Interviewpartner
Die Bewerbungen auf eine ausgeschriebene Stelle trudeln ein. Was wäre für Sie ein Fall für den Papierkorb und wie sollte eine Bewerbung auf keinen Fall sein?
Ganz formal geantwortet: Es erhöht die Erfolgsaussichten einer Bewerbung nicht, wenn Sie den Eindruck erweckt, sie sei zwischen Tür und Angel geschrieben worden, planlos und ohne Ernsthaftigkeit entstanden. Jeder Bewerber hat ein Anliegen und eine Persönlichkeit: wenn die Bewerbung ein längeres Aktenstudium erfordert, um hinter die Kernbotschaft zu kommen, ist sie nicht ideal strukturiert. Beispiele dafür wären eine Projektliste, deren Details sich über 12 Seiten erstrecken, oder 6 verschiedene Schriftarten und - größen auf einer Seite.
Wie sehen für Sie die perfekten Bewerbungsunterlagen aus?
Sie sind definitiv präzise formuliert und übersichtlich strukturiert: eine Seite Anschreiben und bis zu drei Seiten Lebenslauf sind aus meiner Sicht zu rechtfertigen. Insbesondere der CV muss schnell beantworten, was Sie als Bewerber wo gemacht haben. das Anschreiben beantwortet die Frage, warum Sie ausgerechnet diesen Job wollen und können. Wer Detailswissen will, liest Zeugnisse, Qualifikationsnachweise, Veröffentlichungen oder liest Ihr Xing-Profil.
Wie sollten sich künftige Arbeitnehmer zwischen Posteinwurf, Zwischenbescheid und eventuellem Vorstellungsgespräch verhalten und was könnten diese vorbereitend tun?
Die Website eines Unternehmens zu lesen ist sicher kein Geheimtipp. Eine weitergehende Recherche kann sich allerdings lohnen: Welches sind die großen aktuellen Themen oder Projekte des potentiellen Arbeitgebers? Hat der Vorstand gewechselt, hat man fusioniert, einen Großauftrag erhalten oder einen Rekordgewinn erzielt? Als Bewerber kann man so ein besseres Gefühl für die Interessen seines Arbeitgebers bekommen, und vielleicht hat der neue Job mit diesen Themen ja ganz direkt zu tun.
Unpünktlichkeit, mangelhafte Vorbereitung, unklare Jobvorstellungen ... Fehler, die im Vorstellungsgespräch passieren. Was wäre für Sie ein KO-Kriterium?
Entgegen der landläufigen Ansicht müssen die genannten Beispiele Unpünktlichkeit oder unklare Jobvorstellungen keine absoluten KO-Kriterien sein. Einem sehr engagierten Bewerber kann man durchaus eine Verspätung nachsehen, und unklare Jobvorstellungen sind für Berufseinsteiger eher die Regel. Allerdings sollte man dann daran arbeiten, seine Wissenslücken schnell zu schließen.
Tatsächliche KO-Kriterien sind andere: Erweckt der Bewerber den Anschein, er könne bereits alles, zeugt dies von wenig Fähigkeit zur Selbstreflexion. Zielorientierung und Engagement sind ebenfalls zentrale Punkte. Weder Bewerber noch Unternehmen haben etwas davon, wenn Sie als Bewerber zu einem Job nur Ja sagen, weil er verfügbar ist.
Was raten Sie künftigen Arbeitnehmern, um solche Fettnäpfchen zu vermeiden und was, wenn man bereits reingetreten ist?
Bezogen auf Zielorientierung und Engagement: Die Zielfindung liegt bei jedem persönlich, aber um Engagement zu entwickeln, muss man eine Idee haben, ob es passen könnte. Vielleicht müssen Sie sich selbst erst überzeugen (lassen)? Hier ist es ratsam, dem Arbeitgeber Löcher in den Bauch zu fragen und die Chance zu Werksführungen, Arbeitsproben oder Gesprächen mit potentiellen Kollegen sofort wahrzunehmen. Reagieren Sie umgehend auf Feedback. Bei schwerwiegenden Fettnäpfchen bleibt kein anderer Weg, als es offen anzusprechen und zu erklären, warum ein falscher Eindruck entstanden sein könnte. Ich rate jedoch, dieses Mittel mit Bedacht einzusetzen. Es bringt nicht weiter, eine Viertelstunde lang umständlich zu erläutern, wie der Fleck aufs Hemd gekommen ist.