Was macht Unternehmen attraktiv und welche Unternehmen sind es bereits? Dieser Frage hat sich Berufsstart auch in diesem Jahr wieder gewidmet und die »Top 100 Attraktiven Arbeitgeber« Deutschlands gefunden. Wie auch im Vorjahr fokussiert sich die diesjährige »Attraktive Arbeitgeber Studie« auf die von Studenten und Absolventen als wichtig empfundenen attraktiven Eigenschaften.
Der befürchtete Fach- und Führungskräftemangel hat mittlerweile an Fahrt aufgenommen und erfasst immer mehr Branchen. Die Corona Krise bedeutete lediglich eine kleine Delle im Jobangebot für die jobsuchenden Akademiker. In einigen Bereichen herrscht bereits regelrecht ein Notstand an talentiertem Nachwuchs. Besonders betroffen davon sind Unternehmen im Gesundheitswesen und in der Baubranche. Laut Angaben der Statistik der Bundesagentur für Arbeit vom Februar 2021 herrscht trotz der wirtschaftlichen Einbrüche immer noch ein Fachkräftemangel in den technischen Branchen im akademischen Sektor in der Informatik, Energie-, Mechatronik- und Automatisierungstechnik sowie im Bauingenieurwesen, hier besonders im Tiefbau. Akuter Bedarf an neuen Kräften besteht jedoch in fast allen Bereichen der Gesundheitsbranche und das deutschlandweit. Die Unternehmen haben momentan zwar mit noch nicht absehbaren Krisen zu kämpfen, die aber nicht über den grundsätzlichen Fachkräftemangel hinwegtäuschen können. Die Publikation Perspektive 2025: Fachkräfte für Deutschland zeigt in seinen Analysen eine kontinuierliche Verringerung des Erwerbspersonenpotentials von 3,6 Millionen bis 2030 auf. Attraktiv zu sein, ist für viele Arbeitgeber deshalb ein Top Thema.
Erstmals stagnieren zum Wintersemester 2021/2022 die Zahlen der Studierenden an deutschen Hochschulen. Mit insgesamt 2.947.500 Studierenden sind gerade einmal 3.400 (0,1 Prozent) mehr Studierende eingeschrieben, als im Vorjahr (statista.com). Doch gerade in den Bereichen mit Engpässen, wie im MINT Bereich, stehen auch in den kommenden Jahren zu wenig Absolventen zur Verfügung. Dennoch kann diese Aussage keinen personellen Engpass pauschal einschließen, da viele der Bewerber ein Fach studiert haben, das vom Fachkräftemangel noch unberührt bleibt. Momentan kann eher ein Überfluss an Wirtschaftswissenschaftlern und Geisteswissenschaftlern auf dem deutschen Arbeitsmarkt verzeichnet werden, weshalb die Unternehmen hier keine Probleme bei der Rekrutierung haben. Die benötigten MINT Studenten und Absolventen können die derzeitig vorherrschende Nachfrage der Unternehmen durch die wackelige Wirtschaftslage zwar abdecken, jedoch fehlt der Nachwuchs in den Zukunftsbranchen. Die Unternehmen werden also weiterhin mit Nachwuchsproblemen zu kämpfen haben.
Im Vergleich zum vorherigen Jahr ist die Zahl der vakanten Arbeitsstellen bis Februar 2022 wieder um 100.000 gestiegen(vgl. statista.com, Bestand an gemeldeten Arbeitsstellen in Deutschland 2011 bis 2022). Die Delle an Jobangeboten durch Corona ist Schnee von gestern. Der Kampf der Arbeitgeber Deutschlands um die besten Absolventen für ihr Unternehmen ist wieder sehr akut. Um den Fachkräfte Kampf für sich zu entscheiden, muss ein Unternehmen den Jobanwärtern etwas bieten können und sich auf dem Markt als attraktiver Arbeitgeber positionieren. Hierbei stellt das Employer Branding einen nicht zu unterschätzenden Faktor dar, welches auch für die Arbeitswelt 4.0 ein entscheidendes Kriterium für die Unternehmen sein wird.
