Die heutige BDO AG (im folgenden BDO genannt) wurde am 28. Februar 1920 als Deutsche Waren-Treuhand-Aktiengesellschaft mit Sitz in Hamburg von folgenden Privatbanken bzw. Handelshäusern gegründet:
- M. M. Warburg & Co., Hamburg
- Mendelsohn & Co., Berlin
- Joh. Berenberg, Gossler & Co., Hamburg
- Conrad Hinrich Donner, Hamburg
- Levi, Köln
- Münchmeyer & Co., Hamburg
- Sal. Oppenheim jr. & Cie., Köln
- Schröder Gebrüder Co., Hamburg
- Vorwerk Gebr. & Co., Hamburg
Den Aufsichtsratsvorsitz übernahmen gemeinsam Max M. Warburg und Paul von Mendelsohn-Bartholdy, zwei der bedeutendsten Persönlichkeiten der Bankwelt ihrer Zeit. Für die erstrebte internationale Ausrichtung der Gesellschaft wählte man den international bekannten Merchant-Banker August Lattmann zum ersten Vorsitzenden des Vorstands.
20er Jahre
BDO fungierte als Vertrauensorganisation für Kreditgeber aus dem Ausland. Trotz der anhaltenden politischen Spannungen zwischen Deutschland und den Siegermächten entwickelte sich das Kreditgeschäft hervorragend. Parallel zum Treuhandgeschäft hatte BDO Tätigkeiten auf dem Gebiet des Prüfungswesens entwickelt. Betriebsvergleiche und die Vereinheitlichung der Buchhaltung sowie der Selbstkostenrechnung boten neben der Beurteilung der wirtschaftlichen Verhältnisse der geprüften Unternehmen und der Vorbereitung von Fusionen und Sanierungen ein immer größeres Betätigungsfeld.
1932 Zulassung als Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
In der Weltwirtschaftskrise 1929 wurde BDO aufgrund ihrer Rationalisierungs- und Sanierungserfahrung mit bedeutenden Aufgaben betraut. Die BDO entsprach den Revisionsanforderungen, die sich aus der Brüningschen Notverordnung zur Pflichtprüfung für Aktien- und Kommanditgesellschaften auf Aktien von 1931 ergaben. Am 27. Juli 1932 wurde BDO als Wirtschaftsprüfungsgesellschaft anerkannt.
Nationalsozialismus
Die Machtübernahme durch die Nationalsozialisten in Deutschland führte zu einer Umgestaltung des Berufsbilds des Wirtschaftsprüfers. Mit einem Erlass des Reichswirtschaftsministeriums vom 4. Juni 1934 wurde die Pflichtmitgliedschaft beim Institut der Wirtschaftsprüfer eingeführt und das Institut unter die Dienstaufsicht des Reichswirtschaftsministeriums gestellt.
Die Warentreuhand wurde durch die Ereignisse des Jahres 1933 und die Maßnahmen der folgenden Jahre vorbeträchtliche Schwierigkeiten gestellt, denn das in frühen Jahren so lebhafte ausländische Kreditgeschäft kam zum Erliegen.
Nachkriegsjahre
Mit der Währungsreform wurde für BDO ein Silberstreif am Horizont erkennbar. Auf Basis des DM-Bilanzgesetzes vom 21. August 1949 hatten alle Aktiengesellschaften sowohl eine Reichsmark-Abschlussbilanz samt Gewinn- und Verlustrechnung als auch eine DM-Eröffnungsbilanz (Stichtag 21. Juni 1948) zu erstellen. Der Wiederaufbau im von Bomben zerstörten Westdeutschland zog in allen Sektoren und Branchen der Wirtschaft eine riesige Nachfrage nach sich, was zu einer großen Nachfrage nach Prüfungs- und Beratungsleistungen führte.
50er Jahre
Die robuste Konjunktur der 50er Jahre sorgte für ein stabiles und kontinuierliches Wachstum.
1954 wurde BDO die Zulassung als Steuerberatungsgesellschaft erteilt. So konnten die Mandanten Prüfungs- und Steuerberatungsleistungen aus einer Hand beziehen.
60er Jahre
Zur Mitte der 60er Jahre machten sich erste Konjunkturschwankungen bemerkbar. Die Politik reagierte mit verstärkter planerischer Aktivität, zudem wurde zunehmend im grenzüberschreitenden, d. h. europäischen Dimensionen gedacht. Analog entwickelte sich auch die Branche der Wirtschaftsprüfer. Insgesamt drei Faktoren bestimmten hier hauptsächlich die 60er Jahre: die fortschreitende Internationalisierung, eine Schwerpunktverlagerung hin zur zukunftsgerichteten Unternehmensführung sowie der beginnende Siegeszug der elektronischen Datenverarbeitung.
Ende 1963 wurde die internationale Accountant-Organisation Binder Seidman International Group (BSIG) in London gegründet, dem die BDO als vollwertiges Mitglied beitrat. Die Organisation setzte sich in ihrem Gründungsmemorandum das Ziel, dass innerhalb der Gruppe die höchsten beruflichen Standards zur Geltung kommen müssen. Durch die internationale Kooperation war BDO für die Internationalisierung der kommenden Jahre gerüstet.
