... der heute in rund 70 Ländern der Welt vertreten ist und einen Umsatz von 754 Mio. Euro erzielt. Weltweit gehören zur KWS Gruppe über 40 Tochter- und Beteiligungsgesellschaften mit etwa 3.500 Mitarbeitern, wovon mehr als zwei Drittel im Ausland beschäftigt sind.
Weitreichende gesamtwirtschaftliche, agrarpolitische und technologische Veränderungen haben die letzten 150 Jahre geprägt. Während der gesamten Zeit war die Geschichte der KWS stets mit den Entwicklungen der Pflanzenzüchtung untrennbar verbunden. Die Unabhängigkeit des Unternehmens ist dabei seit jeher ein Schlüsselfaktor für den Erfolg. Bis heute befindet sich der Mehrheitsanteil der Aktien in Familienbesitz.
1856 übernahm der Landwirt Matthias Christian Rabbethge die Aktienmehrheit an der Zuckerfabrik in Klein Wanzleben und brachte die Anteile in eine Offene Handelsgesellschaft ein, in die auch sein späterer Schwiegersohn Julius Giesecke im gleichen Jahr eintrat. 1859 wurde erstmals mit der Rübenzüchtung bei KWS begonnen. Matthias Rabbethge jun. hatte sich vor allem zum Ziel gesetzt, die Zuckerausbeute aus dem Rohstoff Rübe zu steigern und für die Landwirtschaft eine neue Einkommensquelle zu schaffen. Er selektierte mittels eines Polarimeters Rüben nach ihrem Zuckergehalt. Das Ergebnis des neuen Verfahrens waren Zuckerrüben, die dem jungen Unternehmen zum Durchbruch verhalfen. Mit dem Produkt Zuckerrübensaatgut gelang es schnell, in internationale Märkte vorzudringen.
Später, um 1865, veröffentlichte der Augustinermönch Gregor Mendel die Mendelschen Gesetze zur Vererbungslehre und schuf damit die Grundlage der Genetik, deren Erkenntnisse heute noch wegweisend für die Pflanzenzüchtung sind. Demzufolge wird aus der Kreuzung von Pflanzen eine Vielzahl von Genotypen geschaffen, aus denen die am besten geeigneten selektiert werden. Nur die Pflanzen mit den besten Eigenschaften werden zur Weiterzucht verwendet.
Nach dem frühen Tod von Julius Giesecke und Matthias Rabbethge jun. befand sich das Unternehmen in einer schwierigen Lage. In dieser Situation kehrte Carl Rabbethge, der in Einbeck eine Zuckerfabrik betrieb, nach Klein Wanzleben zurück und wandelte 1885 die Rabbethge & Giesecke OHG in die Zuckerfabrik Klein Wanzleben vormals Rabbethge & Giesecke Aktiengesellschaft um, womit der Fortbestand des Unternehmens sichergestellt war.
1908 wurde mit der Hybridzüchtung ein weiterer Meilenstein in der Pflanzenzüchtung gelegt. Dem Amerikaner G.M. Shull gelang es, reinerbige Linien zu züchten, indem er einzelne Maispflanzen immer wieder mit sich selbst befruchtete. Bei der anschließenden Kreuzung dieser Inzuchtlinien entstanden Pflanzen, die gegenüber den Ausgangspflanzen deutlich leistungsstärker sind (Heterosis-Effekt). Heute basieren die meisten Zuchtprogramme für Mais, Zuckerrüben, Raps und Roggen auf der Hybridzüchtung.
Bei KWS stand bis 1920 die Züchtung von Zuckerrüben im Fokus der Aktivitäten, dann wurde das Spektrum um Getreide, Futterrüben und Kartoffeln erweitert. Der Zweite Weltkrieg brachte auch für die KWS gravierende Einschnitte. Das Unternehmen musste 1945 Klein Wanzleben verlassen und ließ sich in Einbeck nieder.
Die folgenden Jahre waren geprägt durch den Wiederaufbau und die Erweiterung des Zuchtprogrammes um Mais, Öl- und Eiweißpflanzen Mitte der 50er Jahre. Damit einher ging bis Anfang der 60er Jahre die Gründung von Tochter- und Beteiligungsgesellschaften in Europa und Übersee. 1968 erwarb KWS die Mehrheitsanteile an der Ferdinand von Lochow-Petkus GmbH in Bergen/Celle.
