Diehl erzählt seine Geschichte
Innovation aus Tradition - von der Kunstschmiede zum Technologiekonzern
Aus der kleinen Kunstschmiede, die das junge Paar Margarete und Heinrich Diehl 1902 in gemeinschaftlicher Arbeit und in nur wenigen Jahren zu einem führenden fränkischen Industriebetrieb für Halbzeugprodukte ausgebaut hatte, entwickelten ihr Sohn Karl und später dessen Söhne Werner, Peter und Thomas einen Technologiekonzern mit Fertigungsstätten und Vertriebsniederlassungen in aller Welt.
Ursprung im Metallhalbzeug
In den Anfängen entwarf und produzierte Heinrich Diehl Türklinken, Beschläge und andere Kunstgussartikel. Der Beginn des ersten Weltkrieges brachte für das Unternehmen Diehl den Wechsel von der Produktion handwerklich verfertigter Konsumerzeugnisse hin zum Guss von Messingstangen zur Munitionsfertigung und der Herstellung von Profilen, Drahterzeugnissen und Pressteilen für die Automobilindustrie, die Elektrotechnik und die Reichsbahn. In den zwanziger Jahren gehörte Diehl zu den führenden Unternehmen in der Verarbeitung von Kupfer- und Zinklegierungen und auf dem Gebiet des Leichtmetall-Stranggusses. Um seinen Kunden neben Stangen, Rohren und Schmiedeteilen auch Drähte und Bänder aus einer Hand anbieten zu können, erwarb Diehl 1958 die Sundwiger Messingwerke.
Von der Feinmechanik zur Elektronik
Diehl begegnete dem drastischen Nachfragerückgang nach Halbzeugen in den dreißiger Jahren mit der Weiterverarbeitung der Halbzeuge zu feinmechanischen Komponenten. Nach dem Krieg begann Diehl mit einer eigenen Uhrenfertigung und bereits 1947 kam die erste Diehl-Uhr auf den Markt. Erfolgsprodukte unter den Diehl-Uhren waren die diletta und die mini-clock. Um der Konkurrenzsituation auf dem Uhrenmarkt zu begegnen, übernahm Diehl 1957 die Aktienmehrheit an der Gebrüder Junghans GmbH. Nach dem internationalen Erfolg der ersten Funk-Solar-Tischuhr präsentierte Junghans 1993 die MEGA SOLAR, die weltweiterste Funk-Solar-Armbanduhr. Im Herbst 2000 gab Diehl das Unternehmen Junghans an einen strategischen Partner ab und beendete damit sein Uhrenengagement. Auf der Suche nach breiteren Anwendungsmöglichkeiten für das gesammelte Know-How rund um die Uhrenkamen die Diehl-Entwickler Ende der vierziger Jahre mit der Hausgeräteindustrie in Kontakt. Diehl erhielt den Auftrag eines großen Herstellers, bewährte Uhrentechnik mit Schaltvorgängen zu verbinden. So wurden Kurzzeitschalter sowie Programmschaltwerke entwickelt und damit der Bedienkomfort verbessert. Diehl wurde rasch zum Partner für nahezu alle führenden europäischen Hersteller von Kochherden.
Der zielgerichtete Ausbau der Anwendungsbereiche komplexer Schaltsysteme umfasste bald die ganze Palette der in der Küche und im Heizungskeller anzutreffenden Geräte. Mit einer Ausnahme: Der Bereich Nass (Waschmaschinen, Trockner und Geschirrspüler) war eine Domäne der AKO-Werke aus dem schwäbischen Wangen. Durch die Übernahme des renommierten Unternehmens im Jahr 1996 schloß Diehl die Lücke und wurde zu einem der größten europäischen Zulieferer der Weiße-Ware-Industrie.
Avionik und Wehrtechnik im Wandel
Als die Bundesregierung mit dem Beitritt zur NATO und der Aufstellung der Bundeswehr 1955 den Aufbau einer eigenständigen Wehrtechnikindustrie anstrebte, traf Diehl die Entscheidung, als industrieller Partner der Bundeswehr tätig zu sein. Diehl erwarb sich in den Folgejahren mit der Produktion von Zündern und Infanteriemunition einen ausgezeichneten Ruf als kompetenter und zuverlässiger Partner. Der im weiteren Verlauf sich einstellende Rückgang des klassischen Munitionsgeschäftes ging einher mit dem Anwachsen neuer Beschäftigungsfelder. So wurden die Bereiche der sogenannten intelligenter Munition und Munitionssysteme und der militärischen und zivilen Luftfahrt zu neuen Schwerpunkten des Unternehmens. Dies führte zum Bau eines neuen Entwicklungszentrums, in dem neben der Forschung an traditionellen Waffen-, Wirkladungs- und Zündertechnologien insbesondere die Erkenntnisse in den Bereichen Sensorik, Signalverarbeitung, Werkstofftechnik, Flugregelung, Flugmechanik und Lasertechnik erweitert werden konnten. Durch den Erwerb des Unternehmens Bodenseewerk Gerätetechnik (BGT) 1989 konnte Diehl sowohl im militärischen als auch im zivilen Bereich seine Luftfahrtaktivitäten ausbauen. Zu einer weiteren Ausweitung der Luftfahrtaktivitäten kam es 2008 durch die Übernahme des Airbus Standortes Laupheim, das heute als Diehl Aircabin gemeinsam mit dem französischen Partner Thales geführt wird.
Im militärischen Sektor ist Diehl darüberhinaus als Spezialist für die Instandsetzung gepanzerter und ungepanzerter Fahrzeuge der Bundeswehr und der amerikanischen Streitkräfte tätig. Weitere Aktivitäten liegen seit 1959 in der Herstellung von Diehl-Systemketten für Panzerfahrzeuge der Bundeswehr und der europäischen Bündnispartner.