täglichen Berufsalltag. Praktische Stationen im Lebenslauf sind nicht nur Differenzierungsmerkmale bei Bewerbung, sondern helfen auch den Berufswunsch zu konkretisieren und selbstbewusst in der Gehaltsverhandlung aufzutreten und mögliche Gehaltsperspektiven auszuloten.
Mein Weg zu BDO verlief klassisch über die Karriereseite der Firma. Damals (in 2012) versendete ich an die zehn größten deutschen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften meine Bewerbungsunterlagen für unterschiedlichste Positionen. Natürlich bewarb ich mich auch bei den Big 4-Gesellschaften, wobei ich den Einstieg in eine mittelständische Gesellschaft bevorzugte. Persönlich bin ich der Meinung, dass mittelständische Gesellschaften deutliche Vorteile gegenüber den Großen bieten können. Die Entscheidung zu BDO zu gehen traf ich aus mehreren Gründen. Die wesentlichsten waren: die herausragende Mittelstandspositionierung und die damit zusammenhängende Mandantenstruktur, die internationale Ausrichtung der Gesellschaft anhand des hauseigenen BDO Netzwerkes und die flacheren Hierarchiestrukturen sowie der direkte und persönliche Kontakt zur Partnerschaft.
Für mich persönlich hat sich der Berufseinstieg bei BDO gelohnt. Ich bin nicht nur von netten und hilfsbereiten Kollegen umgeben, sondern die Firma unterstützt mich auch sehr konstruktiv bei Gestaltung meiner Karriereplanung und ermöglicht mir einen Masterstudiengang berufsbegleitend zu studieren. Auch wenn der Weg des Wirtschaftsprüfers ein etwas längerer und zeitintensiverer Weg ist, bin ich von der langfristigen Perspektive überzeugt.
Autor / Werdegang
Moritz S.
Prüfungsassistent bei BDO Bereich Audit