Der Beginn der 70er Jahre markiert einen weiteren bedeutenden Schritt in der Pflanzenzüchtung: Mit der Biotechnologie, die die klassische Züchtung ergänzt, ist es nun möglich, nicht nur Gene verwandter Pflanzen, sondern auch von unterschiedlichen Organismen zu kombinieren und den Genpool damit um ganz neue Eigenschaften zu erweitern. KWS setzt schon sehr früh auf diese innovativen Technologien und gründet 1972 das erste Labor für Zellbiologie, mit deren Hilfe sich aus einzelnen Pflanzenzellen wieder vollständige Pflanzen entwickeln lassen. In diesem Jahr wurde außerdem das neugestaltete KWS Logo eingeführt.
1984 wird die Tochtergesellschaft PLANTA Angewandte Pflanzengenetik und Biotechnologie GmbH gegründet. Hier werden Pflanzen resistent gemacht gegen Insekten, Viren oder Pilze und ihre Verträglichkeit im Hinblick auf Herbizide geprüft. In der Zwischenzeit (1975) erfolgte die Aufnahme des Kürzels KWS in den Firmennamen KWS Kleinwanzlebener Saatzucht AG vormals Rabbethge & Giesecke Aktiengesellschaft.
1990 erwirbt die KWS die Zuchtstation Klein Wanzleben wieder. Sechs Jahre später überschreitet der Umsatz des Unternehmens die Marke von 500 Mio DM, 1999 erfolgt die Umfirmierung in KWS SAAT AG. Gleichzeitig wurde mit der Genomforschung ein neues Kapitel in der Forschung aufgeschlagen. Mit Hilfe der Genomforschung sind die Züchter in der Lage, die Struktur und Funktion aller Gene, d.h. der Genome, einer Pflanzensorte zu bestimmen. In enger Kooperation mit Forschungspartnern kann KWS beispielsweise Maisgene bestimmen, die die wichtigen Merkmale Kältetoleranz, Stickstoffeffizienz und Restpflanzenverdaulichkeit maßgeblich bestimmen. So trägt die Genomforschung zur Beschleunigung des Züchtungsfortschritts und zur Herstellung neuer, verbesserter Sorten bei. Bis in das neue Jahrtausend hinein kann KWS ihren Umsatz stetig steigern, der Auslandsanteil am Umsatz der KWS Gruppe nimmt dabei kontinuierlich zu und liegt 2003 bei über 70 Prozent. Gleichzeitig klettert die Zahl der Mitarbeiter auf über 2000. Im selben Jahr wird die Maisgesellschaft AgReliant als Jointventure der KWS und des französischen Züchterhauses Limagrain in Nordamerika gegründet. 2008 gelang die erfolgreiche Integration der Marken Lochow-Petkus und CPB Twyford unter die Dachmarke KWS als KWS Lochow GmbH.
Heute wie auch in der Vergangenheit hat sich KWS stets als verlässlicher Partner der Landwirtschaft verstanden, der seinen Kunden durch innovative Sortenprodukte wirtschaftlich interessante Perspektiven bietet.
Pflanzenzüchtung begreifen wir als Verbesserung von Pflanzeneigenschaften im Hinblick auf ackerbauliche Produktionsprozesse zum Nutzen unserer Kunden, der Verwerter unserer Produkte, der Endverbraucher und der Umwelt. Pflanzen sind eine unerschöpfliche Quelle für Lebensmittel und Rohstoffe. Deshalb ist ein verantwortungsvoller Umgang mit der Natur für uns eine Verpflichtung.
Nachhaltig hohe Aufwendungen für Forschung & Züchtung, um unseren Kunden immer leistungs- und widerstandsfähigere Sorten anbieten zu können, sind dabei ein Grundpfeiler des Unternehmenserfolges. Dabei gilt es, die Entwicklungstendenzen in der Landwirtschaft frühzeitig zu erkennen, um zukunftsorientierte Lösungen zu entwickeln.
Unsere Eigenständigkeit als Saatgutspezialist ist unser Alleinstellungsmerkmal. Die Unabhängigkeit als familiengeprägtes Unternehmen garantiert Entscheidungsfreiheit und nachhaltiges Wirtschaften. Als forschendes Unternehmen legt KWS großen Wert darauf, dass Mitarbeiter den Freiraum haben, erfolgreich Zukunft zu säen und ihre eigenen Ideen voranzutreiben. Unsere Mitarbeiter haben so genügend Raum, Zukunft zu gestalten: Die der Landwirtschaft ebenso wie die eigene Zukunft, die der Kunden und die des Unternehmens.