Worauf Arbeitgeber ihr Augenmerk bei der Unternehmenspräsentation legen sollten und welche Attribute von Studenten und Absolventen als »attraktiv« angesehen werden, wird in der nachfolgenden Studie erörtert.
Wie auch in den Jahren zuvor, wurde an der Befragungsstruktur kaum etwas verändert. An der Umfrage für die »Attraktive Arbeitgeber Studie 2022« konnten alle Studenten, Absolventen und Young Professionals in ganz Deutschland teilnehmen. Dabei gab es keine Einschränkungen hinsichtlich der Studienrichtung. Alle Fachrichtungen waren und sind daher immer eingeladen die Umfrage auszufüllen.
An der Studie kann auf verschiedenen Wegen teilgenommen werden: Zum einen werden alle Umfragebögen bei den Berufsstart Seminaren (online) oder ausgewählten Karrieremessen (online) aktiv beworben und freigeschaltet, zum anderen besteht online die Möglichkeit an der Studie teilzunehmen.
Seit Beginn der Durchführung der »Attraktiven Arbeitgeber«, wird die Frage nach dem attraktiven Arbeitgeber in Form einer offenen Frage gestellt. Somit sind keine Antwortmöglichkeiten vorgegeben und die Teilnehmer können unbeeinflusst ihre Meinung Preis geben. Die Teilnahme an der Studie erfolgt zudem anonym.
2022 haben sich 4.277 Teilnehmer an der Studie beteiligt.
Hinsichtlich der attraktiven Eigenschaften eines Unternehmens waren sich alle Teilnehmer unabhängig von deren Studienrichtung einig: Das Attraktivste ist nach wie vor das Weiterbildungsangebot. Seitdem die Studie von Berufsstart durchgeführt wird, wurde noch keine andere Eigenschaft auf den ersten Platz gewählt. Vergleicht man die Ergebnisse der Wirtschaftswissenschaftler mit den der Ingenieure, wird 2022 deutlich, dass auch hier die Weiterbildung klar auf Platz eins angesiedelt ist.
Bei den attraktiven Eigenschaften wird ein Unterschied zwischen den beiden Studiengruppen erst ab Rang drei sichtbar. Die Ingenieure platzieren die Branche auf den dritten Rang und das Image auf den vierten Platz. Bei den Wirtschaftswissenschaftlern stehen 2022 nach dem Gehalt auf dem zweiten Platz die Aufstiegschancen auf Rang drei. Die Möglichkeit zur Weiterbildung und die gute Bezahlung ist bei beiden Gruppen mit Platz eins und zwei belegt
Wie auch in den letzten Jahren erkennt man, wie unterschiedlich die Prioritäten in den einzelnen Studienrichtungen gesetzt werden. Eine genauere Auseinandersetzung mit diesem Phänomen wird in der nachfolgenden Studie behandelt.
Welche Eigenschaft die weiblichen Befragten an einem Unternehmen als »attraktiv« bewerten, lässt sich mit den Gesamtergebnissen und denen der Männer gut vergleichen. Die Angaben der Frauen stimmen auch in diesem Jahr nicht unbedingt mit den gesamten Ergebnissen überein. Den weiblichen Teilnehmern sind das Image, Wohnort, Branche, Gehalt und Jobsicherheit deutlich wichtiger als dem Gesamtdurchschnitt. Man merkt im zweiten Jahr in Folge, dass der Gender Pay Gap nicht mehr akzeptiert wird.
Hinsichtlich der sekundären Eigenschaften, wie Arbeitsatmosphäre und Work-Life Balance, stimmen die Ergebnisse der Männer mit denen der Allgemeinheit nicht überein. Dafür messen die Frauen in diesen Punkten einen deutlich höheren Wert zu. Sie setzen sogar den Primus Arbeitsatmosphäre noch stärker in den Fokus. Aber auch die Abwechslung, Verantwortung und Familienfreundlichkeit liegen bei den Frauen höher im Kurs als in der Gesamtauswertung.