70er Jahre
Die Wachstumsstrategie der BDO wurde Anfang der 1970er Jahre auf zwei Säulen gestellt: Organisches Wachstum und Übernahme anderer Wirtschaftsprüfungspraxen in allen Teilen der Bundesrepublik.
Zwischen 1970 und 2010 wurden rd. 30 mittelständische Wirtschaftsprüfungsgesellschaften von BDO übernommen.
Anfang der 1970er erlebte der Berufsstand eine Fusionswelle in der internationalen Accountant-Branche, an der sich BDO nicht beteiligte. Oberstes Ziel der BDO war und ist die Unabhängigkeit der Gesellschaft, die unantastbarer Bestandteil der Unternehmensphilosophie ist.
80er Jahre
In der Bundesrepublik ließ das Bilanzrichtliniengesetz von 1985, mit dem das deutsche Bilanzrecht im Zuge der Harmonisierung der europäischen Rechnungslegung grundlegend neu gestaltet wurde, den Bedarf an Prüfungs- und Beratungsleistungen sprunghaft ansteigen.
In den 80er Jahren erlebten die Prüfungs- und Beratungsgesellschaften eine weitere Fusionswelle. Aus den Big Eight wurden durch Firmenzusammenschlüsse die Big Six. Die internationale Konsolidierung zog auch Zusammenschlüsse auf nationaler Ebene nach sich.
Dem Firmennamen wurde die Marke BDO vorangestellt.
90er Jahre
Die Öffnung der Berliner Mauer im November 1989 markierte das Ende des Ost-West-Konflikts und die Durchsetzung des marktwirtschaftlichen Wirtschaftssystems. Im Zuge der deutschen Wiedervereinigung erhielt die so genannte Treuhandanstalt im Sommer 1990 den Auftrag, die ihr unterstellten ehemaligen DDR-Betriebe zu privatisieren. Seit 1990/91 beriet BDO bei Privatisierung ehemaliger Volkseigener Betriebe, prüfte D-Mark Eröffnungs- und Umwandlungsbilanzen und unterstützte westdeutsche Mandanten bei Firmenkäufen und -gründungen in den neuen Bundesländern.
Parallel zum Umbruch in Osteuropa wurde in Westeuropa der EU-Binnenmarkt vollendet und die Währungsunion umgesetzt. Unternehmen, die auf den US-amerikanischen Kapitalmarktstrebten, mussten nach US-GAAP bilanzieren. Daneben gewannen außerhalb Europas die IAS bzw. IFRS immer mehr an Gewicht. Die zunehmende Internationalisierung beschränkte sich allerdings nicht auf den Bereich der Wirtschaftsprüfung. Seit Mitte der 90er Jahre wurden kapitalmarktorientierte Mandanten in allen Fragen der Finanzierungs- und Beteiligungsstrukturierung unterstützt. Auch die Steuerberatung richtete sich verstärkt auf die Fragen der steuerlichen Belastung im In- und Ausland aus. Mit dem Gesetz zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich (KonTraG) wurden 1998 die Regeln zur internen Risikoüberwachung in den Unternehmen verschärft.
Ab dem Jahr 2000
Im Januar 2001 wurde mit der 4. Novelle der Wirtschaftsprüferordnung die externe Qualitätskontrolle für Wirtschaftsprüfer eingeführt. Im Mai 2006 verabschiedete die EU-Kommission eine Reform der Abschlussprüferrichtlinie, die die Anforderungen an die Unabhängigkeit und Qualitätssicherung der Wirtschaftsprüfung nochmals erhöhte. Unter dem Eindruck der schärferen staatlichen Regulierung verschoben sich seit 2000 die Gewichte innerhalb der Geschäftsbereiche von BDO: Steuerberatung und spezielle Angebote im Advisory Services legten stark zu. Der Anteil der Wirtschaftsprüfung am Gesamtumsatz nahm demzufolge von 87 in 1970 auf 54 in 2010 ab.
Im Ranking der deutschen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften belegt BDO Platz 5.
BDO International Limited
Unter dem Namen Binder Seidman International Group (BSIG) erfolgte 1963 die Errichtung der interanationalen Accountant Organisation, der Vorgängerorganisation der BDO International. Im Jahr 1973 wurde im Zuge einer neuen vertraglichen und strategischen Ausrichtung der Gruppe, die den wirtschaftlichen Erfordernissen besser Rechnung tragen sollte, die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Binder Dijker Otte & Co. (heute BDO International Limited) gegründet. Das Kernstück der getroffenen Vereinbarung (Membership Agreement) bestand darin, dass sich die Mitgliedsfirmen unter Aufrechterhaltung ihrer rechtlichen Selbständigkeit verpflichteten, ihre internationalen Geschäfte künftig durch BDO International Limited abzuwickeln. Das Konzept für die Zusammenarbeit in BDO International Limited war ehrgeizig und einfach zugleich, es bestand in der Formierung der ersten mit dem Schwergewicht auf Europa liegenden Accountantgruppe.
Ab 2010 treten alle internationalen BDO Member Firmsunter einem gemeinsamen starken Namen auf: BDO. Auch die Corporate Visual Identity von BDO wurde angepasst und gibt BDO ein frisches und homogenes Erscheinungsbild. National wie international wird die Marke BDO so weitergestärkt.